Italien in den 1950er Jahren. Verena ist eine Kinderkrankenschwester, die als umhereisende Nanny schon so manchen schweren Fall betreut hat. Nun kommt sie in die Toskana auf eine einsame Schlossburg, um sich um den kleinen Jakob zu kümmern, der seit dem Tod seiner Mutter Malvina kein Wort mehr spricht. Schnell bekommt Verena mit, dass Jakob dafür im Gegenzug Stimmen aus den Steinen des alten Gemäuers zu hören glaubt, denn der Geist Malvinas scheint nicht nur wegen der bewegten Familiengeschichte allseits gegenwärtig zu sein…
Freunde des gediegenen, altbackenen Romantic-Gruselers, der irgendwo auf der verschwimmenden Schwelle zwischen Mystery-Thrill und Gothic-Geisterfilm anzufinden ist, werden über „Voice From The Stone“ frohlocken, ist er doch Beweis, dass das zugegebenermaßen überholte Subgenre, welches Alfred Hitchcock 1940 mit „Rebecca“ für ein breites Publikum etablierte, zwar am Dahinsiechen aber immer noch nicht tot ist. Fans der härteren Gangart oder gar Anhänger einer hektisch-lauten Popcorn-Horror-Unterhaltung im Tom-„Die Mumie“-Cruise-Stil können mit Eric D. Howells elegant gefilmten, inhaltlich aber sehr schwermütigen Film, der in seiner fatalistischen Melancholie irgendwie an „The Others“ erinnert, wenig anfangen. Der auf zaghafte, subtile Weise funktionierende „Voice From The Stone“ ist nämlich der genaue Gegenentwurf zu heute weit verbreiteten Sehgewohnheiten: man muss sich einlassen auf das, was einem der Regisseur / Drehbuchautor da so elegisch vorsetzt und nur langsam, ganz langsam ausbreitet und enthüllt. Und da mag es dann auch sein – so wie hier – dass einem der Knalleffekt, das Überraschende oder ein Final-Twist fehlt, denn „Voice From The Stone“ endet genauso verhalten wie er anfängt und entlässt – schön mystisch – den Zuschauer mit einigen Fragen. Ob es nun an den morbiden italienischen Settings oder an ein paar motivischen Bildern (die nebelverhangene Ankunft Verenas, die Krypta etc.) aus alten Mario-„Der Dämon und die Jungfrau“-Bava- bzw. Riccardo-„The Ghost“-Freda-Zeiten liegen mag, muss jeder für sich entscheiden, aber auf jeden Fall erinnert Emilia Clarke in ihrer zur Schau gestellten Verletzlichkeit an die große Barbara Steele und ist der Rettungsanker für einen Film, der ansonsten wahrscheinlich beim heutigen Publikum Schiffbruch erleiden würde. So aber wird „Voice From The Stone“ sicherlich den einen oder anderen „Game Of Thrones“-Fan „ziehen“. Fazit: speziell, aber nicht uninteressant. Bildformat: 2,35:1. Des weiteren mit Edward Dring, Caterina Murino, Marton Csokas u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin