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Dennis Skinner wirkt auf den ersten Blick wie der nette Durchschnitts-Typ von nebenan, ist in Wahrheit aber ein irrer Serienmörder, der von Stadt zu Stadt zieht, seine Opfer erst häutet (nomen est omen!) und danach ab und zu mal in die fremde Haut schlüpft. Nun quartiert er sich bei den Tates ein, die zunächst auch ganz froh darüber sind, einen so sympathischen Untermieter gefunden zu haben, bei denen aber bald doch das ungute Gefühl aufkeimt, dass mit Dennis irgendetwas nicht ganz koscher ist. Dieser hat derweil noch ganz andere Probleme am Hacken, denn immerhin wird er von einem ehemaligen Opfer verfolgt, das seinen Angriff einst schwer entstellt überlebt hatte und sich nun an ihm rächen will. Dennoch findet Dennis zwischendurch genügend Zeit und Muße, seinem "Hobby" nachzugehen... Was da auf den ersten Blick zunächst aussieht wie ein billiger Direct-to-Video-Schotter, der kaum groß Beachtung verdient hat, entpuppt sich im Nachhinein als gelungener und zutiefst schwarzhumoriger Serienmörderfilm, der beinahe schon in die Sphären solcher wirklich großartigen Genre-Vertreter wie "Maniac", "Das Schweigen der Lämmer" und "Henry - Portrait of a Serial Killer" vorstößt. Regisseur Ivan Nagy, der zuvor lediglich durch einige schmalspurige Fernsehfilme aufgefallen ist (und abseits des Film-Business wohl eher als Teilzeit-Zuhälter von Heidi Fleiss von sich reden gemacht hat... googelt das mal nach, Kids!), erweist sich bei dem vorliegenden Low-Budget-Streifen auf einmal als mehr als nur solide arbeitender Handwerker, der sich wider Erwarten nicht lediglich auf das möglichst blutige Ausschmücken der Taten Skinners konzentriert, sondern beinahe schon im Vorbeigehen sowohl ein Psychogramm der Titel-Figur als auch eine recht deprimierende Millieustudie entwirft. Obwohl das Ganze recht hart anzusehen ist und auch eine ziemlich heftige Häutungs-Sequenz beinhaltet (F/X by KNB), werden die splatterigen Momente weder breit ausgewalzt noch über Gebühr strapaziert... ihre Wirkung erzielt die Angelegenheit vielmehr durch die ungeschönte Darstellung der heruntergekommenen, Graffiti-verzierten Slumgegenden, in denen Skinner sich nachts auf die Pirsch begibt und die auch so richtig die passende, fast schon irreal wirkende Alptraum-Kulisse für die Handlung darstellen. Was die Henenlotter-inspirierte Ästhetik der Bilder anbelangt, kann "Skinner" glatt in einem Atemzug mit "Combat Shock" und "Street Trash" genannt werden. Die Szenen, in denen Skinner quasi "in voller Montur" seine Opfer verfolgt, sind definitiv bester Horror-Stoff und lassen das Ganze direkt in der Tradition eines "Ketten-Sägen-Massaker" stehen, wenn da einige Ed Gein-Motive Wiederverwendung finden und effektiv auf die Spitze getrieben werden. Darstellerisch glänzt Charakterkopf Ted Raimi in einer raren Hauptrolle und mimt den Psychopathen nicht weniger überzeugend als Michael Rooker damals seinen Henry... und schafft es auch, dem Zuschauer glaubhaft den Abgrund zu vermitteln, der sich da hinter der schmächtigen, bebrillten Nerd-Fassade auftut. Traci Lords bemüht sich in dem Part von Skinners namenloser, gänzlich verunstalteter Nemesis derweil weiter nach Leibeskräften, ihrem Porno-Image zu entfliehen, was ihr hier auch allemal gelingt. Als raues und ungeschliffenes B-Movie, dem man bewusst seine kleinen Macken belassen hat, kann "Skinner" ergo über die gesamte Laufzeit bis zu seinem tiefschwarzen Ende hübsch grimmig und leicht ironisch unterhalten... und schindet auf die Art doch glatt mehr Eindruck als die meisten Hollywood-Vetreter seiner Gattung, die da teils mit Star-Besetzung erheblich gestriegelter und geschniegelter daherkommen. Fazit: Absolut sehenswert, aber auch nach über 30 Jahren immer noch ein Geheimtipp, der weit unter Wert gehandelt wird.

8/10

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