Review

Der attraktivste Priester der Filmgeschichte

Während der italienischen (und später deutschen) Besatzung Frankreichs folgen wir einer mittelalten Frau und wie sie den Austausch mit einem neuen Priester in ihrem Städtchen sucht, ihm Abbitte leistet und ihr Herz ausschüttet...

Sehnsüchtige Blicke

Während Melvilles Regiestil und Name später eher führ Kälte, Männer (Gangster) und Mechaniken stand, überraschte mich "Leon Morin Priest" mit seiner überraschend menschelnden und weiblichen und warmen Art. Für mich gerade wegen dieser ungewöhnlichen Nahbarkeit einer meiner Favoriten von ihm, selbst wenn auch seine späteren, kühleren Stilblüten eine Klasse für sich sind. Aber "Leon Morin Priest" ist anders. Er ist eher Umarmung als Kopfschuss. Der Krieg tobt nur am Rande. Belmondo ist sinnlich und sexy wie immer, selbst als "unnahbarer" Geistlicher. Die Kameraeinstellungen oft in und aus Beichtstühlen, durch Tücher, über Hindernisse hinweg, sind exquisit. Der ganze Film ist unheimlich stilvoll und audiovisuell on point. Klassisch und zeitlos. Man sieht wirklich selten hübschere Filme. Starke Kontraste, eine unterschwellige Sexualität und Anziehung, zwischen Weihwasserbecken und Hausfrauensünden. Nah an den vielschichtigen Figuren. Emmanuelle Riva kann man nur erliegen. Egal ob Mann oder Frau, egal ob Priester oder Sünder. Leidenschaft, Politik, Krieg und Glaube kollidieren und verschwimmen. Verführerisch und intelligent. Ein Qualitätsfilm mit gar nicht allzu hoher Einstiegshürde. Viel weniger artsy als man meint. Das ist einfach sehr gut. 

Katechismus ist dehnbar

Fazit: ein Kriegsfilm, ein Liebesfilm, ein Glaubensfilm, ein Widerstandsfilm, ein Familienfilm... dieser geistlich-sinnlich-spirituelle Kinoaustausch ist wertvoll. Und unterhaltsam. Ungewöhnlich und lobenswert warm für einen Melville.

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