Review

Kunst der Auslassung?


Manche Filme muss man einziehen lassen wie fettige Handcreme. "Let Me Make You A Martyr" ist eines dieser sperrigen, herausfordernden und oft enorm langatmigen Werke. Es geht um die Rache eines Geschwisterpaares (in Love) an ihrem kriminellen Vater, der wiederum den teuflischen Auftragskiller Pope für deren Exekution engagiert... Marilyn Manson als blasser Todesengel stiehlt jede Szene und ist hier schlicht eine Offenbarung. Er zieht alle Blicke und Faszination, Angst und Bewunderung, Schrecken und Weisheit auf sich. Leider ist er nur eine spärlich genutzte Nebenfigur und nicht das Gesicht des Films, wie es Poster oder Marketing verkaufen wollen. Doch auch die restlichen Charakterdarsteller leben ihre Figuren mit Haut und Haaren, dazu wirken ein souliger Soundtrack und die sonnendurchfluteten Südstaaten-Panoramen höchst wundervoll. Leider ist die Erzählweise so zerfahren, die Geschichte so kaum-existent und dieser Flickenteppich von Film so arg langweilig und (beabsichtigt) lückenhaft, dass ich weder Interesse noch Bewunderung allzu lange aufrecht erhalten konnte.


Künstlerisch ist er ambitioniert, schauspielerisch ist er aufopferungsvoll, technisch ist er von meisterhafter Hand. Für ein Regiedebüt ist all das massig Ehre wert. Leider ist aber all das eher B-Note, denn immer noch am wichtigsten sind Story, Figuren, Spannung oder Emotionen. Und da stieß ich überall oft genug an meine Grenzen und an die Traumpforte. Fast alle Tode geschehen im Off, Zusammenhänge fehlen, Empathie gibt es kaum, eine Welt am Abgrund und kurz vor dem siebten Kreis der Hölle. Und die meisten Beteiligten freuen sich sogar auf des Teufels Schlafzimmer. Viel schlimmer kann es ja eh kaum werden. Der finale Twist bringt nochmal Schwung in die Sache und vor allem die Diskussionen danach, doch wenn man öfters auf die Uhr schaut als damals in der sechsten Stunde bei Herrn Fromme im Physikunterricht, dann muss der Film arge Mängel haben. Zumindest in den Bereichen Unterhaltung und Storytelling, Highlights und Figurenzeichnung. 


Fazit: metaphorisch, symbolisch, träge, zäh - ein staubiger Südstaaten-Neo Noir mit spirituellen Überbau, der viel zu Kauen und Aufzusaugen bereithält. Ein Kampf zwischen Wegdösen und Faszination brach bei mir aus. Wäre da nicht Marilyn Manson, der das künstlerisch ambitionierte Blatt mit einer legendären Performance zum Positiven wendet und mit nur wenigen Szenen die Leinwand Feuer fangen lässt. 

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