Trolliger Übertrash
Joshua hängt noch immer sehr an seinem verstorbenen Grossvater, der ihm eines Abends eine Geschichte über Trolle und Goblins erzählt. Als die Familie in Urlaub fährt, in ein verschlafenes Nästchens namens Nilbog, muss er sehr bald feststellen, dass hier die Trolle wahrhaftig beheimatet sind, doch seine Eltern wollen ihm natürlich nicht glauben, dass die Trolle chlorophyllverseuchtes Essen verschenken, um die Menschen in pflanzenähnliche Wesen zu verwandeln. Trolle sind nämlich bekanntlich Vegetarier und so ist der Mensch erst nach der Pflanzenmutation geniessbar. Die ganze Situation spitzt sich zu und zusammen versuchen Opa aus dem Jenseits und die ganze Familie sich aus den Klauen der Trolle zu befreien.
Oh lala und Holla die Waldfee. Was uns hier als direkter, aber bestimmt auch inoffizieller Nachfolger von dem bewusst trashigen TROLL 1 präsentiert wird, ist stümpferhafter Wahnsinn ohne Ende. Wusste man bei dem Vorgänger schon nicht wie man diesen bewerten sollte, so ist TROLL 2 gewiss ein Fall für zwiespältige Geister, denn beim Betrachten des Regisseurs, sollte man gewiss wissen, wie das ganze denn enden könnte und auch wird. Der Regisseur dieses billigen aber genauso ulkigen Sequels ist kein anderer als Obertrashpfeife und Co-Regisseur von Bruno Mattei. Die Rede ist natürlich von Nichtskönner Claudio Fragasso, der uns zuvor schon mit Filmen wie Zombie 4: After Death oder beispielsweise vielen Mattei-Filmen beglückte.
Wer jetzt seine Gehirnsynapsen rückwärts laufen lässt, wird sich erinnern, dass Mattei der Billigtrash und Plagiatfilmer schlechthin war und Fragasso wohl nochmals, was das Talent anging, 5 Stufen unter ihm stand. Also ist TROLL 2 bestenfalls ein Fall für einen astreinen Einser, aber: Fragasso schuf hier einen Film, der so schlecht ist, dass er wieder gut ist.
Verdammt gut nämlich, um sich Minute für Minute bepissen zu können, denn die Inszenierung ist so unbeholfen tragisch, dass selbst der letzte Depressive aus allen Löchern pfeift. Und das liegt wahrlich nicht nur daran, dass sich der Film noch als Horrorfilm endernst nimmt. Aber das mag wohl der Hauptfaktor dafür sein, dass man dem ganzen Film in all seinen Facetten wohl den Trashtron geben möchte. Während nämlich die Trolle nichts weiter als in Lumpen gesteckte Menschen sind, die ulkig geformte Trollmasken anhaben, sind die Restdarsteller wohl das schäbigste und untalentierteste, was einem wohl jemals über den Bildschirm lief. Allen voran natürlich gewisse Protagonisten, die sich in ihrem Overacting nur so austoben.
Und während man dann natürlich gewisse Mutationsvorgänge bewundern darf, passiert an der anderen Ecke wieder etwas kurioses. Da wird gekotzt, auf Essen uriniert und mit Pocorn geschmissen. Das ganze natürlich herrlich untermalt mit trashig schäbigem End 80er Pop, so dass es nur knallt. Das erfreut natürlich jedes Gemüt, vorallem wenn Fragasso stellenweise arg versucht Schockmomente einzubauen oder das ganze als Horror propagieren will, wenn Trolle von ihrer Überzeugung als Vegetarier sprechen. Das ganze ähnelt dann schon stellenweise an Bad Taste, wenn die ulkigen Viecher grüne Trankesplörre verteilen und das Opfer aus allen Poren grünen Schleim schwitzt.
Das ist nicht nur eklig anzusehen, sondern macht auch noch herrlich Spass. Auf so einen Humbug muss man erstmal kommen, doch und ja, ich muss es wiederholen, sowas als Horror zu verkaufen, das ist der Gipfel. Natürlich ist hier von Horrorstimmung keine Spur, auch wenn der an sich, sicher bei unreifen Kleinkindern zünden könnte. Desweiteren bewundert man dann halt noch extraklasse Effekte, die in ihrer Darstellung und Intensität an Street Trash erinnern und genauso begeistern. Eigentlich könnte man TROLL 2 total in der Luft zerreissen, denn nicht nur die Effekte, Darsteller und Synchro sind Trash pur, nein die ganzen Handlungsabläufe, Wendungen und Aufklärungen sind wahnwitziger Schwachsinn, und ohweh ohja, wer bis jetzt noch nicht kapiert hat, dass die Stadt Nilbog rückwärts Goblin heisst, der sollte echt an Herzinfarkt sterben.
Schon herrlich creepy das ganze, aber gruselig an sich sind bloss die Darsteller, allen voran natürlich die sogenannte Oberhexe, die über die Trolle regiert. So bescheuerte Mimik und Gestik, die vehement versucht böse rüberzukommen, verläuft sich in so unendlich unfreiwilliger Komik, dass man sich arg darüber wundern muss, ob Fragasso irgendwie pervers einen an der Klatsche hatte. Aber eins darf man ihm gewiss nicht vorwerfen, nämlich das, dass er sich nicht liebevoll um eine herrlich abstruse Story gekümmert hat. Und dabei ist es natürlich umso bemerkenswerter, dass die Darstellung zumindest so etwas wie Charakterzeichnung haben. Über diesen Film könnte man gewiss Seiten, Tage und Nächte schreiben, so spektakulär trashigst ist das Ganze.
Und ja, der Begriff Trash ist ein Wort, dass nur zu gerne bei Filmen missbraucht wird, denn jeder mag ja eine Inszenierung für sich selbst anders betrachtet einstufen, aber an diesem Film ist wirklich alles schlecht und doch wieder so dolle geil, dass TROLL 2 schon fast zur Kunst wird.
Fazit:
TROLL 2 ist Übertrash, der Oberhammer geistiger Verblödung aber auch der Gipfel der besten Unterhaltung. Von Horror keine Spur, auch wenn er sich als solcher ernst nimmt, was hier regiert ist bloss Gelächter und so hanebüchene Abläufe, dass man vor Lachen nicht mehr sitzen kann. TROLL 2 ist schlichtweg gesagt geil und einfach nur herrlich doof. Aber mindestens genauso toll.
Die Bewertung kann jeder für sich selbst entscheiden. Ob 1/10 oder 10/10, dass ist hier sicherlich beides möglich.
KULT KULT KULT, ein Phänomen.
97%