Bajirao Mastani ist das Paradebeispiel dafür, was in Bollywoods Großproduktionen derzeit falsch läuft im Gegensatz zu seinen südindischen Counterparts.
Was auf dem Papier durchaus interessante Ansätze hat und mit seiner epischen Laufzeit auch durchaus brauchbaren Inhalt liefern könnte, verkümmert in den unfähigen Händen seines Regisseurs zu einer lediglich optisch interessanten Nummernrevue.
Der sagen wir mal Held der Story ist ein Kriegsherr für seinen König, verheiratet und unbesiegt. Auf einer seiner unzähligen Schlachten verliebt sich eine Prinzessin in ihn und ist bereit, als seine Zweitfrau jegliche Schikane zu ertragen, vor allem auch, weil sie von anderer Religion ist und dadurch zusätzliches Konfliktpotential heraufbeschwört wird.Also was haben wir: Eine unglückliche Liebesgeschichte, eine erniedrigte Ehefrau, die trotz allem erhobenen Hauptes durch den Film stolziert, große politische Intrigen, und die Schwäche eines Mannes, der zwar im Krieg unschlagbar ist, aber seine eigene Familie nie in den Griff bekommt. Hinzu kommt eine versöhnliche humanistische Botschaft, die die Religionsgrenzen sprengt, und fertig ist das Meisterwerk, da der Regisseur ganz offensichtlich, ähnlich Ridley Scott großartige Bilder schaffen kann.
Leider nein! Denn obwohl alle Ansätze da sind, vergißt der Film über das ganze "Ich-seh-superschick-aus-bestaunt-mich" seine Story richtig zu erzählen:1. Die Liebe der beiden Protagonisten wird immer wieder mehr behauptet als dass es auf Zelluloid sichtbar ist. Mit so einem Riesenballast steht und fällt ein Liebesmelodram.
2. Die Darsteller sind dementsprechend - übrigens allesamt Megastars in ihrer Heimat - allesamt unterfordert und torkeln mehr Stummfilmmäßigentrückt durch das Bild als das sie ihre Rollen ausfüllen würden. Ausgerechnet Priyanka Chopra liefert eine halbwegs solide Performance ab.3. Es werden Konflikte aufgebaut oder angedeutet, die zu ernten zu einem späteren Zeitpunkt jeder halbwegs fähige Regisseur sich nicht entgehen lassen würde, die aber hier einfach mal unter den Teppich gekehrt werden.
4. Das Ende ist einfach ein riesengroßes Ärgernis, da auf Teufel komm raus melodramatische Gefühle erzeugt werden sollen, die allerdings jeglicher Erzählperspektive den Stinkefinger zeigen. Aber leider nicht um die Erwartungshaltung des Publikums bewußt zu unterlaufen, sondern weil der Regisseur es einfach nicht besser kann.Alles in allem ist Bajirao Mastani ein höchst professionell gemachter Film mit einer sehr verqueren Sichtweise, einer wirklich faszinierenden Story, die er nie so richtig fesselnd erzählen kann, mit einer grundsoliden und schönen Pointe, welche allerdings im ganzen Pomp untergeht. Ein Film der verschenkten Ambitionen und Möglichkeiten. Was in Erinnerung bleibt ist im Grunde genommen ein Mutter-Sohn-Konflikt, der zwar weitaus realer anmutet, da in einer realen Welt spielend, aber dennoch meilenweit hinter dem anderen großen Mutter-Sohn-Konflikt quasi desselben Jahrganges zurückbleibt: Bahubali 2. Denn jener südindische Fantasy-Actioner, der zwar zu keinem Zeitpunkt die erzählerische Finesse von Bajirao Mastani erreichen kann, hat etwas völlig anderes, was fundamental ist für großes Geschichtenerzählen: Protagonisten, die zugänglich sind und mit denen man mitfiebert. Bajirao Mastani hingegen bleibt alles Stückwerk und noch mehr schuldig. Starke Frauenfiguren hin oder her.
Tja, leider nur 4 Punkte - gerade weil hier so viel mehr möglich gewesen wäre und eigentlich auch sein müssen!