Review

Spring Break in Friesland!
Motorbootrennen in Kanälen, Bier und Pillen ohne Ende, dazu Stakkato-Euro-Techno für Whoo-Girls und naturblonde Muskelprotze.
Willkommen in Holland, wo knapp zwanzig Jahre nach dem ersten „Scream“-Film dessen eigener Epigone „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ (bzw. vorletzten, in diesem Fall) noch einmal sauber durchdekliniert wird.
Ein Zufall? Ach deswegen diskutiert Neve Campbell in ihrer Traumrolle noch einmal vom TV-Schirm mit ihrem maskieren Angreifer, während der Plastikmaskenmann mit Zugriff auf eine umfangreiche Werkbank und Bohrmaschinen- bzw. Sägensammlung schon ums Haus schleicht.

Inhaltlich werden hier keine neuen Rezepte ausprobiert, das ist so typisch klassisch uramerikanisch, wie es nur geht, sauber und technisch gut ausgefeilt umgesetzt. Rote Heringe galore, alle dürfen sich mal verdächtig machen, nachdem die Schuld aus der Vergangenheit mal wieder kieloben schwimmt.

Interessant dabei ist, dass der ausgehende Todesfall eigentlich wirklich ein Unfall ist. Klar, man hat den armen Typen Extremtemperaturen ausgesetzt, aber schließlich sind er und sein Schniedel freiwillig im Waschzuber mit den Eiswürfeln gewesen und alles, was die Beteiligten wollten, war der Anklage wegen fahrlässiger Tötung zu entgehen (die vermutlich nicht mal Erfolg gehabt hätte)
Also fragt man sich, wer es denn wohl sein könnte, der das schöne Traumhaus angemietet hat, über das (und die Begrüßungsschale mit den Eiswürfeln) unsere „party people“ sich nicht genug Gedanken machen, bis das erste Mal ein Bolzenschußgerät zum Einsatz kommt.
Ist es die durchgeknallte religiöse Mama des Opfers, die ziemlich nah am Wrack durch den Film taumelt? Ist es Sozio-Psycho-Path-Freund Boris, der dem Titel „Arschloch des Jahrzehnts“ ganz neue Dimensionen verleiht? Ist es Stubenhocker und Todesfallprofitierer Peter? Oder hat Kumpel Thijs ein Gewissen entwickelt? Oder gibt es da vielleicht doch einen jemand anderen, der die alte Geschichte für sich blutigst beenden will?

Ganz so durchsichtig ist die Chose zum Glück nicht geworden, weil das Motiv des Täters uns erst noch erklärt werden muss, aber wahnsinnig lang ist die Liste der Verdächtigen nicht, die nebenbei noch in dem Film auftritt und da man uns wohl keinen vollkommen unbekannten Täter präsentieren wollte, ist das Ding eigentlich schon vor dem letzten Drittel durch.

Bis dahin meuchelt die recht kompetente Regie von Martijn Heijne noch so einige Buben und Mädels weg, allerdings hat man sich – zum Ärger der Slasher/Splatterfans – für eine FSK-16-taugliche Bebilderung entschieden, so dass die meisten Morde nach dem Vorher-Nachher-Prinzip präsentiert werden und kurz vor dem detaillierten Gore meistens ausgeblendet werden. Anders etwa als bei „Scream“, wo die Gewalt durchaus realistisch in die Handlung eingebunden wurde, zieht der Niederländer hier meistens die Zügel an, was gerade angesichts der recht ignoranten Clique doch schade ist, arbeitet man sich doch meistens beim Slasher dieser Art auch an Revanchegefühlen ab. Da ist es fast ärgerlich, wenn bei den größten Arschgeigen der Todesfall so zahm ausfällt.

Der einzige Unterschied zum US-Vorbild ist das Fehlen von generellen Sympathieträgern, die sich schnellstmöglich als „final girl“ ausmachen lassen. Zwar deutet sich schon früh anhand der Zentrierung einer Figur etwas an, doch schlussendlich mischt man doch noch etwas mehr durch.
Ein erhellender Moment ist dann auch, wenn während des Showdowns dem Täter vorgeworfen wurde, er hätte eine Unbeteiligte ermordet und der sich dann wegwerfend rechtfertigt, dass die Bratzen sich alle so ähnlich sähen.

Natürlich geht es auch hier nicht ohne Schlußgag aus der (scheinbaren) „Carrie“-Ecke ab, aber irgendwie scheint die Sequenz doch eher in ein anderes Subgenre zu gehören.

Insgesamt ein solider Slasher mit allerdings zu wenig Slash und zu vielen Rave-Bildern, der sich bisweilen zu lang an seinen Figuren abarbeitet. Das gibt dann nur Durchschnitt, aber bei all den doofen und saublöden Genrefilmen ist das schon fast durchweg positiv zu nennen. (5/10)

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