Die kleine Jeon-Min pflegt eine Brieffreundschaft mit einem Soldaten. Sie gibt sich als Lehrerin aus, aber als es zu einem Treffen kommen soll, macht sie in letzter Sekunde einen Rückzieher und der Kontakt bricht ab. Viele Jahre später zieht ein junger Mann in Jeon-Mins Nachbarschaft und eröffnet ein Vogelgeschäft. Jeden Abend schickt er eine Brieftaube mit einer Nachricht an seine verflossene Liebe in den nächtlichen Himmel. Bis er eines Tages, unverhofft, eine Antwort erhält . . .
Nicht immer sind es große, epische Meisterwerke, die einen berühren und in Erinnerung bleiben. "White Valentine", Jeon Ji-Hyuns Debütfilm, ist kein großer Film. Er klein, einfach und simpel gestrickt, so klein, daß man geneigt ist, ihn zu übersehen. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine wunderschöne Geschichte, die ihr Augenmerk auf die kleinen Details richtet, die die Liebe ausmachen. Rührend, aber ohne sentimental zu werden; ehrlich, aber nicht nüchtern.
Die statische Cinematographie bleibt bis zum Schluß gewöhnungsbedürftig. Der Regisseur verzichtet fast gänzlich auf Kamerafahrten, schnelle Schnitte sucht man vergebens. Teilweise ruht die Kamera minutenlang in derselben Halbtotalen, aber da die verschneiten Settings mittels stimmungsvoller Lichtsetzung so etwas wie Postkarten-Idylle verbreiteten, war ich geneigt zu verzeihen. Die Szene, in der Park Shin-yang Tauben im Park füttert, die Sonne am Horizont untergeht und eine weibliche Stimme "Once upon a dream" aus dem Jekyll&Hyde-Sondtrack schmachtet, ist ungefilterte Audio-visuelle Magie.
Lediglich Großaufnahmen von Gesichtern waren rar gesäht, was den Zugang zu den Charakteren erschwert. Ich habe mich darauf eingelassen und fühlte mich belohnt.
Der zeitgenössische koreanische Film tut sich schwer mit Happy-Ends und auch "White Valentine" ist keine Ausnahme: am Ende bleibt mehr als nur ein Wehrmutstropfen übrig und der Zuschauer wird mit sanfter Klaviermusik und dem Gefühl, die wahre Liebe sei unerreichbar, in die kühle Realität entlassen.
Manchmal sagt eine einfache Geste mehr als tausend Worte oder ein langer Brief. Wunderschön gerade in seiner Einfachheit ist "White Valentine" ein kleiner Edelstein in der Masse an romantischen Filmen. Längst nicht perfekt, aber Jeon Ji-Hyun bringt den ungeschliffenen Diamanten ein wenig zum Glitzern.
7 von 10 Tauben, die mal nicht nur zur Umweltverschmutzung beitragen.