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„Die Unfassbaren – Now You See Me“ erwies sich anno 2013 als überraschender Hit, „Die Unfassbaren 2“ beerdigte die Reihe drei Jahre später vorerst. Dabei lief das Sequel gar nicht mal so viel schlechter als der Erstling, war nur merklich teurer und vor allem merklich unbeliebter.
„Now You See Me 2“ setzt anderthalb Jahre nach dem Vorgänger an und beginnt mit einer Standortbestimmung der Hauptfiguren. Die Horsemen J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg), Merritt McKinney (Woody Harrelson) und Jack Wilder (Dave Franco) halten nach ihrem großen Coup die Füße still, Henley Reeves ist aufgrund der Schwangerschaft der Schauspielerin Isla Fisher abwesend, stattdessen betritt Lula May (Lizzy Caplan) als neue vierte im Bunde die Bühne. Die ist Verkleidungskünstlerin und inszeniert vor Daniel ihre eigene Enthauptung mittels Rube-Goldberg-Maschine, was eine durchaus gewitzte Darbietung ist. Gesandt wurde sie von Dylan Rhodes (Mark Ruffalo), dem Drahtzieher aus dem Erstling und Repräsentanten der Zauberer-Vereinigung The Eye, der weiterhin als FBI-Agent arbeitet. Abwesend dagegen bleibt die Interpol-Agentin Alma, mit der Rhodes im ersten Teil zarte Bande knüpfte.
Da Rhodes nicht nur auf Rache, sondern auch auf Gerechtigkeit aus ist, gibt er dem Quartett einen neuen Auftrag: Den Tech-Entrepreneur Owen Case (Ben Lamb) als Windhund entlarven, der mit den Daten seiner Kunden handelt. Die dafür veranlasste Show wird jedoch zum Fiasko, als sich ein Unbekannter einmischt, der sowohl das Zauberer-Quartett als auch Rhodes auffliegen lässt. Es ist immerhin ein nettes Unterlaufen der bekannten Formel, wenn der coole, manchmal etwas selbstgerechte Auftritt der Horsemen urplötzlich aus dem Ruder läuft, sodass sie zur Flucht gezwungen sind, die jedoch auch nicht nach Plan läuft, denn sie wachen urplötzlich in Macau auf.

Hier gibt sich Tech-Bro Walter Mabry (Daniel Radcliffe) als Hintermann zu erkennen, der nicht nur über einige grobe Henchmen verfügt, sondern die Zauberer in seine Dienste zwingt: Sie sollen für ihn einen Chip stehlen, um den ihn sein früherer Geschäftspartner Case betrog…
„Now You See Me“ war nicht immer logisch und oft auf den nächsten Twist oder das nächste Set Piece gezirkelt, aber unter der Regie von Louis Leterrier funktionierte das Rezept. Obwohl mit Ed Solomon einer der drei Drehbuchautoren des Erstlings nun das Sequel im Alleingang schrieb, kann „Now You See Me 2“ dessen Rezept nur unzureichend wiederholen, was schon an der verringerten Anzahl von Showstoppern liegt. Die durchkreuzte erste Show ist ein netter Auftakt, gerade wenn sich die Horsemen einschleichen und das Sicherheitspersonal foppen. Der Chipdiebstahl ist immerhin ein elaboriertes Wechselspiel, bei dem eine Spielkarte zwischen den Figuren getauscht wird, während sie von Wachleuten durchsucht werden, auch wenn die Glaubwürdigkeit bald aus dem Fenster geht, wenn die CGI-animierte Karte quer durch irgendwelche Sakkos und Hemden rutscht, da mag man auch der Erklärung mit den versteckten Fäden innerhalb der Kleidung kaum glauben. Vor allem aber enttäuscht das lahme Finale, das sich ausgerechnet als das schwächste von den drei großen Set Pieces erweist. Dazwischen gibt es kleinere Trickeinlagen, die von amüsant (die erwähnte Fake-Enthauptung) bis sofort vergessen (Dylans Magiekampf gegen Walters Henchmen) reichen.
Vor allem aber weiß „Now You See Me 2“ das Dazwischen zwischen den Spektakelszenen nur unzulänglich zu füllen. Mit dem inhaftierten Zauberentlarver Thaddeus Bradley (Morgan Freeman) und dem geprellten Großindustriellen Arthur Tressler (Michael Caine) kehren zwei weitere Figuren des Erstlings wieder, die noch etwas mehr Hintergrundgeschichte erhalten, aber nur so semi im Film ankommen. So richtig verloren erscheint das von Jon M. Chu inszenierte Sequel allerdings dann, wenn er die Zauberkünstler Li und Bu Bu noch unterbringen will. Mit Jay Chou und Tsai Chen in den betreffenden Rollen schielt „Now You See Me 2“ unverhohlen auf den chinesischen Markt, auf dem Ende auch fast ein Drittel des Einspiels zusammenkam. Erzählerisch bringen die Figuren aber nichts, wirken einfach nur als offensichtliche Vorbereitung für ein angedachtes Spin-Off um die beiden, schinden aber nur Laufzeit. „Now You See Me 2“ läuft nochmal rund 10 Minuten länger als sein Vorgänger, hat aber merklich weniger zu erzählen, was sich an diversen Längen bemerkbar macht.

Vor allem aber treibt die Fortsetzung das Bullshit-O-Meter in neue Höhen mit manch absurdem Twist. Gerade die Figur von Merritts Zwillingsbruder Chase, die aus dem Hut gezaubert wird und für Walter arbeitet, müffelt nach Verzweiflung auf Drehbuchseite. Meist dient Chase außerdem für lahme Wortgefechte und lahme Gags da, so wie der Humor allgemein deutlich weniger zündet als im Erstling. Überraschenderweise ist ausgerechnet Neuzugang Lula hier eine Szenendiebin mit frechen Sprüchen und einem unverhohlenen Auge für Jack, während die anderen Horsemen weniger glänzen können. Auch die jeweiligen Spezialitäten von Daniel (Illusionen), Merritt (Hypnose), Jack (Kartentricks) und Lula (Verkleidungen) werden kaum betont, stattdessen wird ihr Zusammenspiel eine Jeder-kann-irgendwie-alles-Soße, wodurch die Figuren und der Film austauschbar werden.
Doch auch mit schwächerem Drehbuchmaterial bilden Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Dave Franco und Lizzy Caplan ein charmantes Quartett, das sich elegant die Bälle zuspielt und das Beste aus dem Drehbuch macht. Mark Ruffalo, Morgan Freeman und Michael Caine schlagen sich solide, haben aber kaum Raum zum Glänzen, der Rest vom Fest ist besseres Statistenmaterial, bis auf einen: Daniel Radcliffe. Der zieht als jungenhafter Tech-Geek mit Junior-Bond-Bösewicht-Attitüde so richtig vom Leder, hat sichtlich Spaß und macht jede seiner Szenen zu einer Gaudi, die mehr Fun versprühen als die lahme Geschichte.

Was bleibt also von „Now You See Me 2“? Gut aufgelegte Hauptdarsteller, ein noch besser aufgelegter Antagonist und zwei memorable Set Pieces, dazwischen ein mal abstruser, mal bemühter und mal langweiliger Plot, der die Mythologie des Erstlings ausbauen will, aber andauernd über seine Füße fällt. Der schwache Showdown zeiht das Ergebnis noch weiter runter, das wohl niemanden verzaubern konnte, weshalb danach für fast eine Dekade Sendepause war.

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