Chefarzt Richard Hartmann (Heiner Lauterbach) mag nicht in den Ruhestand gehen, während sich seine Frau Angelika (Senta Berger), eine pensionierte Lehrerin, so lange zu Hause langweilt bis sie beschließt einen Asylbewerber im Eigenheim aufzunehmen. Nach einigen Castings entscheidet sich das Paar für den Nigerianer Diallo (Eric Kabongo), der einiges bei den Hartmanns verwirrend findet…
„Die wollen doch nur ficken und feiern den ganzen Tag“, haucht Uwe Ochsenknecht als Schönheitschirurg seinem Freund und Patienten Hartmann alias Heiner Lauterbach ins Ohr und Regisseur Simon Verhoeven (geb. 1972 in München, „Männerherzen“ 2009/11, „Unfriend“ 2016) spart weder dumme Klischees, noch ernsthafte Bedenken gegen die Aufnahme der großen Zahl von Asylbewerbern aus. Erst ist es die christlich-fundamentalistische Nachbarin, bald eine ganze Hundertschaft von beschränkten „Wutbürgern“ die vor einer Villa im Münchner Vorort demonstrieren und die Deutschlandfahne schwenken, weil es die Familie gewagt hat einem Asylbewerber Obdach zu gewähren, zudem nur für wenige Wochen. Und vor diesem Hintergrund ist dem Regisseur nach eigenem Drehbuch etwas gelungen, was man auf deutschen Leinwänden ganz selten sieht: eine über weite Strecken wirklich, wirklich witzige Komödie über ein aktuelles politisches und gesellschaftlich bedeutsames Thema. Dazu bietet er fast schon die creme de la creme der populären deutschen Darsteller in immer leicht überzeichneten Rollen auf: Senta Berger („Es muss nicht immer Kavier sein“ 1961) als dem Rotwein zugeneigte Pensionärin, die sich zum kritikresistenten Gutmenschen wandelt, Heiner Lauterbach („Wir sind die Neuen“ 2014) als Arzt mit Alterskomplex, der leicht verwirrt Bedenken äußert, „es soll ja auch Schafe unter den Schwarzen geben“, Florian David Fitz („Hin und weg“ 2014) als Karriere geiler Anwalt in Scheidung und kurz vorm Burn Out, der seinem Sohn, einem 12-jährigen Möchtegern-Gangster Rapper, nicht gerecht werden kann („Chill mal Dein Gesicht, Papa!“) und die ziellose 31-jährige Studententochter, überzeugend dargestellt von Ex-MTV-Mausi Palina Rojinski („Jesus liebt mich“ 2012). Als hübsche Zugabe spielt Elyas M’Barek („Fack ju Göhte“ 2013/15) einen deutsch-türkischen Arzt in Ausbildung, der sich mit Chef Hartmann schöne Wortgefechte liefert. Diese Zusammenstellung gäbe schon eine gute Komödie ab, doch schließlich geht es um die Integration eines Menschen aus Nigeria, der bald einiges bei seiner Gastfamilie nicht nur aus kultureller Sicht seltsam findet, dann aber, wie es sich für ein Lustspiel gehört, Beziehungen stiften und Ehen retten kann. Und als man vor Lachen (noch mal wirklich!) schon fast den ernsten Hintergrund der Geschichte vergessen hat, holt einen Diallos Vortrag vor einer Schulklasse mit aller Gewalt in die Realität zurück, wenn der Flüchtling schildert, wie die Boko Haram sein Dorf dem Erdboden gleich gemacht und eine ganze Klasse etwas gleich alter Schüler massakriert hat.
Wem es gelingt diese traurige Realität (mit der wir uns aber niemals abfinden dürfen!) zum Bestandteil einer gelungen Komödie zu machen, beherrscht als Regisseur die hohe Kunst sein Publikum zu unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Man kann Simon Verhoevens brandaktuellem Film nur möglichst viele Zuschauer wünschen! (8,5/10)