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Saudi-Arabien ist ein Ein-Kino-Land. Will heissen: Es gibt genau ein Kino dort. Der Saudische Film? Praktisch inexistent.
Bis jetzt jedenfalls. Mahmoud Sabbaghs Liebeskomödie Barakah Meets Barakah schafft erfolgreich Abhilfe – sein Film war schon an zahlreichen Festivals zu sehen (u.a. letztes Jahr in Berlin, wo er ), auch den Sprung in die Kinos benachbarter Länder hatte es die flockige Satire geschafft; nur im einzigen Kino Saudi-Arabiens lief er bislang noch nicht. Und so wird es wohl in nächster Zukunft bleiben. Die Saudis dulden keinerlei Regimekritik.

Genau diesen nationalen Misstand greift Regisseur Sabbagh auf. Er entlarvt die rigide Auslegung islamischer Gesetze des Staates mittels einer Liebesgeschichte – mit etwas im Kino Alltäglichen also. Dass er dabei Vorsicht walten lassen musste, leuchtet ein: Vieles in diesem Gesellschaftsporträt wirkt beschönigt.

Der Film zeichnet ein unaufgeregtes Bild der Saudischen Alltags. Damit wirft er bei uns Westlern natürlich Fragen auf, die beantwortet sein wollen, will man nicht an der Oberfläche kleben bleiben. Bohrt man ein wenig nach Informationen, wird einiges des Gezeigten klarer und verständlicher. Und man lernt, Sabbaghs Courage und Effort zu schätzen – ebenso wie sein schön konzipiertes, bisweilen maliziöses Drehbuch.

Barakah, der in seiner Freizeit als Teilzeit-Sittenwächter amtet, verliebt sich in die freigeistige Bibi, die einen erfolgreichen Instagram-Account betreibt und die in Wahrheit ebenfalls Barakah heisst. Die beiden versuchen verzweifelt, sich näher zu kommen – doch wie stellt man das an in einem Land, in dem die Zusammenkunft zwischen Frau und Mann in der Öffentlichkeit unter Strafe verboten ist, wenn die beiden weder verheiratet noch verlobt sind? Ihre geplanten Treffen an versteckten Orten werden zu Spiessrutenläufen, die immer wieder wegen Nichtigkeiten platzen. Verlieben ist nicht, so das bittere Fazit des Films – Verbindungen zwischen Mann und Frau werden von den Eltern befohlen.

Sabbaghs Regimekritik erfolgt zwischen den Zeilen. Erkennt man sie richtig, erscheint ein erschreckendes Bild Saudi-Arabiens auf: Es ist das Bild eines Landes, in dem das Natürlichste der Welt – die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau – in Angst erstickt, mit Verboten belegt und somit abgewürgt wird. Das ist eine Leistung – mit einem scheinbar harmlosen Film allen Kritik-Verboten zum Trotz eine derart anklagende Aussage zu machen.

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