Review

Ein neuer Blick

Eine routinierte bis legendäre Dokufilmerin erstellt eine bemerkenswerte Collage querbeet durch ihre jahrzehntelange Karriere, allein dieses Unterfangen und die Breite hat verdient einiges an Respekt und Ehre.

Von intimen Momenten bis zu verletzlichen Händen, schafft sie hier immer wieder ein paar erstaunliche Wenden. 

Thematisch, stilistisch, geografisch, wird’s nie zu kitschig, plakativ oder grafisch.

Etwas sprunghaft und mir nicht immer ganz klar wirkt's zwar auch, dennoch macht „Cameraperson“ von einigen geschickten Tricks und mächtigen Momenten Gebrauch. 

Man spürt die Empathie und Menschlichkeit, für manch einen Offenbarungseid scheint man seelisch kaum bereit. 

Aus „Ausschuss“ anderer Dokus muss man dieses Geflecht erstmal schaffen, selbst wenn manch ein Kapitel eher kämpft mit stumpfen Waffen.

Doch es ist das Leben, echt und ungefiltert, ich hoffe manch einer lässt hier von seinem emotionalen Schild ab.

Ein wenig mehr Fokus und weniger kurze Clips täten eventuell gut, dennoch spürt man hier einfach durch den Bildschirm Schweiß, Tränen und Blut. 

Ob Sonnenblumen im Wind oder ein Hackebeil mit Kind, eilt man rastlos und objektiv durch die Welt ganz geschwind.

Ob nun Orte des unsagbaren Grauen und Schrecken, wird dieses bewegliche Wimmelbild sicher einige auch langweilen und wenig schmecken.

Doch als Flut von Bildern, Eindrücken und Gefühlen, kann einen das - und wenn’s nur unterbewusst ist - schon ganz schön aufwühlen.

Vor allem eine Geburt bzw. die Situation mit einem um Leben und Luft ringenden Neugeborenen hat mich komplett gebrochen, da waren Puls, Herz und Augen am rasen, pulsieren und kochen.

Doch auch in scheinbar weniger dramatischen oder lebensverändernden Momenten können die Aufnahmen berühren, positiv zum Drehen der Rädchen führen.

Fazit: recht beliebig zusammengestellte Momentaufnahmen der Schönheit, der Intimität, der Menschlichkeit… „Cameraperson“ wertet nicht und dringt mit klarem Blick in den besten Momenten bis zur Seele durch. Bei seinen Subjekten als auch bei uns Zuschauern. Leider gibt’s aber auch Leerlauf oder Fragmente, die mich komplett kalt lassen.

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