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Kurz nach Ende des amerikanischen Bürgerkrieges zieht ein unverbesserlicher Südstaaten-Captain mit einem kleinen Trüppchen durch die Prärie und wähnt sich immer noch im Kampf gegen die Yankees. So "erobert" er das bis auf den örtlichen Kneipier und eine Handvoll Dirnen entvölkerte Kaff Knoxville, um hier auf einen feindlichen Goldtransport zu warten. Der Transport kommt rasch und wird bis auf zwei Offiziere, des einen Verlobte und deren schwarzer Zofe über den Haufen geschossen; Gold gibt´s aber keines. Das mag der Captain jedoch nicht so recht glauben und foltert die Yankees, bis die Zofe fliehen kann und einen Haufen in der Prärie campierender ehemaliger Sklaven, die noch mächtig Wut auf alle damaligen Konförderierten im Bauch haben, zu Hilfe ruft.

Schon im Vorjahr schickte sich Lee Frost mit seiner "Folterranch der gequälten Frauen" an, uramerikanische Westernmythen gnadenlos zu demontieren (John Wayne hätte den Kerl nach "Genuss" des Streifens vermutlich erschossen), scheiterte dabei jedoch an seiner allzu schludrigen und langweiligen Inszenierung. Der ´69er "Scavengers" fällt dagegen handwerklich schon mal´ne ganze Ecke sauberer aus und bietet zudem auch sowas wie´ne Story und einen höheren Action-Gehalt. Losgehen tut´s in bester d´Amato-Manier mit einem ausschweifenden Bums-Gelage, das aber nicht weiter stört; eher im Gegenteil, denn beim Casting der Mädels hatte Frost diesmal wahrlich ein vortreffliches Auge:-) Kommt "Scavengers" also in der ersten Viertelstunde eher wie ein Softsexer daher, wird dem Zuschauer danach unglaubliches gewahr: das Teil ist nämlich ist nämlich wahrlich einer der mit Abstand schmutzigsten Streifen, die je den Weg auf die Leinwand fanden! Dagegen wirkt jeder Italo-Western wie eine Folge "Schwarzwald-Klinik" und selbst Jess Franco würde sich mit Schaudern abwenden - hier gibt´s Exploitation pur voll auf die Zwölf und wer eine genaue Definitionen des filmischen "Sleaze"-Begriffes sucht, wird hier bestens bedient. Um mal ins Detail zu gehen: einen Helden gibt es nicht, 90% aller Beteiligten sind schmierige Kojoten, Frauen einzig und allein dazu da, um von der ganzen Mannschaft ge-gangbangt zu werden (ob gewollt oder ungewollt), die Dialoge über alle Maßen misanthrop ("OK, wird werden sie alle töten, aber nicht, weil du vergewaltigt wurdest oder wegen der Scheißkohle, sondern einfach, weil wir grad nix besseres zu tun haben, harhar !") und im ultrabrutalen Finale beissen die meisten Akteure in epischer Zeitlupe ins Gras. Bestärkt wird das ganze noch durch ein billiges, aber passend karges Geisterstadt-Ambiente. Den Vogel schießt jedoch der Charakter des Captains ab: ein beängstigend mieser Sauhund (übrigens mit der Synchronstimme von Micheal Caine), dem keine Erektion mehr gegönnt ist, wenn die Frau sich nicht wehrt und der immerzu dreckig grinsend jeden über den Haufen ballert, der nicht zu 100% mit seiner Meinung konform geht sowie keine Gelegenheit auslässt, rassistische Litaneien ("Ich habe die Hoffnung, dass die guten alten Zeiten der Nigger-Jagd wieder anbrechen!") vom Stapel zu lassen. Dementsprechend ist "Scavengers" natürlich bei Lichte betrachtet Sex&Gewalt-Schund der übelsten Sorte, kommt der historischen Wahrheit aber damit wohl noch am nähesten.
Fazit: Der ultimative Sleaze-Western, den ich allerdings nur Querulanten und beinharten Exploitation-Fans empfehlen kann.

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