Review

iHaveCNit: Ihre Beste Stunde (2017)

Eigentlich hatte ich vorgehabt, „Ihre Beste Stunde“ erst im Heimkino zu sichten, aber die günstigen Ticket- und Snackpreise im ausgewählten Kino haben mich ganz spontan im Erholungsurlaub sowie diversere anderer Gründe, die ich noch erläutere dann doch dazu bewogen, mir den Film im Kino anzusehen. Basierend auf der Buchvorlage „Their Finest Hour And A Half“ von Lissa Evans haben sich die Produzenten Amanda Posey und Stephen Woolley unabhängig voneinander für eine Verfilmung des Stoffes interessiert und sind nicht, wie man es sich hätte denken können in einen Streit um die Rechte ausgebrochen, sondern haben sich dazu zusammengeschlossen und die Dänin Lone Scherfig mit der Inszenierung betraut. Auch wenn das nicht die besten 2 Stunden in meiner Kinofilmerfahrung gewesen sind, so bereue ich diese hier auf keinen Fall.

Wir befinden uns im London des Jahres 1940 und der 2. Weltkrieg ist voll im Gange. Die junge Drehbuchautorin Catrin Cole ist in einer schwierigen Beziehung zu einem Künstler und wird in Zeiten von knappem Personal beim britischen Informationsministerium als Autorin im Team von Tom Buckley eingestellt. Die Aufgabe besteht, Filme zu produzieren, die der britischen Bevölkerung helfen, Hoffnung zu schöpfen und den Schrecken des Krieges verarbeiten zu können. Das erste Filmprojekt ist eine fiktive Rettungsaktion von britischen Soldaten bei Dünkirchen, für die auch die exzentrische Schauspiellegende Ambrose Hilliard eingagiert wird. Doch die Emotionen vor der Kamera sind in diesen schweren Zeiten genau die gleichen wie auch hinter der Kamera, wie das Team immer wieder spüren muss.

Der Film nimmt uns mit in eine Zeit, in der es eigentlich sehr schwer ist, Platz für Hoffnung und Leichtigkeit zu finden. Doch der Film nimmt trotz all der Ernsthaftigkeit, die er absolut nicht verharmlost, einen sehr tollen, leichten, beschwingten Ton an, der ihm richtig gut zu Gesicht steht. Allen voran ist dies auch mehren Faktoren zu verdanken. Das Produktionsdesign mit Sets, Kostümen lässt einen förmlich in diese Zeit eintauchen. Darstellerisch ist der Film richtig toll besetzt mit Leuten wie Gemma Arterton, Sam Claflin, Bill Nighy, Eddie Marsan, Helen McCrory und vielen mehr. Vor allem ist Bill Nighy mit seinem leicht exzentrischen, grantigen und kauzigen alternden Schauspielstars Ambrose Hilliard ein kleiner Szenendieb gelungen, der nicht nur toll spielt in jeder Szene, sondern auch die Stimmung des Films perfekt unterstützt. Gemma Artertons und Sam Claflins Beziehung wird hier super aufgebaut und mit einer gegenseitigen schüchternen Zurückhaltung bei all der Professionalität, die langsam bröckelt und den beiden den Weg ebnet. Für Filmfans selbst ist es natürlich auch witzig mit anzusehen, mit welchen Tricks, Herausforderungen und Spielereien hier auf egal welcher Seite der Filmproduktion ein Film hergestellt wird und quasi eine Film-im-Film-Handlung präsentiert wird. Dass genau die Handlung mit der Rettung britischer Soldaten aus Dünkirchen auch zum gleichen Zeitpunkt wie der von Christopher Nolan inszenierte „Dunkirk“ im gleichen Zeitrahmen ins Kino kommt ist denke ich rein zufällig, aber es hat mir bereits in Vorbereitung, mal ganz unabhängig davon, wie stark die Handlung des Films „The Nancy Starling“ für dramaturgische Zwecke hier fiktionalisiert worden ist.

Der Film überträgt ein ernstes Thema und eine ernste Zeit mit solch einer sprudelnden Leichtigkeit, einer tollen Atmosphäre, super Darstellern und einer Liebeserklärung an den Film als Medium.

„Ihre Beste Stunde“ - My First Look – 8/10 Punkte.

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