Für Michael Jacksons ‚Journey from Motown to Off the Wall‘ verarbeitete Regisseur Spike Lee eine Fülle von Material, das zum Teil aus Michaels persönlichen Archiven stammt, darunter Interviews mit Musikern und Familienmitgliedern. Zu hören sind O-Töne des Künstlers, die zusammen mit hochinteressantem Bildmaterial einen spannenden Einblick in die Zeit bieten, als Michael mit Off the Wall zum internationalen Megastar avancierte.
Die Jackson Doku von Spike Lee über den King of Pop könnte auch genauso gut als "the early Years" betitelt werden, denn Lee widmet sich der Zeit vor dem Durchbruch zum Superstar und endet, wie es der Titel schon verrät, mit dem Erscheinen des off the Wall Albums. Was ich allerdings hier sehr schade fand war, das sich Lee ausschließlich auf die musikalische Entwicklung konzentriert. So darf man natürlich den steilen Aufstieg vom jungen Steppke bei den Jackson 5 bis hin zum ersten Soloalbum verfolgen, sieht aber nicht die privaten Hintergründe, die die Fans denke ich mal auch sehr interessieren würden.
Kein Wort wird dabei verloren über seine verlorene Kindheit, die Härte seines streitbaren Vaters Joe, die vielen Operation oder die Vorwürfe an ihn zu seinem Verhältnis zu Kindern. Hier ist alles stets in Butter und in Ordnung, ob man das jetzt als Schönfärberei oder Konzentration aufs Wesentliche bezeichnen mag, soll jeder für sich selbst entscheiden. Zugute halten darf man ihm aber im Gegenzug, das er nicht nur die komplette Familie für seine Doku gewinnen konnte, sondern neben Produzenten, Songwritern etc auch eher Außenstehende des Musikbusiness zu Wort kommen läßt. Leute wie Kobe Bryant oder John Leguizamo hätte ich hier eher nicht vermutet.
Am interessantesten ist hier immer noch die erste Hälfte mit vielem Footage Aufnahmen aus Interviews und Bühnenauftritten, von denen viele noch nie gezeigt wurden. Hier werden viele Karrierepunkte geschildert, vom ersten Soloauftritt mit 14 bis hin zum schauspielerischen Versuch als Vogelscheuche in der all black Version des Wizards od Oz zusammen mit Diana Ross. Da kann man quantitativ nicht meckern. Die zweite Hälfte ist dann eher schwächer ausgefallen, denn hier wird quasi jeder einzelne Song des Off the Wall Albums gespielt und diskutiert. Da verzettelt sich Lee doch ein wenig sehr im Detail und wer kein Fan des Albums ist wird sich hier wohl irgendwann auch mental verabschieden.
So gestaltet sich das Biopic doch eher als zwiespältige Geschichte. Wenn man sich Jacksons musikalischen Werdegang interessiert, wird man hier bestens bedient. Der Mensch Michael findet dafür hier kaum statt.
6/10