Ruf der Macht - Im Sumpf der Korruption (2016)

Warum erscheint ein so stark besetzter Film klammheimlich bei einem Billig-Label? Das macht stutzig. War wohl ein Riesenflop. Und das hat zum Teil eine gewisse Berechtigung. Handwerklich ist der Film astrein gemacht, starker klassischer Score, gediegene Kameraführung, ein Thriller für die große Leinwand und keine billige B-Movie-Ware. Knackpunkt ist das Drehbuch. Die Geschichte ist zu überkonstruiert, viele Wendungen im Plot überraschen nicht, sondern irritieren eher. Irgendwann versteht man nicht mehr alles. Einmal drüber geschlafen, fügen sich dann die Puzzleteile zusammen und doch bleiben Fragen offen. Vor allem die Motivation des todkranken Killers bleibt ein Rätsel. Es wirkt, als hätte man eine komplexe Romanvorlage auf eine massenkompatible Kurzlaufzeit zusammengeschnitten. Hier hätte man mehr Zeit investieren müssen. Die erste Hälfte des Films ist die bessere - ein spannender Justizthriller, danach wirds zunehmend unglaubhaft, wenn der Held (ein weiteres Problem - Beauty Duhamel ist kein guter Schauspieler) untertaucht und man Actionmomente einfliessen lässt. Die finale Auflösung ist dann gut gelungen, aber es bleibt halt auch manches offen.
So bleibt man dann doch etwas enttäuscht zurück: Hätte ein großer Thriller im Stil der Grisham-Verfilmungern werden können, das ärgerliche Drehbuch raubt dann aber einiges an Spannung - sonst wäre die Bewertung wohl deutlich besser ausgefallen.