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Jeff Bridges spielt einen Radiomoderator, der seinen Job verlor, nachdem ein irrer Zuhörer wegen seiner zynischen Kommentare einen Amoklauf startete. Schließlich trifft er auf einen verrückten Obdachlosen, gespielt von Robin Williams, der seine Frau bei eben jenem Amoklauf verlor und seitdem auf der Straße lebt. Um sein eigenes Trauma zu überwinden und Wiedergutmachung zu leisten, beschließt er, dem Obdachlosen zu helfen und eine Frau für ihn zu finden.

Wer hätte dem "Monty Phyton"-Komiker und Regisseur Terry Gilliam wohl zugetraut, dass er in Amerika Fuß fassen würde und auch in anderen Genres Erfolge feiern könnte. So lieferte er mit "Brazil" zunächst eine sehr bizarre Satire ab und zeigt nun mit seiner Tragi-Komödie "König der Fischer", das er auch für Gefühlskino durchaus ein geeigneter Regisseur ist, bevor er schließlich mit "12 Monkeys" und "Fear and Loathing in Las Vegas" zwei Kultfilme hervorbrachte.

Die Story ist sehr gut gelungen und bietet durchaus eine gelungene Abwechslung zum Mainstreamkino. Die Charaktere sind vielschichtig konstruiert und besitzen weit Jenseits der Stereotypen Hollywoods sowohl amüsante, als auch tragische Aspekte, wobei man sich vor allem bei den beiden Hauptfiguren, dem ausgelaugten Radiomodoratoren und dem scheinbar verrückten Obdachlosen Mühe gibt, aber auch bei den, meist ziemlich skurril gestrickten Nebenfiguren. Die Handlung beeindruckt dennoch durch eine gewisse Tiefe, einige amüsante Situationen, tragischen und emotionalen Momenten, die durchaus eine gewisse Dramatik aufbauen können, aber dennoch kann sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nach dem, doch relativ geläufigen Schema einer Tragi-Komödie, eines Märchens für Erwachsene gestrickt ist und zumindest in groben Zügen relativ kalkulierbar ist, wobei sie durch die liebevoll gestalteten Nebenhandlungen dennoch immer wieder aufs neue überraschen kann und vor allem zum Ende hin einige schockierende Wendungen drin sind.

Gilliam setzt den Film sehr fantastisch in Szene und hält sich auch hier, wie schon in "Brazil" und später bei "12 Monkeys" von konventionellen Methoden fern. Optisch ist der Film sehr beeindruckend geworden. Die Bilder sind schön anzusehen, ein bisschen märchenhaft geworden, stellenweise, beispielsweise, wenn der rote Reiter zu sehen ist, aber auch mysteriös. Die geheimnisvolle, emotionale und getragene Filmmusik untermalt die mitreißende Atmosphäre, die den Zuschauer durchaus zu fesseln vermag. Die Gags dosiert Gilliam hervorragend und serviert sie allesamt sehr liebevoll, sodass der Film seine Ernsthaftigkeit nicht verliert, aber dennoch leicht und locker seine vielschichtige Handlung abspult. Bei der Erzählstruktur macht er allerdings einige Fehler. Gilliam beschleunigt das Tempo immer mal wieder kurzzeitig, verlangsamt es dann wieder und verirrt sich teilweise selbst in seiner Handlung, es scheint, als würde ihm der Film stellenweise entgleiten, aber in "12 Monkeys" sollte er diesen Fehler später beheben. Unterhaltsam und bewegend ist sein Film dennoch.

Nachdem er zuletzt in "Die fabelhaften Baker Boys" und "Tucker" mit guten Leistungen überzeugte, steigert sich Jeff Bridges in "König der Fischer" noch einmal und liefert eine der besten Leistungen seiner Karriere ab. Er spielt seine Figur zwar mit Ecken und Kanten, legt aber dennoch die nötige Sympathie an den Tag und stellt einen angenehm ruhigen Gegenpol zum überaus unruhigen Williams dar. Robin Williams, der hier nach "Die Abenteuer des Baron Münchausen" erneut unter der Regie von Gilliam zu sehen ist und seine letzte viel versprechende Rolle vor seiner Zeit beim Kinderfilm absolviert, nachdem er in "Good Morning, Vietnam" und "Der Club der toten Dichter" brillierte, weiß ebenfalls zu überzeugen. Williams präsentiert sich dabei gewohnt gut und sympathisch, baut eine enorm hohe Leinwandpräsenz auf, zieht dabei das Mitleid des Zuschauers auf sich und serviert die Gags sehr liebevoll. Mercedes Ruehl überzeugt in ihrer Nebenrolle ebenfalls voll und ganz, wofür sie sich den Oscar redlich verdient hat und auch die Leistung von Amanda Plummer als merkwürdige Buchhalterin ist hervorragend, genauso, wie der restliche Cast.

Fazit:
"König der Fischer" ist eine rundum gelungene Tragikomödie, die durch ihre tiefe Charakterkonstruktion, einen überragenden Cast, sowie eine unkonventionelle Inszenierung mit einer berauschenden Optik durchaus zu unterhalten weiß, zumal durchaus einige Lacher in den Film integriert sind. Stellenweise ergeben sich leider dennoch ein paar kleine Längen und die eine oder andere Übertreibung, dennoch ist der Film, der weit jenseits der Stereotypen Hollywoods liegt, auf jeden Fall empfehlenswert.

71%

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