Review

Kommen wir gleich zum Punkt: Der dritte Teil ist immer der schlechteste: Was als Film im Film Witz eigentlich lustig sein soll, ist leider bittere Realität. X-Men: Apocalypse ist der mit Abstand schlechteste Film der X-Men Film Reihe (sowohl der alten als auch der neuen Trilogie). 

Was folgt ist die Analyse eines Scheiterns in mehreren Kapiteln:

Kapitel 1 bis 8 beinhalten Spoiler, weiterlesen auf eigene Gefahr, ab Kapitel 9 ist wieder alles allgemeiner gehalten.

 

Kapitel 1: Der Zeitpunkt der Veröffentlichung

betrachtet man die Filme objektiv, ist der erste X-Men Film heute nur noch eine Gurke, miese Effekte, schlechte Charakterisierung der Nebenfiguren würden so heute nicht mehr funktionieren. Aber damals war X-Men die erste Comicverfilmung die wirklich ambitioniert rüberkam. Seitdem hat sich aber die Kinolandschaft sehr stark verändert und wird vom Marvel Cinematic Universe dominiert. So ist eine durchgängige Handlung mit zig Querverweisen heutzutage eher die Regel, und es wird penibel darauf geachtet, dass alles irgendwie chronologisch zueinander passen muß. Die X-Men Filme hingegen haben immer nur Handlung für einen Film, Darsteller für Charaktere werden ständig ausgetauscht und außer Magneto gibt es keinen wirklich charismatischen Bösewicht, der über mehrere Filme der Obverbösewicht sein könnte (... hust ... Thanos ... hust).


Kapitel 2: Wiederkehrende Charaktere, die niemand sehen will

Ich sage nur Stryker! Ein Charakter, der bisher in einer einzigen Ausgabe einen Auftritt hatte, und da auch ein Priester statt Colonel war, wird eigentlich in jedem Film zu einem richtig bösen Widewrsacher aufgebaut. Dabei wird mit jedem Film ein schwächerer Darsteller mit der Rolle betraut.

Mystique als Anführerin der X-Men! Klar Jennifer Lawrence ist gerade der Superstar schlechthin, aber ihr Charakter ist eigentlich für die Filme komplett auserzählt. Und in den Comics ist sie niemals so ein wichtiger Charakter für die X-Men gewesen eher immer ein Gegenspieler.

 

Kapitel 3: Familienbande

In X-Men 2 wurde es zumindest angedeutet, aber hier wird eine Verwandschaft Nightcrawler Mystique erst gar nicht in Erwägung gezogen, wohl weil die Implikationen Mystique in keinem sonderlich guten Licht erscheinen lassen würden?

Dafür wird zwar Magnetos Familie fast komplett dargestellt, aber eine gewisse Schwester fehlt trotzdem? (Dies ist zugegebenermaßen wohl eher der Filmrechtelage geschuldet, aber  irgendwie stört es trotzdem).

Alex ist älter als Scott? Na ja was soll's?


Kapitel 4: Unausgereifte Charaktere auf der bösen Seite

Archangel: Eigentlich ein extrem ambivalenter Charakter, der eine ziemlich tragische Geschichte hat, wird zu einer eindimensionalen Karikatur verunglimpft, welche zu keinem Zeitpunkt auch nur einmal gefährlich wirken kann.

Psylocke: einer der kompliziertesten Charaktere der X-Men Story wird nur auf ihr Äußeres reduziert und bekommt nicht eine nützliche Szene. Vor allem bei diesem Charakter ist dies mehr als nur ärgerlich. Vielleicht könnte hier ein eigener Film abhilfe schaffen.

Apocalypse: Eigentlich unglaublich mächtig, was auch im Film gut dargestellt wird, und auch ein sehr interessanter Ansatz, aber was der Film daraus macht, ist leider Grütze.


Kapitel 5. Die Sache mit den Wiederholungen (Best of oder Ideenarmut?)

Haare: Rogues Haare werden im 1. X-men weiß, Storms Haare werden hier weiß (dies ist für mich der Moment, ab dem der Film richtig schlecht wird)

Militär greift X-Mansion an und entführt Schüler: X-Men 2

Stryker: gefühlt ewig

Cerebro wird mißbraucht für eigene böse Zwecke: X-Men 2

Atomwaffen werden in eigene Gewalt gebracht: Hier sehr unlogisch: Wieso benutzt Apocalypse die Waffen nicht?

Phoenix: Kommt sie noch?

Magneto: erst Verbündeter, dann Gegner, dann Verbündeter... Könnte auch heißen er ist das Äquivalent zur Dark Phoenix aus dem ersten dritten X-Men Film

Weapon X Programm

Die Liste läßt sich beliebig fortführen


Kapitel 6: Ein Regisseur, der müde ist

Singer ist eigentlich fertig, vor allem in der zweiten Hälfte des Films hat er nicht eine neue Idee, alles ist aus früheren Filmen geklaut und dramaturgisch Flickwerk...


Kapitel 7: Wartezimmer in die Apocalypse

Als Prof. X entführt wird sitzen Apocalypse, seine Reiter und Prof X gefühlt jahrelang auf einer offensichtlich gemalten malerischen Kulisse und warten, während lediglich Apocalypse bedeutungsschwangere Phrasen drischt, was soll das? Wieso benutzt er die Atomwaffen nicht als Druckmittel, wofür auch immer...

Kapitel 8: Verschwendeter Magneto

Erstmals gelingt es Singer, Magneto mehr als nur eine Facette zu geben, doch nur die erste Hälfte des Films, danach verstummt er, weil Die Macher nicht wissen, was sie überhaupt machen wollen.


Kapitel 9: Zwei Filme

Im Prinzip ist auch dieser X-Men Film wie der erste dritte X-Men Film in zwei Teile geteilt, die erste Hälfte ist sehr gute Unterhaltung mit einer kaum auszuhaltenden Spannungskurve, doch die zweite Hälfte verpufft vollends. Hier wird Logik links liegen gelassen, Charaktere werden geopfert und einfach weil es so cool war in früheren Filmen, einfach deren Best of Momente versucht potentiert zu wiederholen.


Kapitel 10: Ein verschenkter Bösewicht

Dabei hat Apocalypse tatsächlich das Zeug dazu, wenn mal richtig in Szene gesetzt sozusagen als der Thanos der X-Men Filme aufgebaut zu werden. Verschenktes Potential und dadurch umso enttäuschender. Oscar Isaac ist einfach verschenkt.


Kapitel 11: Eine neue Hoffnung

Hoffentlich lernt Fox aus diesem Desaster die richtigen Lehren zu ziehen, langfristiger zu planen und einen Regisseur einzusetzen, der etwas mehr Plan hat und nicht ständig Fehlbesetzung auf Fehlbesetzung zu reihen. Wie ich Matthew Vaughn hinter her trauere: Der Mann hat gezeigt, dass man trotz deutlicher Abweichungen von den Comics eine sehr gute Comicverfilmung abliefern kann, Singer hingegen suhlt sich in seiner eigenen Vergangenheit, anstatt in die Zukunft zu blicken.


5 Punkte

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