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Ein Film von Terry Gilliam ist immer ein visueller Rausch der Sonderklasse, an diesem Standpunkt gibt es auch nach „König der Fischer“ nichts zu rütteln. Die Geschichte um einen Radio-DJ, der nach einem einschneidendem Erlebnis seinen Lebensmut verliert und auf der Suche nach dem Sinn seiner Existenz bei einem Obdachlosen fündig wird, wurde vom Ex-Monty-Python optisch wieder einmal so extravagant verpackt, dass man sich noch lange daran erinnert.

Es ist im Grunde genommen nichts weiter als ein klassisches Märchen, das hier erzählt wird, verpackt in die Großstadtszenerie New Yorks im ausklingenden 20. Jahrhunderts. Dort spielt sich ein menschliches Drama ab, als ein Moderator einem Anrufer, der die Yuppie-Gesellschaft satt hat, rät, einen Schlussstrich zu setzen. Gesagt, getan: Der psychisch labile Mann richtet in einer Bar ein Blutbad an, zahlreiche Menschen sterben und der Discjockey Jack ist fertig mit seinem Leben. Als er sich umbringen will, bewahrt ihn ein Obdachloser, der sich selber „Parry“ nennt, vor schlimmerem Übel und nimmt ihn in seiner verwahrlosten Wohnung, einem Heizungskeller, auf. Als Jack erfährt, welches Erlebnis Parry aus seinem geregeltem Leben warf, findet er in der aufopferungsvollen Hilfe für Parry einen neuen Lebenssinn.

Jack ist der Lebensmüde, Parry ist der verrückte Kauz, dem alleine die Suche nach dem Heiligen Gral Kraft gibt, seinen Alltag zu ertragen. Da Parry Jack für den Auserwählten hält, der ihm bei der Suche hilft, geben sich beide gegenseitig einen Lebenssinn und sehnen sich nach einem glücklichen Leben, was auch zwei Frauen tun: Anne ist Jacks Traumfrau, der das aber nie so richtig merkt, bis er sein Trauma vollständig überwunden hat und Lydia ist Parrys Angebetete. Sie führt ein tristes Leben, bis sie Jack und Anne mit Parry verkuppeln wollen. Am Ende, soviel sei gesagt, finden alle irgendwie zu ihrem persönlichen Glück und lassen ihr altes Leben hinter sich.

Gilliam wäre nicht Gilliam, würde er seine Geschichte konventionell erzählen. Stattdessen wirft er dem Zuschauer wieder zahlreiche surreal anmutende Sequenzen vor, versetzt den Heiligen Gral in eine New Yorker Wohnung, die eher einer mittelalterlichen Festung gleicht, lässt einen „Roten Ritter“ durch den Central Park reiten und macht eine gefüllte Bahnhofshalle zu einem rauschenden Ball. Letzte Szene ist neben derjenigen, in der Parry Jack die Geschichte vom „Fischerkönig“ im Central Park erzählt, die schönste des gesamten Films.

Wie es sich für ein anständiges Märchen gehört, mündet das alles in einem wunderbaren Happy End mit Message, die aber auf keinen Fall irgendwie aufgezwungen wirkt. Alle Beteiligten haben ihr altes, trostloses Leben hinter sich gebracht und stehen vor einer neuen Zukunft.

Herausragend sind die schauspielerischen Leistungen, vor allem der vier Hauptdarsteller. Robin Williams beweist erneut, dass es keinen besseren als ihn gibt, wenn es darum geht, Komik und Ernsthaftigkeit unter einen Hut zu bringen. Sein kauziger Parry ging ebenso in die Filmgeschichte ein wie Jeff Bridges als gebeutelter Radio-DJ, der trotz seiner manchmal arroganten Art am Ende die Sympathien auf seiner Seite hat. Nicht vergessen darf man die mit dem Oscar gekrönte Mercedes Ruehl und Amanda Plummer, die ihre Parts ebenso überzeugend spielen.

„König der Fischer“ ist vor allem bei Erstansicht ein wunderschöner Film mit unzähligen Überraschungen, genauso wie man das von Terry Gilliam erwartet. Wer sich nicht an einigen Ausflügen ins phantastische stört, wird mit einem optischen Leckerbissen nach dem anderen und überragenden Darstellern belohnt. Bis zu diesem Zeitpunkt Gilliams gefühlvollster Film, klare Empfehlung!

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