Matt Damon hat sich also doch überreden lassen, noch einmal Bourne zu spielen. Nicht ganz unschuldig daran ist die Tatsache, dass man wieder Paul Greengrass dafür gewinnen konnte. Und angeblich der Story einen neuen Twist verpassen konnte...
Hört, hört...
Doch eins nach dem anderen: Jason Bourne ist untergetaucht und vertreibt sich seine Existenz als Untergrundkämpfer in Krisenregionen (erinnert ein bißchen an Rambo 3), ein Möchtegern-Assange will Informationen über die Programme des CIA verbreiten, und ein Möchtegern-Zuckerberg wird in die Überwachungspläne des CIA verwickelt, während ein sichtlich gealterter Tommy Lee Jones scheinbar alle Fäden in der Hand hält, und einen ebenfalls sichtlich gealterten Vincent Cassel einem genauso sichtlich gealterten Matt Damon auf den Hals hetzt. Bourne hat diesmal sogar zwei Gründe, zurück zu kämpfen: Eine Freundin stirbt und irgendwie scheint sein Vater auch irgendwas mit der ganzen Sache zu tun zu haben.Und natürlich dürfen die internen CIA-Grabenkämpfe nicht fehlen, samt einem Matthias-Sammer-Gedächtnis-Auftritt seitens eines sehr hohen Regierungsfunktionärs.
Also grundsätzlich haben wir alle Zutaten da für einen wirklich guten und rasanten Bourne, der nahtlos an die alte Trilogie anknüpfen könnte.Das wichtigste Wort in vorherigem Satz ist allerdings leider "KÖNNTE"!
Woran hapert es?Zum einen ist die Inszenierung zwar tatsächlich auf der Höhe der Zeit mit den betroffenen Krisenherden, dem Wikileaks-Ersatz, der Aushebelung der Privatsphäre über soziale Netzwerke usw., aber gleichzeitig ist die Action komischerweise weniger dynamisch geworden, es gibt weitaus weniger kurze brachiale Actionszenen, sondern drei ganze Plansequenzen, die für sich betrachtet zwar über jeden Zweifel erhaben sind, aber sonst relativ wenig Nahkampfsituationen oder ähnliches, was die vorherigen drei, nein sogar vier, Vorgänger so auszeichnete.
Auch ist die Tatsache, dass es zwischen Bourne und seinen Gegnern diesmal persönlich wird (wer den Film gesehen hat, wird verstehen was ich damit meine), während es vorher immer nur Aufträge oder reiner Selbsterhaltungstrieb waren, gibt dem Film einen gewissen Abzug. (Retrospektiv betrachtet mag es aber gerade im Filmgeschäft eine Tendenz zu geben, den Superagenten dieser Zeit und seinen Antagonisten eine gemeinsame Vergangenheit aufzwingen zu müssen - Siehe Bond und Blofeld als wirklich lächerlichem Pendant).Alles in allem tut dies aber nicht wirklich dem Genuß des Filmerlebnisses Abbruch, auch die herrlich ambivalente Alicia Vykander ist eine Augenweide, gerade weil bis zum wirklich sehr schicken Ende nicht klar ist, wo wir und damit irgendwie auch Bourne steht.
Ist der Film gut?Ganz ehrlich, die ersten beiden Filme sind besser, der dritte ist auch gut, der vierte (der ohne Bourne) ist auch richtig gut, aber Jason Bourne ist halt nur Bourne mit Damon. Also ja, er ist gut, verdammt nochmal, welcome back! Und was ich nach dem dritten Teil gesagt hatte, dass jetzt ruhig Schluß sein kann, würde ich gerne revidieren, er kann gerne wieder kommen, und dann wieder mit mehr kleineren und intensiveren Kämpfen und nicht nur ein paar über den Film verteilt. Sonst habe ich nichts zu bemängeln.
7 PunkteP.S.: Trotzdem würde ich auch gerne sehen, wie es mit Renners Parallel-Geschichte weitergeht, von mir aus auch in einem gemeinsamen Film.