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Während William Kaufman einerseits mit Auftragsarbeiten wie den DVD-Sequels „The Marine 4“ und „Jarhead 3“ für Studios abdrehte, werkelte William Kaufman auch eine ganze Weile an seinem unabhängig produzierten „Daylight’s End“, wie schon „The Hit List“ und „Jarhead 3“ nach einem Drehbuch von Chad Law.
Es sind mal wieder postapokalyptische Zeiten, hier ausgelöst durch eine Seuche unbekannten Ursprungs, welche die Weltbevölkerung dezimiert hat und ihre Opfer zu lichtscheuen Gestalten macht, die nicht infizierte Menschen attackieren und durch Bisswunden in Ihresgleichen verwandeln. Die Untoten werden nur als Dinge oder Infizierte bezeichnet, vereinen aber Elemente des Zombie- sowie des Vampirmythos. Zu letzterem gehört die tödliche Wirkung von Sonnenlicht, die Einzelgänger Thomas Rourke (Johnny Strong) in der Eingangsszene an einem der Biester demonstriert, als er es mit Hilfe seines Auto in seinem Kühlschrankversteck ins Freie zieht und die Tür des Schranks öffnet, was an „John Carpenters Vampire“ erinnert – nicht das letzte Mal, dass man sich hier an Carpenter erinnert fühlt.
Doch während man tagsüber Ruhe vor dem untoten Geraffel hat, ist der Mensch weiterhin des Menschen Wolf. Ein Spähtrupp von Überlebenden wird von Plünderern überfallen, doch ehe sich die Schurken an der jungen Sam Sheridan (Chelsea Edmundson) vergehen können, greift Rourke ein und rettet sie. Als Dank für seine Dienste bietet sie ihm eine Unterkunft bei ihrer Truppe sowie Munition und Benzin an, was der Loner annimmt, denn er versucht nicht nur zu überleben, er jagt die Infizierten auch aus zunächst nicht näher benannten Gründen, die Sam aber ebenso bald wie der Zuschauer ahnt.

Der Anführer von Sams Gruppe, der frühere Polizeichef Frank Hill (Lance Henriksen), hat einen Plan zur Flucht in ein sicheres Gebiet entwickelt, doch Nacht für Nacht belagern die Infizierten das ehemalige Polizeirevier, in dem sich die Überlebenden verbarrikadieren, sobald die Sonne untergeht...
Ein Belagerungsfilm ist „Daylight’s End“ nur teilweise, da der Tag den Überlebenden Luft zum Atmen verschafft und Raum für Erkundungstouren, ähnlich wie in Richard Mathesons ähnlich gelagertem Buch und dessen bisherigen Verfilmungen. Doch die Handlung ist auf zwei Tage und vor allem zwei Nächte verdichtet, in denen die Bedrohung für die Schutzsuchenden immer größer wird und der Fund eines zur Umsetzung von Franks Plan nötigem Flugzeug gerade zur rechten Zeit kommt. Ähnlich wie schon Carpenter bei seinen Belagerungsfilmen „Assault on Precinct 13“ und „Fürsten der Dunkelheit“ muss William Kaufman bei „Daylight’s End“ sich mit einem geringen Budget begnügen, das sich nicht nur in der limitierten Menge an Schauplätzen, sondern leider auch an einigen unschönen CGI-Explosionen zeigt. Dabei macht der Film ansonsten optisch durchaus Einiges her, denn der in kühlen Blau-, Grau- und Brauntönen gehaltene Endzeitfilm schaut – gerade für seine Budgetverhältnisse – erfreulich edel aus und erzeugt über weite Strecken richtiges Kinofeeling, auch wenn er in den meisten Ländern als DVD- und Blu-Ray-Premiere ausgewertet ist.

