Review

Straight Into Heidelberg

Deutschland aus Sicht anderer Länder in Filmen zu sehen, ist immer wieder interessant. Mal lustig, mal zu ernst, mal total überzogen - doch meistens vielschichtiger als in unseren eigenen Filmen. "Morris Aus Amerika" ist das beste Beispiel für einen Film, der trotz so manch einem "Fuck Ju Goethe"-Gedächtnis-Klischees, unser Land überraschend vielschichtig & positiv zeigt. In der herzlichen Dramödie, geht es um den afroamerikanischen, etwas übergewichtigen Morris, der mit seinem verwitweten Vater in Heidelberg lebt & mit ihm die Liebe zum HipHop teilt. Es geht um das Außenseiter-Dasein, die Vater-Sohn-Beziehung & die ersten Mädchenbekanntschaften bzw. Tücken der Pubertät. Doch aus Sicht des halb coolen, halb verunsicherten Morris, der nachvollziehbare Probleme mit Deutschland, von Sprache bis zu den Mädels, hat, bietet der Film mehr als nur die übliche Fish-Out-of-Water- & Coming-Of-Age-Story. Er geht tiefer, ohne kitschig zu werden. 

Obwohl der Film so einige Themen in seiner kurzen Laufzeit ankratzten will & sich dabei sogar in ein paar wenig notwendigen Subplots oder schwächeren Nebendarstellern verheddert, kommt er doch immer recht schnell auf seine wirklich berührenden Kernthemen zurück. Und die sind klasse, glaubhaft & vielseitig dargestellt. Sei es der auf die Probe gestellte Bund zwischen Vater & Sohn, nicht wirklich durchsichtige Frauen oder schlicht das Sitzen immer etwas außerhalb der Gesellschaft - mit viel Fingerspitzengefühl & einem klasse Rap-Soundtrack nähert sich der der Film dem komisch-tragischen Clash der Kulturen. Mal nicht aus unserer Perspektive. Da mussten sogar einige der älteren Zuschauer im Kinosaal mit dem Kopf nicken.

Craig Robinson & Markees Christmas sind wirklich bezaubernd als schwarze Familie im idyllisch-weißen Heidelberg. Realistisch & cool, leichtfüßig & doch mit genug emotionalem Omph - ein Afroteam, dass durch den Tod der Mutter bzw. Frau nun nur noch enger zusammenrückt. Vielleicht lagen die schwächeren deutschen Darsteller oder allgemein die nicht wenigen deutschen Klischees am weitestgehend deutschen Produktionsteam, doch zum Glück nahm das nie die Oberhand. Und die Feuchtgebiete-Darstellerin als Deutschlehrerin oder auch Morris' frühreifer Schwarm Katrin, sind die positiven Ausnahmen & eh wichtigere Parts als andere Nebenrollen wie die der typischen Bullies oder der Vorurteil-Betreuer. Gegen Ende bietet der Film sogar ein paar wirklich ehrliche, traurige Worte & berührt nochmal unsere Herzen - als ob das Morris & sein Dad nicht eh schon die ganze Zeit über tun. 

Fazit: Culture Clash mit manchmal etwas stockendem Rhythmus im Blut. Doch im Herzen vor allem ein vielschichtiger, süßer Film. Über Deutschland & Amerika. Einen Vater & seinen Sohn. Und ganz besonders einen kleinen Jungen & dem Erwachsenwerden.

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