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Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär

Mit „Triangle“ hat Regisseur Christopher Smith vor 10 Jahren einen wirklich tollen Zeitschleifen-Thriller geschaffen, „Severance“ hatte sich zuvor schon eine kleine, kultige Fangemeinde aufgebaut und sogar „Creep“ davor, mit Franka Potente und einem monströsen Subway-Monster, konnte ich genug abgewinnen. Doch im aktuellen Jahrzehnt kam von dem Mann kaum noch Erwähnenswertes und „Detour“ reiht sich in diese Belanglosigkeit nahtlos ein. In einem zahnlosen Mix aus Tarantino, Noir-Thriller und Wannabe-„Bandersnatch“, folgen wir einem jungen Studenten, der eines Tages im Suff in einer Bar einem Dealer genug Geld anbietet, um seinen Stiefvater umzubringen. Doch ab diesem Zeitpunkt läuft alles anders als geplant und die Dinge nehmen (manchmal auch in „alternativen Zeitlinien“ festgehalten) unvorhersehbare Verläufe...

„Detour“ sieht hübsch aus, ist mutig erzählt und fühlt sich manchmal frisch und kreativ an. In seinen besten Momenten. Zudem punktet er mit drei der angesagtesten und talentiertesten Jungdarstellern, die man momentan in der Traumfabrik finden kann. Tye Sheridan, Emory Cohen und Bel Powley sind die Wucht und werden, wenn nicht irgendetwas noch ganz schief läuft, Megastars. Ihr Talent beweisen sie in jedem Projekt, in dem sie mitmachen und das sie bereichern. Schlecht, habe ich keinen der drei bisher erlebt, immer sehr eigen, kraftvoll und extrem vielseitig. „Detour“ bildet da keine Ausnahme. Leider reichen ein paar Stylepunkte und drei aufgehende, motivierte Stars nicht ganz, um über ordentliches Mittelmaß hinaus zu kommen. Die Geschichte ist halb so überraschend wie sein meint zu sein, die verschachtele Erzählweise verwirrt fast mehr als sie fesselt und die Figuren bleiben blass, trotz Megatalenten dahinter. Das muss man bei einem solchen Potenzial an allen Ecken und Enden auch erstmal schaffen. „Detour“ wäre, wenn man nach seinem Namen und seinen Hommagen geht, wohl gerne ein kleiner Indie-Hit wie der gleichnamige Edgar G. Ulmer-Noir-Klassiker von 1945. Doch dazu fehlt es, wo es nur fehlen kann. Oder anders gesagt: „True Romance“ gone wrong. Gestorben in Schönheit, verfahren in Umleitungen.

Fazit: unheimlich bemüht wirkender und belangloser Neo-Noir, der einige der heißesten jungen Hollywood-Newcomer und schicke Bilder bietet, jedoch insgesamt kaum fesselt, überrascht oder flasht. Die Erzählweise meint sie wäre clever und cool, ist aber fast das Gegenteil, bewirkt wenig mehr als Achselzucken und Verwirrung. Manchmal interessant. Meist lahm. Schade!

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