"Pink": Ein aufrüttelndes Plädoyer für Gleichberechtigung mit scharfer Kritik an gesellschaftlichen Strukturen
Pink ist mehr als nur ein Film; es ist ein kraftvolles Statement über die Rechte von Frauen und die tief verwurzelten Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft. Unter der Regie von Aniruddha Roy Chowdhury wird hier ein intensives Gerichtsdrama entfaltet, das durch seine messerscharfen Dialoge und die brillanten schauspielerischen Leistungen ein starkes emotionales Gewicht trägt. Der Film veranschaulicht, wie Frauen oft aufgrund ihrer Lebensweise, Kleidung oder Entscheidungen stigmatisiert werden, und stellt in den Mittelpunkt, dass "Nein" keine weitere Erklärung braucht – eine Botschaft, die mit voller Wucht trifft.
Amitabh Bachchan brilliert als Deepak, der unkonventionelle und dennoch charismatische Anwalt, der die Ungerechtigkeiten im Rechtssystem anprangert. Seine zurückhaltende, aber zugleich kraftvolle Darbietung ist ein Höhepunkt des Films. Besonders herausragend ist seine Leistung in den Gerichtsszenen, in denen er die Verteidigung mit scharfsinnigen Argumenten und moralischer Klarheit anführt. Taapsee Pannu als Minal liefert eine emotional aufgeladene und authentische Performance ab. Sie verkörpert die Verletzlichkeit und Stärke einer Frau, die in einer Gesellschaft kämpfen muss, die versucht, sie zum Schweigen zu bringen.
Das Drehbuch von Shoojit Sircar und Ritesh Shah beeindruckt durch seine Direktheit und den Mut, Tabus anzusprechen. Es behandelt Themen wie sexuelle Belästigung, die falsche Moralvorstellung der Gesellschaft und den Missbrauch von Macht, ohne dabei jemals belehrend zu wirken. Stattdessen lässt der Film die Fakten für sich sprechen und konfrontiert das Publikum mit seiner eigenen Haltung gegenüber Geschlechterrollen.
Die Kritikpunkte des Films liegen in einigen Längen im Mittelteil. Manche Szenen wirken etwas unnötig ausgedehnt, was den Spannungsbogen gelegentlich ausbremst. Zudem hätte der Charakter von Andrea, gespielt von Andrea Tariang, mehr Tiefe und Entwicklung verdient. Ihre Rolle bleibt im Vergleich zu den anderen beiden Frauen eher unterbeleuchtet, was eine verpasste Chance für mehr Vielfalt in der Charakterzeichnung darstellt.
Trotz kleinerer Schwächen ist Pink ein wichtiger und mutiger Film, der die Zuschauer nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Er stellt drängende Fragen zur Gleichberechtigung, zur Macht von Vorurteilen und zur Notwendigkeit, dass Frauen ihre Stimmen erheben, wann immer ihre Rechte bedroht sind. Mit seiner fesselnden Handlung und der klaren Botschaft bleibt Pink lange nach dem Abspann im Gedächtnis und hat sich zurecht einen Platz unter den bedeutendsten Filmen des indischen Kinos erkämpft.