Der Franzose Pierre (Jean Gabin) kommt kurz nach dem Krieg als blinder Passagier auf einem Frachter in den Hafen der italienischen Stadt Genua. Ohne Papiere und von der Polizei gesucht verlässt er das eigentlich sichere Schiff, um sich vor der Weiterfahrt wegen furchtbaren Zahnschmerzen behandeln zu lassen. Auf seinem Weg durch die noch sichtbar zerstörte Stadt, lernt er das Mädchen Jeaninne (Vera Talchi) kennen. Die Kleine scheint von ihm fasziniert zu sein und begleitet ihn fortan. Als Pierre beim Zahnarzt das Portmonai geklaut wird und er nun auch noch ohne Geld dasteht, fast er kurzerhand den Entschluss sich der Polizei zu stellen. Diese zeigt aber zunächst wenig Interesse und so verlässt Pierre die Wache erst einmal wieder. In einem gegenüberliegen Restaurant lernt er die Kellnerin Marta (Isa Miranda) kennen. Diese ist zufälligerweise die Mutter von Jeaninne und ähnlich vom Leben gezeichnet wie Pierre. Zwischen den Beiden beginnt sich langsam eine Beziehung zu entwickeln...
Rene Clement (Plein soleil, Les Felins) schafft es in wunderschönen Bildern einerseits die Trostlosigkeit einer vom Krieg gebeutelten Stadt einzufangen (eine Frau schläfft mit ihrem kleinen Kind in mitten den Trümmern eines zerstörten Hauses, Großfamilien wohnen gemeinsam in kleinen Zimmern). Andererseits zeigt er, dass trotz Leid und Sorgen das Leben weitergehen muss und die Menschen durch Lebensmut und Freude jede noch so schlimme Krise überwinden können. Synonym hierfür stehen auch die beiden Hauptfiguren. Durch ihre Gefühle für einander schaffen sie es die Probleme und Katastrophen ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen. Pierre, der eigentlich schon mit sich abgeschlossen hatte und ziellos durch sein Leben irrt, findet durch den Kontakt zu Jeaninne und ihrer Mutter wieder zurück in die Spur. Auch Marta, die von ihrem brutalen Eheman verfolgt wird und täglich schuften muss um sich und das Kind durchzubringen, wird durch die Beziehung zu Pierre aus dem alltäglichen Trott mit den ganzen Problemen gerissen und blüht zusehends auf. Wunderbar ist dann auch die letzte Szene, in der Clement zeigt, dass man bei aller Euphorie seinem Schicksal dennoch nicht entkommen kann, aber trotzdem niemals seinen Optimismus verlieren sollte, denn irgendwann werden auch wieder gute Zeiten folgen.
Großen Anteil an der fesselnden Atmosphäre haben die klasse Darsteller. Jean Gabin ist wie immer eine Bank, die junge Vera Talchi bezaubernd und Isa Miranda sensationell (ausgezeichnet mit der goldene Palme in Cannes). Auch die wunderbaren schwarz-weiß Bilder der Stadt (mal mit vielen Menschen in engen Gassen, dann wieder fast menschenleere Straßenzüge die nur aus Runinen bestehen) tragen ihren Teil zur Stimmung dieses wirklich gelungen Films bei.
Unter dem Strich bleibt ein Drama, dass eigentlich keine Mängel aufweisst. Die Geschichte fesselt dank toller Darsteller, schöner Aufnahmen und einer runden Inszenierung. Europäisches Nachkriegskino vom Feinsten. (8/10)