Schier unfassbar, was uns Stan Brakhage mit "Window Water Baby Moving" vorsetzt. Denn: Der 12-Minütige Kurzfilm ist eine Dokumentation über Bakhages Frau Jane, und wie sie ihr erstes Kind Myrrena bekommt. Brakhage montiert Szenen von seiner badenden Frau in optischer, hautfarbener Harmonie mit dem Wunder der Geburt an sich.
In den ersten Minuten sehen wir in der Tat nichts weiter als Jane Brakhage völlig nackt beim Baden. Unter ihrem angeschwollenen, schwangeren Bauch sehen wir eindeutig die Bewegungen eines neuen Lebewesens. Daraufhin filmt sich Brakhage selber, wie er liebevoll seine Frau küsst. Kurze Szenen voller Lachen, Streicheln und Händchenhalten lassen uns die Freude und die Harmonie fühlen, die das Haus Brakhage zu der Zeit erfahren haben muss, ohne das wir auch nur einen Satz oder irgendeine Musik hören. Und dann hält Brakhage mit seiner Kamera fast gnadenlos auf jedes erdenkliche Detail der Geburt drauf: Als ob man selber mitten im Kreissaal stehen würde. Dabei schneidet Brakhage immer wieder zurück zu der Anfangssequenz und beginnt, seine Kamera in immer ungewöhnlichere Winkel zu stellen.
Für das Entstehungsjahr 1959 drehte Brakhage unglaublich offen, scheut keinerlei Tabus und dreht exakt das, was "Window Water Baby Moving" sein soll: Eine explizite Dokumentation über die Geburt seines ersten Kindes. Genauer, poetischer und filmisch interessanter kann man diesem beachtlichen Anspruch nicht begegnen. Sicherlich kein Film, den man als Aufklärungsfilm in der Schule wiedertrifft, aber auch nicht die Art von Film, die man sich zu seiner Unterhaltung ansehen würde. Dennoch ein beachtliches, mutiges, neuartiges Werk.