Treibsand (1949, s/w) von John Sturges
Eines vorweg: Der dt. Titel "Treibsand" ist wieder einmal irreführend. Treibsand ist ein nur scheinbar fester Boden, der für Mensch und Tier zur tödlichen Falle werden kann. Dieses trügerische Sand-Wasser Gemisch findet sich aber nur in Feuchtgebieten oder Flussnähe. Abgesehen von einzelnen Oasen ist es mitten in der Wüste aber viel zu trocken für die Entstehung von Treibsand. Dafür gibt es hier häufig Wanderdünen - welche eigentlich auch mit dem Originaltitel "The Walking Hills" gemeint sind. Diese wiederum haben die Eigenschaft, ständig ihre Form und ihre Position zu verändern. Infolgedessen können dabei auch herumliegende Gegenstände verweht (zu- oder aufgedeckt) werden.
Dieser Film lässt sich sowohl als Spätwestern, aber auch als Abenteuerfilm mit einem Hauch Thrillerfeeling einstufen. Verglichen mit den Autos am Anfang, muss er ungefähr in seiner Entstehungszeit spielen - also Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit Beginn der 13. Minute allerdings spielt der Film, abgesehen von zwei kurzen Rückblenden, ausschließlich im Freien - fernab der Zivilisation. Und von da an wirkt er, nicht zuletzt wegen der Kleidungsstücke und den Pferden, wie ein normaler Western.
...Beim Kartenspiel erzählt Old Willy von einer angeblich wahren Geschichte aus dem Jahre 1852, bei der ein Wagentreck u.a Goldbarren im Wert von 5 Millionen Dollar geladen haben soll, dann aber in der Wüste verschwunden ist. Einer der Mitspieler behauptet sogar, an besagter Stelle schmale Holzräder aus einer Düne herausragen gesehen zu haben. Teils aus Neugier, teils aus Euphorie plant diese kleine Gruppe dann kurzerhand eine Expedition, um die 5 Wagen mit dem Gold zu finden...
Mit der Suche nach dem Gold laufen parallel zu dieser Hauptgeschichte noch zwei weitere Handlungsstränge - einmal die Jagd/Verfolgung von Shep, sowie die Liebelei von Chris (Ella Raines), die früher mal mit Jim (Randolph Scott) eine Beziehung unterhielt, aber eigentlich "Shep" Dave (William Bishop) liebt. Auf eben diese 3. Nebenhandlung und die Frau hätte ich aber auch verzichten können.
Leider muss ich persönlich aber noch weitere Kritik an der Umsetzung üben.
!!!Vorsicht ich nehme nun teilweise die Handlung vorweg!!!
- Die Expedition - gerade durch ein Wüstengebiet - hätte dramatischer und spektakulärer dargestellt werden können.
- Den Fund des Wagentrecks hätte man durchaus noch mehr hinauszögern können, um einerseits Spannung zu erzeugen, andererseits mehr Gefahren einbauen zu können. Bspw. hätte man zum Übergang in die Wüste die Gruppe durch ein o.g. Feuchtgebiet ziehen lassen können, in der dann auch tatsächlich Treibsand vorkommt. Oder eine Fata Morgana, die der Gruppe zunächst ein falsches Ziel vorgaukelt, oder Diebe oder Schlange(n)...
- Der Goldschatz von angeblich $5.000.000 passt dann anscheinend in ein kleines Ledersäckchen!? (Leicht unglaubwürdig, außerdem sollten es doch Barren sein!?)
- Insgesamt ist die Action und Spannung nur mittelmäßig.
- Es kommen hin und wieder kleine Längen auf, auch durch das Gitarrenspiel. (wobei der Musiker es durchaus verstand, ihr durch seinen Stil ungewöhnliche Klänge zu entlocken!)
- Ab und zu war ich durch die Dialoge leicht verwirrt und konnte dem Film nicht immer ganz folgen. (keine Abwertung - darüber könnte ich noch hinwegsehen.)
- Ach ja - wo ist eigentlich der Indianer geblieben, der sich immer um die Pferde kümmerte? Ich habe sein Verschwinden am Schluss bemerkt - die Gruppe anscheinend nicht!???
Naja, die Grundidee ist gar nicht so schlecht und die schauspielerischen Leistungen stimmen soweit auch, aber aufgrund des Aufbaus finde ich diesen Film, gemessen an den anderen Werken von John Sturges, nur durchschnittlich. Er bietet gute Unterhaltung für einen verregneten Nachmittag, mehr aber auch nicht. So möchte ich ihn mit 6 von 10 Punkten in der Hälfte der guten Filme platzieren, allerdings ganz unten.
Eine, in gewissen Zügen, ähnliche Geschichte wurde bereits ein Jahr zuvor verfilmt - nämlich
"Der Schatz der Sierra Madre" (1948, s/w) mit Humphrey Bogart. Dieses Meisterwerk ist in meinen Augen nicht nur eine überaus gelungene Alternative mit einer witzigen Pointe, sondern zeigt auch in bemerkenswerter Weise, wie sich Charaktere durch gewisse Umstände entwickeln und verändern können.
Außerdem wäre da noch "Dreckiges Gold" (1973) mit John Wayne zu erwähnen. Ein kurzweiliger, sehr interessant und gut gemachter Western, in dem gleich ein ganzer Zug mit Gold im Wüstensand begraben liegt. ;)