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Auf einer kleinen Forschungsstation im Polarmeer herrscht Unruhe: Das umgebende Eis ist den Messungen zufolge unglaublich dünn geworden, wofür es zunächst keine Erklärung gibt. Doch die Ursache dafür ist nicht weit: ein Haufen aggressiver Haie, die mit ihren Rückenflossen wie Butter durch das Eis schneiden und zuvor schon den einen oder anderen Jäger samt Schlittenhundgespann verfrühstückt haben, nähert sich dem Gebäude.
Als die Wissenschaftler die Gefahr erkennen, ist es bereits zu spät, denn die Haie sägen immer dichtere Kreise um die Station, die irgendwann nur noch auf einer kleinen Eisscholle treibt. Als die Raubfische dann auch noch durch ein Wasserbecken in der Station kurz Hallo sagen, dämmert den Insassen nicht nur, daß sie wohl die Abdeckkappe vergessen haben (soll vorkommen), sondern die Geschichte insgesamt wohl auch kein gutes Ende nehmen könnte, zumal der Funkmast, über den man gerade noch S.O.S. gefunkt hatte, sich im selben Moment verabschiedet. Da will das stählerne Gebäude natürlich nicht nachstehen und taucht ebenso akkurat Richtung Meeresboden ab, während dessen Bewohner erstaunlich ruhig darüber fachsimpeln, ob sie vom Wasserdruck in 90 Fuß Tiefe (ca. 27 Metern) zerquetscht werden und was wohl passiert, wenn das Ding umkippt. Aber hey, Glück gehabt, die Station landet aufrecht am Grund und als die Haie zu neugierig durch die Fenster glotzen, werden diese mit Luken von innen zugeschweißt...

Ice Sharks ist ein weiterer Streifen aus der berühmt-berüchtigten Asylum-Schmiede, deren filmischem Schaffen ein zurecht verheerender Ruf vorauseilt. Der im US-Original erstaunlich wenig reißerische, ja geradezu unauffällige Titel und die ansprechende Location irgendwo im ewigen Eis, gepaart mit halbwegs normalen Darstellern können freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich auch bei diesem Tierhorror-Katastrophenfilm um eine Trashgranate erster Ordnung handelt. Dies liegt weniger an den Phantasie-Haien und deren miserabler CGI-Implementierung, als vielmehr an der völligen Außerkraftsetzung sämtlicher physikalischer Gesetze.

Gleichwohl bereits in der Eröffnungssequenz offenbar ziemlich dämliche Schlittenhunde vom Hai unter Wasser gezogen werden und dieser kurz darauf sogar das nasse Element verläßt, um auf dem Eis einen unvorsichtigen Zweibeiner zu erwischen - alles Dinge, die der geneigte Trashfreund ohnehin erwartet - besteht der eigentliche Oberhammer in der Erklärung, daß viele Dutzend Meter dickes, Jahrtausende bestehendes Eis durch die maximal 40 cm hohen Finnen einiger daran von unten herumsägender Haie tatsächlich abgetragen bzw. dünner werden könnte - boing!

Dabei macht sich Asylum nicht einmal die Mühe, die offenbar rasiermesserscharfen Rückenflossen seiner Killerhaie irgendwie näher darzustellen (meinetwegen mit Sägezähnen oder dergleichen), wenn diese mit viel zu hoher Geschwindigkeit wie Butter durchs Eis pflügen, was übrigens völlig geräuschlos und selbstredend ohne dabei irgendwelche Eisstücke oder Schnee aufzuwirbeln erfolgt. Hätte man hier ein wenig mehr Mühe investiert und den Auftritt der Sägeflossenhaie mit solchen optischen Details unterfüttert, wäre vielleicht sogar so etwas wie Spannung aufgekommen. So aber wirken die lieblos ins Bild geschnittenen Haie (es sind ohnehin immer dieselben 3 oder 4 Exemplare) wie Fremdkörper, die sich unnatürlich schnell bewegen und bestenfalls Kopfschütteln auslösen. Daß sie darüberhinaus mit etwa 4 - 5 Metern Körperlänge viel zu klein sind, ganze Menschen auf einmal zu verschlingen, fällt dann schon nicht mehr auf.

Geradezu phänomenal bunt und vielfältig erweist sich dann auch die Unterwasserbotanik, in der die Forschungsstation (natürlich aufrecht) zu liegen kommt: da gibt es nicht nur reichlich Fische, sondern auch einen sensationellen Bewuchs mit Pflanzen (in der Arktis!). Wobei das schlampig verfasste Drehbuch, das zwei geographische Angaben erwähnt (einmal in der Arktis, einmal in der Antarktis - wtf?) ohnehin kaum irgendetwas recherchiert haben dürfte - die vielen Schnittfehler beim Tauchen (mal im hintergrundlosen Tauchbassin, dann gleich wieder vor üppiger Vegetation) erwähnt man besser gleich gar nicht.
So versucht man schließlich - inhaltlich lose an den 1999er Klassiker Deep Blue Sea angelehnt - die übrigens ständig Luftblasen von sich gebende Forschungsstation wieder nach oben zu ziehen (klar, das hält die Konstruktion sicher locker aus), wobei aus einer einzelnen Trosse, die von oben kommt, im Umschnitt plötzlich 4 sauber an jeder Ecke der Station angebrachte Taue werden. Die Anbringung derselben erfolgte vermutlich während einer Rauchpause der Haie - die werden nämlich erst danach wieder aktiv. Ohne allzuviel verraten zu wollen, kommt dann noch ein Hubschrauber ins Spiel (siehe Cover), allerdings ein ganz anderes als das auf Schiffen übliche, abgebildete Modell, das noch dazu viel zu klein und spielzeughaft vor dem gewählten Hintergrund erscheint. Und wieder setzt man die Physik außer Kraft, wenn nämlich ein leichtes Ruckeln an der Trosse den Heli wie an einem Lasso geschwungen in einem Seitenbogen abstürzen und kurz vor der Wasseroberfläche in einem (CGI-)-Flammenball aufgehen läßt. Ach ja...

Es gäbe noch viele weitere Ungereimtheiten aufzuzählen, beispielsweise den Typen, dem der Hai den Unterschenkel abbeißt, und dessen Beinstumpf, ausreichend lange im Bild gewürdigt (übrigens die einzige gorelastige Szene des Films) wie ein frisch geschnittenes Kotelett gar nicht richtig bluten will - oder den völlig temperamentlosen Score, der viel zu leise im Hintergrund dahinplätschert, ohne in irgendeiner Weise ins Geschehen eingebunden zu sein.

Was rettet Ice Sharks dann vor dem Totalabsturz? Vielleicht ist es die immerhin halbwegs interessante Location in Eis und Schnee, die trotz der fortgesetzten kapitalen inhaltlichen Schnitzer ein vorzeitiges Abdrehen dieses Möchtegern-Schockers verhindert. Und ganz ehrlich: es gibt noch wesentlich schlechtere Monsterhai-Filmchen. 3 Punkte.

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