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Ein von Michael Pitt gespielter Finanzberater und seine drei Kumpels schauen mehr als blöd aus der Wäsche, als ihnen ein brutaler Mafioso, gespielt von John Travolta, aufträgt, den Bruder eines Gangsters zu entführen. Die vier, die bisher ein unbescholtenes Leben geführt haben, wollen dem erst nicht nachkommen, stehen bei ihrem Auftraggeber, der seine gekidnappte Nichte freipressen will, jedoch tief in der Kreide. Sie hatten sich bei einem Aktiendeal mit geliehenem Geld verspekuliert. Eine denkbar stümperhafte Entführungsaktion nimmt ihren Lauf.

Die Personalie John Travolta ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen Tarantinos „Pulp Ficition“ und „Criminal Activities“, dem Regie-Debüt von „Watchmen“- und „Little Children“-Darsteller Jackie Earle Haley. Gerade der über allerhand Nonsens schwadronierende, mit aller Macht cool und lässig wirkende, aber auch enorm brutale Auftragskiller, den Haley selbst verkörpert, würde in „Jackie Brown“ oder „Reservoir Dogs“ nicht weiter auffallen. „Criminal Activities“ würde es in der Filmografie Tarantinos aber sehr wohl - und zwar negativ.

„Criminal Activities“ ist vor allem eines: Langweilig. Nach der Entführung des afroamerikanischen Gangsters tritt der Film über weite Strecken auf der Stelle, weil Haley die Handlung kaum vorantreibt. Die inhaltliche Leere versucht er mit coolen Dialogen zu füllen, die jedoch bei Weitem nicht so witzig wie vorgesehen sind und wahlweise um uninteressante Nichtigkeiten oder pseudophilosophischen Unsinn kreisen. Der eine oder andere gelungene Gag sowie die spärlich dosierten, aber durchaus wirkungsvollen Gewaltausbrüche sorgen derweil allenfalls für gepflegte Langeweile.

Ansonsten gibt es über „Criminal Activities“ erschreckend wenig zu sagen, was ja auch schon für sich spricht. Immerhin: die Regie ist solide, die Darsteller im Großen und Ganzen überzeugend, besonders Michael Pitt und Edi Gathegi, der ohne jeden Zweifel ein großartiges Entführungsopfer abgibt. Auch Haley kann zumindest darstellerisch sein Talent unter Beweis stellen, nur John Travolta, dem ein zweites Comeback wohl auf ewig verwehrt bleiben dürfte, tritt den Beweis an, dass seine besten Zeiten definitiv hinter ihm liegen.

Das Finale, das große As in Haleys Ärmel, das in Teilen durchaus zu überraschen vermag, hievt den Film letztendlich auch nicht mehr ins Mittelmaß und das nicht nur, weil es klar überkonstruiert ist. Finale Twists, die das Gesehene komplett auf den Kopf stellen, überzeugen nämlich nur dann, wenn sie Konsequenz eines logischen Prozesses sind, wenn sie sich die ganze Zeit über angedeutet haben, ohne, dass der Zuschauer das komplette Bild sehen konnte. „The Sixth Sense“ wäre ein Beispiel für einen solchen Twist, „Criminal Activities“ dagegen eines für ein Ende, das zwar überrascht, aber nicht begeistert, weil es allzu gewollt und teilweise haarsträubend ist.

Fazit:
„Criminal Activities“ ist nicht mal halb so cool, wie er gerne wäre, bei Weitem nicht so clever, wie er vorgibt zu sein und über weite Strecken nicht allzu unterhaltsam, weil die von Tarantino inspirierten Dialoge nicht zünden. Pluspunkte sammelt der Film allenfalls auf der darstellerischen Ebene und mit den wenigen gelungenen Gags.

40 %

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