Harry Saltzman und Albert "Cubby" Broccoli erweckten den Antibond Harry Palmer im Jahre 1965 zum Leben. Palmer stellt genau das Gegenteil zu James Bond dar. Der Job des Agenten realistisch durchleuchtet, Palmer ist kein Superheld und trägt zudem eine dicke Brille. Eigentlicher Erfinder ist Len Deigton, seine Novellen wurden von Autoren, wie hier von Harry Alan Towers (Buried Alive, Der rote Tod), in ein Drehbuch umfunktioniert. Schon wieder eine Gemeinsamkeit zum großen Bruder 007, zu dem Ian Fleming die Novellen lieferte. Nach dem dritten Abenteuer "Das Millionen Dollar Gehirn" brach man die Reihe ab, um 1995 mit "Der rote Tod" und "Die Herren der Apokalypse" zwei TV-Sequels auf den Markt zu werfen. Die britisch, kanadische Kooperation brachte das nötige Budget dafür auf, doch bis heute sind beide Teile gänzlich unbekannt. Nur die Kanadier konnten sich einer DVD erfreuen, während es bei uns nur zu TV-Ausstrahlungen kam. Am 14.03.08 feierte Michael Caine seinen 75. Geburtstag. Sein wirklicher Name ist Maurice Micklewhite und er darf sich wie Sean Connery "Sir" nennen.
Harry Palmer (Michael Caine) hat den Dienst als britischer Agent quitiert. Nun hat er sich in Moskau als Privatdetektiv selbstständig gemacht. Harry und sein Mitarbeiter Nikolai Petrov (Jason Connery) erhalten den Auftrag, gestohlenes Plutonium wieder zu beschaffen. Auch der russische Gangster Alex (Michael Gambon) scheint da seine Hand im Spiel zu haben, außerdem hat er mit Harry noch eine Rechnung offen. Aus diesem Grunde muss Harry den Mafiaboss Yuri (Anatoli Davydov) um Hilfe bitten. Ein gefährlicher Pakt, doch der Deal mit dem Plutonium steigt bald und der abtrünnige Agent Hans Schreiber (Vlasta Vrana) ließ Nikolais Freundin entführen.
Wie eigentlich alle Teile der Reihe, so wartet auch "Die Herren der Apokalypse" mit einer ordentlichen Story auf. Es geht nicht nur um das gestohlene Plutonium und die Entführung von Nikolais Freundin, sondern um einen Dreiecksdeal in den mehrere Parteien verwickelt sind. Freunde werden zu Feinden und umgekehrt, es sind wieder einige Überraschungen geboten. Nur hat das Ganze einen Nachteil, man sollte den Vorgänger "Der rote Tod" schon kennen, denn die Charaktere bleiben hier größtenteils erhalten und einige Punkte wird man hier sonst gar nicht verstehen. Zum Beispiel das Verhältnis zwischen Harry und Alex, auch den Mafioso Yuri lernte man im Vorgänger schon besser kennen. Regisseur Douglas Jackson inszenierte fast nur unbekannte Spielfilme, meist direkt fürs Fernsehen, aber er weiss das karge Russland augenfreundlich in Szene zu setzen. Schicke Bilder der altmodischen Gebäude, Sonnenuntergänge oder vereinzelte Naturaufnahmen peppen das triste St. Petersburg deutlich auf. Den Score hat man gleich vom Vorgänger mit übernommen, eigentlich ohne noch etwas groß dazu zu komponieren. Die Musikuntermalung wird größtenteils von einem Orchester beigesteuert.
In "Der rote Tod" konnte man es ganz gut vermeiden, aber dieser "Palmer Files" neigt wieder zu sehr zur Geschwätzigkeit. Die Dialoge sind zwar meist von guter Natur und bringen auch ein paar trockene Onliner von Harrys Seite mit sich, jedoch kommt die Action hier zu kurz. Eine kleine Prügelei im Zug, ein Shootout und ein paar Morde sind für circa 86 Minuten zu wenig. Alles aber immerhin ordentlich in Szene gesetzt, ohne Brutalitäten. Das Finale bietet nette Action mit hohem Munitionsverbrauch, aber gerade die erste Filmhälfte könnte noch etwas Saft vertragen. In Punkto Darsteller kann man dem Film keine Vorwürfe machen. Michael Caine ist gewohnt sympathisch und punktet mit trockenem Humor. Jason Connery kann seinem Vater in keinster Weise das Wasser reichen, aber auch er versprüht Charisma. Vlasta Vrana und Michael Gambon als Fieslinge machen auch einen guten Job.
Für eine TV-Produktion sehr hochwertig, auch storytechnisch und darstellermäßig sehr überzeugend. Dank der Dialoglastigkeit machen sich einige Längen bemerkbar. Action und Spannung kommt ein wenig zu kurz. Immer noch nett anzusehen.