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Superheldenverfilmungen beherrschen nach wie vor die großen Leinwände, doch bei dem ganzen Einheitsbrei kann man diverse Figuren auch schon mal verwechseln. Fernab vom üblichen US-Hochglanz kommt indes das Debüt des Italieners Gabriele Mainetti daher, welches teilweise geschickt auf Dekonstruktion einiger Genreklischees setzt.

Kleinganove Enzo (Claudio Santamaria) befindet sich auf der Flucht vor der Polizei und springt zur Ablenkung in den Tiber, wo er mit radioaktiv verseuchten Fässern in Berührung kommt. Erst später bemerkt er die daraus resultierenden Kräfte und raschen Selbstheilungsprozesse. Seine Nachbarin Alessia (Ilenia Pastorelli) sieht in Enzo einen Superhelden, doch Mafiascherge Gipsy (Luca Marinelli), wittert seine große Chance, mithilfe der Superkräfte Rom umzukrempeln…

Die Geschichte basiert vage auf dem 70er Jahre Anime „Steel Jeeg“, was von Alessia näher gebracht wird, die sich offensichtlich komplett in dem Universum der Mangafiguren befindet.
Enzo ist hingegen ein grummeliger Misantroph, ein kompletter Anti-Held, der in seiner heruntergekommenen Butze zwischen Pornos und vollen Aschenbechern haust. Erst durch einen Zufall entdeckt er seine Superkräfte, doch anstatt sie sinnvoll zu nutzen, hebelt er mal eben einen kompletten Geldautomaten aus, mit Tinte besudelte Geldscheine inklusive.

Leider steht die Romanze zwischen Enzo und Alessia häufig im Vordergrund. Diese ruhigen Momente sind zwar stimmig inszeniert und die Chemie zwischen den beiden Mimen ist spürbar, doch die eigentliche Geschichte wird dadurch stets ein wenig ausgebremst und es entstehen nicht selten Längen.
Auch das Mafiagedöns nimmt einen Großteil der Handlung ein. Mit dem hat Enzo jedoch nicht viel zu tun, denn erst im letzten Drittel treffen die Antagonisten aufeinander, während ein paar interne Kabbeleien immerhin einige Gewaltspitzen zutage fördern.

So geht es denn eher ein wenig unterkühlt zu, da Enzo sich keineswegs für den guten Zweck einsetzt und nur einmal von seiner Vergangenheit berichtet, in der es alles andere als behütet zuging. Entsprechend selten setzt der Stoff auf Actionszenen oder den Einsatz der Superkräfte, etwa, als eine Straßenbahn angehalten wird oder final die Detonation einer Bombe verhindert werden muss. Sonderliche Schauwerte werden nicht geboten, doch für das verhältnismäßig geringe Budget geht die Ausstattung durchaus in Ordnung.

Vergleichsweise unaufgeregt erzählt Mainetti von einem Superhelden, der von der Voraussetzung keineswegs einem solchen entspricht. Das schafft im Subgenre eine willkommene Abwechslung, während Rom an sich, jedoch auch die ranzigen Fleckchen als stimmungsvolle Schauplätze taugen. Leider kommt bei alledem nur selten Spannung auf und besonders im Mittelteil entstehen einige Durchhänger, doch wer fernab von Marvel und Konsorten nicht auf Superhelden verzichten möchte, erhält eine zuweilen unterhaltsame Variante.
6 von 10

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