Review

Staffeln 1 und 2

Eines muss man vorneweg sagen, bevor man auf die Serie eingeht: Westworld ist so schick und edel anzusehen, dass Kinoqualität eine ganz neue Bedeutung bekommt. Hinzu kommen darstellerische Leistungen, die im Grunde genommen ebenfalls den Bildschirm sprengen. Westworld ist das nächste Prestige-Projekt von HBO und als potentieller Nachfolger von Game of Thrones ins Rennen geschickt worden. Eigentlich...

Das Problem ist hierbei allerdings, dass Westworld auf der einen Seite eine wirklich intelligente Serie ist, und auf der anderen Seite eine Serie, die glaubt intelligenter zu sein als sie ist, und damit auch intelligenter als der Zuschauer. Mag kompliziert klingen, ist es auch. Viellecht ein anderer Ansatz, der verständlicher ist: Auf der einen Seite wird dem Zuscahuer eine gewisse Information geradezu reingeheämmert, auf der anderen Seite werden ganze Bandbreiten an Informationen entweder nur sehr vage angedeutet oder komplett der Intuition des Zuschauers überlassen.

Das ist vor allem insofern problematisch, als dass es sich bei den ersten beiden Staffeln von Westworld um eine zusammengehörende in sich geschlossene Handlung handelt. Da ist es nicht nur ungemein störend, da Woche für Woche auf eine Fortsetzung zu warten, zumal im Wochenverlauf diverse Details wieder vergessen sein werden, sondern zwischen Staffel 1 und Staffel 2 nochmal über ein Jahr warten zu müssen. Letzteres Problem kennt man ja bereits aus Serien wie Lost oder Game of Thrones. Aber die Fülle an Informationen, die auf den Zuschauer einprasseln ist eigentlich im bisherigen Serienwesen eigentlich erstmalig.

Besonders frustrierend ist es am Ende der ersten Staffel, welches einen komplett ins kalte Wasser überläßt mit einem mehrfach deutbaren Finale, welches das finale Seherlebnis nachhaltig trübt. Wenn man nun aber die zweite Staffel gesehen hat, sieht man, wie großartig das Gesamtkonstrukt ist. Aber auch hier eine kleine Warnung vorab: Es dauert quasi bis ins letzte Drittel der zweiten Staffel bis sich auch nur ansatzweise eine Ordnung und ein Ziel heraus kristallisiert. Und das obwohl alles von vornherein schon sehr ordentlich chaotisch verfasst ist. Will heissen: Die Macher spulen ihr Ding dermassen souverän runter, dass man ihnen einfach nur Respekt zollen muss.

Dabei gelingt es den Machern eine auf dem Papier zutiefst kalte und sterile Anordnung zu vermenschlichen und jeder Hauptfigur, sei sie ein Android oder ein Mensch einen vollendeten Handlungsstrang zu geben, der jeder Hauptfigur gerecht wird. Besonders hervoprstechend ist hierbei, dass die beiden Hauptverkaufsargumente der Serie Ed Harris und Evan Rachel Woods mitunter die unsympathischsten Figuren im ganzen Arsenal sind. James Marsden, Thandie Newton, Jeffrey Wright, ja sogar Zahn McClernon bilden irgendwann ihre Handlungsstränge dermassen herzzereissend ab, dass man fast nur noch Mitgefühl für diese Wesen empfindet und ihnen einfach nur noch Frieden gönnt.

Und das ist vor allem daher so interessant, weil der Mensch eigentlich kaum gut weg kommt, selbst die wenigen aufrechten Menschen, die auch eine Veränderung zum Guten durchlaufen, gehen irgendwann drauf und dann braucht man nunmal Identifikationsfiguren.

Es ist unglaublich, dass es eine dritte Staffel von Westworld geben soll, denn im Grunde genommen ist wirklich jeder Handlungsstarng zufriedenstellend beendet worden, und man mag fast meinen, dass es ab jetzt nur noch bergab gehen kann.

Dabei muss man aber auch sagen, dass die Serie Westworld eigentlich keine allzu neue Story erzählt, Anleihen an Filmen von Christopher Nolan nimmt, Serien und Filme über künstliche Intelligenz dreist kopiert (inkl dem aktuellsten Beitrag Battlestar Galactica oder Ex Machina), und sich vor allem in der letzten Folge die eine oder andere Holprigkeit leistet, so als hätte man in letzter Minute entschieden, die Staffel so enden zu lassen. Dennoch, das ist alles auf so einem hohen cineastischen Level inszeniert, dass man förmlich in seinen Sitz gepresst wird.

Und wie gesagt ab Folge 7 der Staffel 2 (jede bisherige Staffel hat nur 10 Folgen) geht es ab wie Zäpfchen und man wird wirklich belohnt. Vorassetzungen aber dafür:

1. Im Prinzip muss man das Ganze bingen, sonst könnte es für den Genuss fatal werden

2. Sitzfleisch beweisen und Interesse bewahren

Rein visuell momentan (Stand 2018) mit die beste jemals produzierte Serie. Da hat HBO nochmal einen rausgehauen, der sich sehen lassen kann!

Ach ja, kurz die Handlung umreissen, hatte ich fast vergessen: Sehr grob gesagt geht es um einen Aufstand von Maschinen in einem Vergnügungspark.

9 Punkte

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