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Raman (Nawazuddin Siddiqui) ist ein psychopathischer Killer, der in Mumbai bereits 9 Menschen getötet hat, als er sich der Polizei stellt. Doch Kommissar Raghav (Vicky Kaushal) glaubt, der mittellose Mann wolle sich nur warmes Essen und ein Bett im Gefängnis erschleichen. Er lässt Raman von seinen Kollegen verprügeln und 3 Tage lang ohne Nahrung einsperren…

Eine Frauenstimme singt einen flotten indischen Popsong. Doch das ist nicht Bollywood! Denn die Stimme beschwört, „Schlag noch mal zu. Brich den Bann. Verderbe das Trinkwasser mit einem Rinnsal von Gift.“, während Raman erst seine Schwester, dann den Schwager und schließlich seinen kleinen Neffen mit einem Kuhfuß erschlägt. Es ist der Film von zwei ungleichen Charakteren, die dann doch mehr gemeinsam haben als man zuerst ahnt: Raman ist ungebildet und schwer gestört, hält sich aber für eine Art Racheengel Gottes und neigt dazu mit vielen Worten sein abstruses Weltbild zu verbreiten, wobei er auch mit seinen Taten protzt. Er verehrt den realen, indischen Serienmörder Raghav Raman, der zwischen 1965 und 1969 mindestens 41 Menschen getötet hat. Ausgerechnet bei seiner ersten Tat, dem Mord an seinem Onkel, kommt ihm Kommissar Raghav in die Quere, den der Killer schon wegen des Namens als Seelenverwandten zu erkennen glaubt. Raghav ist das denkbar schlechte Bild eines Polizisten, der permanent Koks, Ecstasy und wer weiß, was sonst noch konsumiert, mehrere Morde auf dem Gewissen hat und seine Freundin („Du bist die Frau, die ich ficke“) wie den letzten Dreck behandelt. Als er nach dem Blutbad an Ramans Familie feststellt, dass er den Killer hat laufen lassen, verliert er den letzten Rest von Selbstachtung. Rainer Stefan, Leiter des 30. FFF, klärt das Publikum auf, dass es mit einem knallharten Thriller zu rechnen hat, wobei sich die durchaus extreme Gewalt weitgehend im Kopf des Zuschauers abspielt, so dass dieser großartige Thriller Ende Oktober 2016 mit einer FSK16 im deutschen Heimkino startet. Großartig, weil Regisseur Anurag Kashyap (geb. 1972 „Gangs of Wasseypur“ 2012) seine Geschichte in grandiosen Bildkompositionen erzählt, die starken Darsteller alles geben und die immer noch von Männern dominierte indische Gesellschaft mit ihrer korrupten Polizei gnadenlos bloßgestellt wird. Viele Szenen sind in den Slums von Mumbai entstanden. Rainer Stefan hat recht, nach Raghav Raman 2.0 (Originaltitel) muss man sein Bild vom indischen Film revidieren. (9/10)

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