Carpenters Vorbild bei seinen Belagerungsfilmen war Howard Hawks‘ „Rio Bravo“ und auch „Daylight’s End“ besitzt einige Westernelemente, vor allem in der Figur des rachsüchtigen Rourke, der wie ein Mischung aus den Driftern aus Clint Eastwoods Western und Mad Max erscheint, wenn er nach einem strengen Ehrenkodex lebt, die Gemeinschaft beschützt, aber doch nie dauerhaft Teil von ihr sein kann. Rourke ist ein Archetyp, so wie die meisten Figuren: Frank ist der Leader, der seine Leute durch Prinzipien am Leben hält und wenig von Rourkes Draufgängertum, sein Sohn Ethan (Louis Mandylor) und Sam dagegen präsentieren die nächste Generation, die zwischen den Positionen Rourkes und Franks stehen und nicht wissen, wem sie sich anschließen sollen. Dabei erfährt man wenig über den Hintergrund der Figuren, doch Kaufman und Law zeichnen sie mit einfachen Pinselstrichen so, dass sie genug Profil und Charisma besitzen.
Dabei rekrutiert sich der Cast zum Teil aus Weggefährten Kaufmans, die auch ihren Anteil daran tragen, dass die Figuren funktionieren. Johnny Strong gibt den wortkargen, militärisch geschulten Einzelgänger mit ordentlich Charisma, während Louis Mandylor mit einer erfreulich facettenreichen Performance auftrumpft und den vielleicht am besten ausgearbeiteten Charakter des Films gibt. Matt Beckham ist in einer kleinen, aber prägnanten Nebenrolle dabei, während Sonny Puzikas (der Waffenspezialist bei Kaufmans früheren Filmen) als Teil eines Himmelfahrtskommandos auftritt, das Rourke anführt. Action- und Horrorveteran Lance Henriksen als Anführer ist eine sichere Bank, hat aber nur begrenzte Screentime, während Chelsea Edmundson an die junge Winona Ryder erinnert und einen guten Job macht, auch wenn das Drehbuch ihre Rolle etwas sehr zwischen Frank und Rourke schwankend anlegt.

Doch „Daylight’s End“ will kein komplexer Film sein, sondern ein straighter B-Reißer und das gelingt ihm meist sehr gut, da das Tempo hoch ist und die einfache Handlung nicht unnötig verkompliziert wird. Das Make-Up der Untoten (die im Film nur als „Things“, nie explizit als Vampire oder Zombies bezeichnet) ist gelungen, die aus Tiefgaragen und Gefängnissen bestehenden Schauplätze stimmig zu endzeitlichen Verstecken umgemodelt. Etwas schade ist, dass manche Hauptfigur beim großen Showdown etwas salopp das Zeitliche segnet, gerade nachdem „Daylight’s End“ einem Charakter zu Beginn des letzten Drittels eine würdige Verabschiedung verpasst – aber das mag mit dem Tempo zusammenhängen, das „Daylight’s End“ gerade im Finale ordentlich anzieht.
Für Action ist eh reichlich gesorgt, da sich diverse Scharmützel und Gefechte über den Film verteilen. Außer ein paar kurzen Nahkämpfen und den erwähnten paar Explosionen konzentriert sich der Film vor allem auf knackige Shoot-Outs, die vor allem von zwei Sachen leben: Zum einen der recht dynamischen Kameraführung Kelly Riemenschneiders, zum anderen dem hohen Realismusfaktor, der sich sehr gut in das Endzeitszenario einfügt. Denn die besten Überlebenschancen hätten wahrscheinlich die, die militärisches Training besitzen und ihre Kameraden in entsprechenden Taktiken schulen. Zwar besitzt die Action nicht ganz den Druck und den Wiedererinnerungswert von „Sinners and Saints“, bietet aber harte, blutige Shoot-Outs in großer Menge. Untermalt wird der Film von einem stimmigen Gitarrensound, der – wie schon die Musik zu „Sinners and Saints“ – von Hauptdarsteller Johnny Strong stammt.

„Daylight’s End“ erfindet den postapokalyptischen Reißer nicht neu, liefert aber temporeichen, druckvollen sowie stark in Szene gesetzten Actionhorror ab, der trotz des eher einfachen Scripts und des geringen Budgets vor allem Genrefreunde zu unterhalten weiß. Bei den Figuren handelt es sich zwar um Archtypen, die sind aber stark genug gezeichnet, dass man mitfiebern kann – trotz kleinerer Kritikpunkte.

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