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Nachdem Fahnder Nick Tschiller in der Hamburger Drogenszene ziemlich aufgeräumt hat, und dabei seine Frau verlor, ist er erstmal außer Dienst gestellt worden. Seiner Tochter Leonore “Lenny“ bietet sich die Möglichkeit, für den Tod ihrer Mutter Rache zu nehmen. Sie reist allein nach Istanbul, in der irrigen Annahme, dass sie den dortigen Schurken gewachsen ist. Es kommt was kommen muss: Lenny wird gekidnappt und schnurstracks in den nächsten Container Richtung Moskau gesetzt, zum Abrichten. Ihr Vater kriegt das spitz und mischt die Szenen in Istanbul und Moskau gehörig auf. Dass er dabei in höhere Oligarchenkreise vorstößt interessiert ihn nicht wirklich, er will nur seine Tochter wiederhaben. Der Plan, den er dabei aufdeckt, hat aber mit einer deutschen Nutte in einem russischen Puff nichts mehr zu tun, da geht es um erheblich mehr Macht und Geld als Tschiller es sich vorstellen kann. Entsprechend stark sind Widerstand und Bleimenge, die dem deutschen Polizisten a.D. entgegen gesetzt werden.

Til Schweiger macht einen neuen Kinofilm, und alle (Pseudo-) Intellektuellen und sonstigen Miesmacher haben endlich mal wieder etwas, worauf sie sich einschießen können. Schweiger sorgt für negative Schlagzeilen, also muss der Film Scheiße sein. Schweiger nuschelt, also muss der Film Scheiße sein. Schweiger ist megaerfolgreich (Was ja in Deutschland sowieso normalerweise ein Garant für Neid und Häme ist), also muss der Film Scheiße sein. Der Film ist ein Actionfilm, also kann er nur Scheiße sein.
Kommt aus den tollen USA ein geistloser Actioner mit Liam Neeson um die Ecke, so denken alle „Hui ist der toll“, aber sobald ein Deutscher das gleiche macht ergießen sich Bosheit und Schmach über ihn. Kennzeichnend für diese Befindlichkeiten ist ein Satz, den ich vor vielen Jahren in einem deutschen Filmforum im Internet fand, und der sinngemäß so ging: „Ich schaue keine deutschen Filme an, die sind immer schlecht.“ Aha, und ich schaue nicht mehr in den Himmel, der ist sowieso immer grau …

Fakt ist, dass Christian Alvart und Til Schweiger hier eine Action-Granate hingelegt haben, die den großen Vorbildern aus Übersee in absolut nichts nachsteht! Die Stunts sind grandios, die Action-Sequenzen phänomenal, die Ruhepausen kommen an genau den richtigen Stellen, und auch wenn einige Dialoge und Handlungen ausgesprochen vorhersehbar sind, ändert das nichts daran dass der Film definitiv rockt. Schweiger ist eine verdammt coole Socke vor dem Herrn, und Fahri Yardim als Buddy sorgt für den heiteren Ausgleich (und nervt nicht so wie bei den Fernsehfolgen). Angenehm auch, dass die Vorkenntnis der Tatort-Folgen nicht zwingend notwendig ist, und die dazugehörigen Figuren und Handlungsstränge geschickt erklärt werden. Trotzdem geht das ganze problemlos als Spin-Off der Fernsehfolgen durch, nur dass eben ein paar Briketts draufgelegt werden. Und zwar ein paar gehörige Briketts, allein das Showdown im nächtlichen Moskau möchte ich in meinen persönlichen Filmerinnerungen nicht mehr missen, geschweige denn die Verfolgungsjagd über die Dächer Istanbuls oder die Schießerei in dem Moskauer Hotelzimmer.

Das Motto lautet also „Nicht ohne meine Tochter“, oder anders ausgedrückt: „Die wollen Ihnen Böses antun.“ „Was meinen Sie, was ich denen antun will?“ Til Schweiger schießt und prügelt sich durch einige der härtesten Mafias Europas, und macht dabei eine verdammt gute Figur! Dass er nuschelt ist doch sowas von oberscheißdrecksegal! Der Film hat Überlänge, langweilt dabei nicht eine Sekunde, und macht auf der ganzen Linie einen höllischen Spaß. Wer da meckert, soll sich mit der Wim Wenders-Gesamtausgabe in eine Ecke verkriechen und wichsen bis er umfällt. Für alle andere gilt: Anschauen und Spaß haben!

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