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Es erscheint wie bitterböse Ironie des Schicksals, wenn ein ehemaliger Philosophieprofessor und engagierter Gegner der Todesstrafe sich wegen angeblichen Mordes nun selbst im Todesstrakt von Texas wiederfindet. Es ist das Schicksal des David Gale. Erst an den letzten Tagen vor seiner geplanten Hinrichtung gewährt er der zielstrebigen Journalistin Bitsey Bloom ein Exklusivinterview, schildert Abrisse seines Lebens und bittet um ihr Engagement bei der Aufklärung seines Falles.

Und dieser Fall - das lässt sich bereits erahnen - scheint einige Geheimnisse zu bergen. In Rückblenden rollt Regisseur Alan Parker das Leben des David Gale auf; von seiner glücklichen Zeit als angesehener Professor über einen fatalen, Ruf und Job kostenden Seitensprung mit einer Studentin und dem darauffolgenden Zerbrechen der Familie bis zum Abstieg in den Alkoholismus. Diese Blicke in die Vergangenheit haben zweierlei Wirkungen. Einerseits zeigen sie eindrucksvoll, wie David Gales schönes Leben konsequent den Bach runtergeht. Andererseits lernen wir den Menschen David Gale kennen und gelangen zu der festen Überzeugung, dass er wohl kaum zum Mord an Constance Harraway, einer guten Freundin Davids, die sich ebenfalls im Kampf gegen die Todesstrafe höchst engagierte, fähig wäre.

Durchaus entwickelt Alan Parker hieraus einen förmlich auf einen Plottwist hinzuarbeitenden Thriller und serviert typische Genre-Elemente. So ist Davids Anwalt verdächtig unenthusiastisch im Kampf um das Leben seines Mandanten, überdies taucht plötzlich ein Video auf, das das Todesringen Constances dokumentiert und nicht zuletzt scheint ein mysteriöser Mann Bitsey Bloom und ihren Partner zu observieren. Auch die Unlogik fehlt nicht, wenn Bloom beim Nachstellen von Constances Tod beinahe selbst erstickt. Dennoch funktioniert "Das Leben des David Gale" als spannender, wenn auch nicht außergewöhnlicher Thriller.

Ein wirklich überzeugendes Plädoyer gegen die Todesstrafe zu halten, gelingt Alan Parker hingegen nicht. Ohne Zweifel ist dies die Intention, die jedoch lediglich emotional, aber nicht faktisch und argumentativ genügend untermauert wird. Durch verzweifelte Taten des Wahnsinns wird ein System kaum angreifbar. "Das Leben des David Gale" ist genau das nicht, was Constance David vor einem TV-Duell mit dem Gouverneur von Texas rät - rational. Dabei ließen sich intensiv die mit der Todesstrafe einhergehenden Verletzungen der Menschenrechte, die teilweise vielen Jahre, die Todeskandidaten in Erwartung auf ihr Hinrichtungsdatum in kleinen Zellen dahinvegetieren, oder unzählige Kriminalitätsstatistiken, die die angebliche Abschreckungswirkung der Todesstrafe zu widerlegen scheinen, als Gegenargumente anführen.

"Das Leben des David Gale" allerdings versucht beinahe ausschließlich dahingehend zu überzeugen, die Gerechtigkeit der Todesmaschine Texas durch einen unwahrscheinlichen Akt des Märtyrertums in Frage zu stellen. So ist Alan Parkers Werk im Endeffekt nur ein gutes Portrait des David Gale und ein spannender, im Hinblick auf Kevin Spacey gar erstklassig besetzter Thriller, dessen unkonventionelle Idee einen texanischen Gouverneur jedoch kaum überzeugen wird.

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