Review
von Leimbacher-Mario
Red Light Hellstrict
Wer klare Antworten will, wird bei „Sam Was Here“ enttäuscht in den Abspann gleiten. Was beginnt wie eine ausgedehnte, moderne, moody „Twilight Zone“-Episode, entwickelt sich für unseren titelgebenden Handelsreisenden zu einem verwirrenden Highway Richtung Hölle - inklusive einiger schockierender Theorien und Ansätze für den interessierten, aufmerksamen, geneigten Zuschauer. Oder eben pure Langeweile bis Frustration. Kann auch passieren. Bei mir jedoch zum Glück eher nicht. „Sam Was Here“ handelt von einem Verkäufer in der kargen Wüstenpampas vor Los Angeles - und sowohl das Diner als auch die paar Behausungen scheinen menschenleer. Nur das Radio nuschelt etwas von einem brutalen Killer und Vergewaltiger auf der Flucht - ist es Sam? Ist es eine Verwechslung? Wird es zu einer Jagd a la „Punishment Park“ zwischen Carpenter, Lynch und Musikvideo kommen?
„Sam Was Here“ stieß auf viele taube Ohren, gehört selbst im Genrewohnzimmer eher in die Special Interest-Schublade und wäre auf dem Fantasy Filmfest wohl der typische Frühslot, der ein paar hartnäckige Fans findet, viele jedoch kalt bis schnarchend zurücklässt. Er lief jedoch soweit ich weiß nie auf größeren Filmfestivals hierzulande und muss als absoluter Geheimtipp für Rätsel- und Atmosphärefreunde betitelt werden. Die Laufzeit ist enorm kurz (inklusive zehnminütigem Intro), die Dialoge und klaren Ansagen und Tipps sind spärlich, etwas Gewalt und Horror spürt man, das kann jedoch auch schnell mal untergehen, verwischen und anöden. Ein Wüstenversteckspiel mit psychologischen Fallstricken und bitterbösen Vermutungen. Von einem schizophrenen Kinderschänder und seinem letzten Gang bis hin zu einer Hetzjagd im Internet ist vieles denkbar, wenig klar. Eine sehr ambivalente, vage Vorstellung. Vielleicht hilft ein Q&A der Macher? Oder ist das unnötig, weil Kunst und Filme nach Veröffentlichung eh bei jedem Zuschauer ihr Eigenleben entwickeln (sollen)? Insgesamt durchaus ein Ritt, den ich nicht bereue, ein Titel, dessen Vibes mir noch in den Knochen stecken. Man muss es nur zulassen...
Fazit: gelungener, sehr atmosphärischer Quickie. Wenig Hinweise, sicher nicht für alle genug Befriedigung, viel Stimmung. Düster und karg. Fühlt sich eher wie ein Kurzfilm an. Was aber nicht negativ gemeint ist. Creepy Mysterium. Mörder, Vergewaltiger, Gejagter, Opfer? Hölle, Unschuld, Schizophrenie, Netz? Wer weiß.