Review
von Leimbacher-Mario
Yesterdayland
Die Festival-Euphorie ist noch lange nicht verebbt, wird sie hoffentlich auch nicht so fix. Denn von Tomorrowland bis Mayday, von Paruchaville bis Rock am Ring - die Nachfahren der FlowerPower- bzw. Loveparade-Gründer haben sicher auch die ein oder andere unvergessliche Party verdient. Doch ein wirklich unvergesslicher Film, abgesehen von so manch einer Doku ("This Was Tomorrow", "Berlin Calling"), lief mir zum Thema Festival-/EDM-Hype bisher noch nicht über den Weg. An die Aufgabe diese ganz spezielle, freie Atmosphäre einer ganzen Generation einzufangen, macht sich nun die Netflix-Produktion "XoXo". Ganz im Stile hochdekorierter Legenden wie "Nashville", nur erheblich flacher, zügiger & bunter, werden verschiedene Schicksale einzelner Jugendlicher erzählt, deren Wege sich auf dem Festival XoXo kreuzen & treffen. Ein aufstrebender YouTube-DJ & sein verplanter "Manager", ein Liebespaar am Scheideweg oder einfach eine Gruppe partywütiger Mädels. Lustige, abgespacete Typen, wohin das Auge reicht, gerade in Nebenrollen.
Oft vorhersehbar & gespickt mit minderwertigen Schauspielleistungen, dazu sichtbar oft ein etwas überhastetes (wenn auch zum Thema passendes) Regiedebüt. Außerdem fehlte das Budget für große Soundtrack-Titel & so manch ein Zitat oder Drogensequenz ("Trainspotting") wirkt etwas aufgesetzt. Doch der Film ist weit entfernt von schlecht. Er weiß was er ist & passt extrem gut zu dem jungen Publikum, dass er ansprechen will. "XoXo" ist bunt, etwas oberflächlich, aber fast durchgehend unterhaltsam. Die eigenen EDM-Tracks fühlen sich erfrischend unverbraucht an & die Festival-Atmosphäre ist geschickt & authentisch eingefangen. Und das war mir mit das Wichtigste, was der Film erreichen sollte. Kein generationprägendes Meisterwerk, doch mit Leidenschaft & Wissen um das Gezeigte bei der Sache. Ich wette viele der Macher dieser bunten Party sind selbst Festival-Gänger. Selbst wenn ich persönlich dem Alter langsam entwachse - trotz all seiner kleinen Ungereimtheiten macht der Film Spaß & hat ein großes Herz im Sinne seines Festivals. Make Peace Not War 6.0.
Fazit: P.L.U.R. - trifft den Zeitgeist der Generation:Festival sympathisch, dazu mit ansteckend positiver EDM & einer greifbaren Festival-Atmosphäre. Die ernsteren Töne sowie viele Witze ziehen jedoch kaum. Trotzdem gute Laune verbreitend, besonders für sein Zielpublikum von 15-25, selbst wenn in diesem Regiedebüt vielerorts eher Euphorie über Know-How siegt.