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Manche Zäune sind (nicht) gedacht sie einzureißen 

"Fences" ist eine Broadway-Verfilmung und das merkt man dem etwas hüftsteifen Film durchaus an. Von seiner Kraft und Präsenz nimmt das allerdings rein gar nichts. Ganz im Gegenteil: die ultrascharf geschriebenen Dialoge des Familiendramas und die genialen Schauspielleistungen stehen hier im Mittelpunkt, völlig zurecht, und keine ablenkend dynamische Inszenierung. Das wusste Denzel Washington als Regisseur. Seine Klasse und Ruhe als Inszinator werden nur von seiner sagenhaften eigenen Performance getoppt. Es geht um eine schwarze Familie im Pittsburgh nach dem zweiten Weltkrieg, deren väterliches Oberhaupt dem Alkohol und einer fremden Frau verfällt und so seiner ohnehin schon gebeutelte Familie einen Bärendienst erweist.

"Fences" kann, will und muss seinen Theaterursprung nicht verleugnen. Bei einem derart starken Script und packenden Dialogen, tut der Film gut daran sich auf diese Stärken zu verlassen. Dialogkino, ganz klassisch und oldschool, das einfach funktioniert. In der Tradition von "Cat in a Hot Tin Roof" oder "12 Angry Men". Fast schon erfrischend bodenständig. Wer Action erwartet wird enttäuscht. Wer ein paar der besten Schauspieler unserer Zeit und ein zeitloses Script sehen/hören will, kommt voll auf seine Kosten. Vor allem Viola Davis und Denzel Washington spielen mehr als beeindruckend, vielschichtig, groß. Man merkt, wie sie in Jahren auf der Theaterbühne mit den Figuren verschmolzen sind. Die Dialoge sind aufschlussreich, messerscharf und schlagkräftig, sodass man gerne zuhört, jede Überraschung, jeden Schock und jeden Witz mitnimmt. Und es werden auf keinen Fall nur schwarze Themen angesprochen. Ein strenger Vater, Alkoholsucht, Eheprobleme oder die Enttäuschung über das Leben sind keineswegs sozial begrenzt. "Fences" ist die perfekte Symbiose aus Theater und Kino. Äußerlich unspektakulär, innerlich höchst aufwühlend.

Fazit: Schauspielkino vom allerfeinsten. Washington und Davis merkt man die jahrelange Broadway-Erfahrung an. Sie spielen atemlos gut. Und die Themen bleiben zeitlos, universell und packend. Wichtiger Film!

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