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Wie lang zwei Stunden werden können...

Terrence Malick ist eine Legende. Eine Legende auf Abwegen, sagen mittlerweile nicht Wenige. Für mich sind er und seine Filme schwierig, aber faszinierend. Sehr Hit oder Miss. Während seine früheren Filme wie "Bad Lands" oder "Der schmale Grat" unzweifelhafte Meisterwerke sind, musste ich kaum einen Film öfters auf Grund Schlafphasen pausieren, wie "Tree of Life". "Knight of Cups" übte dann jedoch wieder eine recht stark Magie auf mich aus. Hat wohl stärker als bei allen anderen Regisseuren mit meiner jeweiligen Stimmung zu tun. "Song To Song" war jedoch so oder so ein Muss im Kino, wirken Mallicks Larger-Than-Life-Bilder dort doch noch immer am besten. Musikalischer denn je, schließt Mallick mit diesem Film die inoffizielle Trilogie seiner polarisierenden letzten Werke. "Erzählt" wird von der Liebe und der Scheinwelt, der Enttäuschung und dem Sinn des Lebens, dem Sex und der Trauer, dem Tod und dem Glück. Zwei Liebesdreiecke überschneiden sich und Weltstars wie Ryan Gosling, Rooney Mara oder Natalie Portman geben sich die fein polierte Klinke in die Hand...

"Song To Song" ist audiovisuell eine Wucht. So abwechslungsreich war ein Mallick-Soundtrack lange nicht mehr, die Bilder sind eh über jeden Zweifel erhaben und die namhaften Darsteller spielen sich ihre Seelen aus den Leibern. Dazu witzige Gastauftritte von musikalischen Weltstars (Iggy Pop z.B.) oder solchen die es sein wollen (Val Kilmer). Eine Collage der Gedanken und Worte, der Gefühle und Stimmungen. Kino des Fühlens und Über-sich-schwappen-lassens, nicht wirklich des Sehens oder gar Verstehens. Hypnotischer Flickenteppich. Das gehört dazu, das war zu erwarten, dafür muss man gewappnet sein. Trotzdem kamen mir zwei Stunden im Kino selten länger vor. Zu Beginn war ich von der mit Eifersucht durchzugeben Menage-a-Trois zwischen Gosling, Mara und Fassbender noch angetan und zumindest neugierig, doch gerade in seiner zweiten Hälfte verlor mich dieser Bilderschwamm, dieser optische Overkill, dieser philosophische Berg aus Mut und Langeweile. Und ich war auf all das vorbereitet. Wer unvorbereitet auf diese Sinnfetzen trifft, kommt um das Verzweifeln und dann Einschlafen kaum herum. Erleuchtung oder Ernüchterung? Diesmal war es bei mir eher Letzteres. Obwohl der Film, wie immer bei Mallick, nachhallt wie ein Flackern auf der Seele. Sexy, sinnlich, sinnlos?

Fazit: "Song To Song" legte leider kaum Zauber oder Faszination auf mich. Er dehnt die Zeit wie es nur Malick kann. Unfassbar gut aussehend und hochkarätig gespielt, der gewohnt meditative Bilderschwall ließ mich jedoch kalt und enttäuscht und leer zurück. Einschlafhilfe!

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