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Das kauzigste zu große Herz der Welt

"Ein Mann namens Ove" hielt sich wochenlang im Kino - und trotzdem habe ich ihn dumm ignoriert. Zum Glück konnte ich ihn nun gegen Ende des Jahres, pünktlich zu den Bestenlisten, noch nachholen. Denn dieser Sleeperhit über einen knurrig-penetranten Schweden-Opa, der seine geliebte Frau verloren hat, dadurch noch grummeliger wurde & der es einfach nicht schafft, sich umzubringen, hat es verdient, zu den besten Filmen 2016 gezählt zu werden. Zwar etwas berechenbar, kitschig & sehr manipulativ auf unseren Herzsaiten spielend, darin fast etwas an schweigersche Werke hierzulande erinnernd, doch im Endeffekt ein herzensguter Muntermacher, der gekonnt lautes Lachen mit dicken Tränen verbindet. Ove ist eine kultige Figur, die man nur lieben kann. Der trockene, nordische Humor, ein märchenhafter Stil & Soundtrack, plus seine global-wichtige Aussage, machen diesen kauzigen Schweden-Hammer zu einem (minimal zu lang geratenen) Genuss. 

Die Balance zu halten, aus einer gemein-lustigen Figur & ihren tragischen Hintergründen, so wundervoll zu erklären, warum er so ist, wie er ist - das ist eine große Kunst, die hier mühelos erscheint. Doch diese melancholisch-positive Grundstimmung, sollte man als alles andere als selbstverständlich ansehen. Wenn Gutmenschen Leute sind, die Gutes tun & wollen, dann ist "Ein Mann namens Ove" wohl ein Gutfilm. Im besten & in allen Sinnen des Wortes. Vor allem die ältere Generation war laut Kinobetreibern wochenlang begeistert - da soll nochmal einer sagen, unsere Großeltern hätten keinen Geschmack. Gegen Ende überschlagen & hetzen sich die Ereignisse zwar etwas, dazu kann man sich in etwa wirklich früh ausmalen, wie alles kommen wird. Doch mich hat der Film einfach gekriegt. Über seine schrullige Art musste ich laut lachen, in seinen wirklich erschütternd tragischen Momenten lief eine Träne (aber wirklich nur eine! ;)) & danach fühlte ich mich ein ganzes Stück besser. Viel mehr kann ein Film nicht erreichen & kombinieren. Ein geschicktes Komplettprogramm, von dem man sich doch gerne etwas manipulieren lässt. Also: Auf Saab, die bittersüßen Schicksalsschläge des Lebens & Ove! Und Tod den Weisshemden! ;)

Fazit: berührender & zudem sehr lustiger Schweden-Geheimtipp. Feel Good mit Tiefe, trockenem Humor & ganz viel unerwartetem Herz. Ein modernes Märchen!

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