Nur sieben Jahre nach dem Original fand bereits der sechste und definitiv final angelegte Teil der „A nightmare on Elm Street“-Reihe seinen Weg in die Kinos – dass auch er nicht der letzte geblieben ist, ist beileibe keine Seltenheit bei den US-Slasherfilmen der 80er. Mit mittlerweile viel mehr Computereffekten, neuen Opfern, einem quasseligen Freddy in Hochform und einer ganzen Riege namhafter Gaststars bietet auch „Freddys Finale“ noch einmal überdrehten Trash-Spaß für Fans.
Wobei hartgesottene Horror-Fans durchaus anmerken könnten, dass dieser sechste Teil mittlerweile wirklich kaum noch etwas mit echtem Horror zu tun hat. Von der düsteren Atmosphäre früherer Beiträge ist einfach nichts mehr übrig, auch die finsteren Aspekte von Freddys Geschichte, immerhin ein dutzendfacher Kindermörder, werden hier nur noch so am Rande angedeutet, dass sie regelrecht ausgeklammert scheinen. Stattdessen setzt der Film auf überbordende parodistische Elemente, zeigt Freddy als Hexe auf einem fliegenden Besen, lässt ihn ein Opfer per Computerspiel wie eine digitale Figur durch die Gegend hopsen oder sich über einen gehörlosen Jungen mit echt fiesen Ideen lustig machen. Ein Hauch Body-Horror, viel Slapstick, auch Selbstironie sind hier zuhauf zu finden – nur Atmosphäre oder wenigstens nennenswerter Splatter haben sich inzwischen komplett verabschiedet.
Auch inhaltlich hat sich Drehbuchautorin, Produzentin und Regisseurin Rachel Talalay (damit der erste und einzige Freddy-Film mit einer Frau auf dem Regiestuhl) einiges Neues einfallen lassen – was allerdings zu einem eklatanten Bruch mit der bisher bekannten Vorgeschichte des vielleicht berühmtesten Massenmörders der Filmgeschichte führt. Plötzlich hatte Freddy Frau und Kind, plötzlich ist Springwood zu einer Geisterstadt voller traumatisierter Erwachsener, aber ohne Kinder geworden, plötzlich hat Freddy einen Pakt mit dämonischen Höllenwesen geschlossen, die ihm seine Macht verleihen, dafür aber verlangen, dass er weiter Menschen terrorisiert und ermordet. Einige der neu erdichteten Elemente hier sind durchaus interessant, etwa seine kurz angerissene Kindheits- und Jugendgeschichte – samt Alice Cooper als prügelndem, saufendem Adoptivvater – aber so ziemlich alles, was hier an Background ausgepackt wird, steht mehr oder weniger in Widerspruch mit sämtlichen Vorgängerfilmen. Die Bemühungen der vorherigen Beiträge, zumindest ein wenig Kongruenz herzustellen, werden damit weitestgehend ad absurdum geführt.
Das alles kann man durchaus zu Recht als Minuspunkte für diesen sechsten Teil anführen. Oder man tut, was man bei Trashfilmen aller Art eh am besten tun sollte: Man schaltet das Hirn ab, lehnt sich zurück und genießt eine weitere wilde, herrlich anarchische und durchgeknallte Achterbahnfahrt. Von parodistischen Anspielungen auf „Der Zauberer von Oz“ über Gastauftritte von Roseanne Barr, Tom Arnold und – besonders schön – Johnny Depp bis zum feurigen Finale bietet auch dieser Film wieder ausufernde Action, Kämpfe und Effekte bis zum Abwinken. Neben einigen handgemachten mechatronischen Effekten stehen hier diesmal Computereffekte im Stil der frühen 90er im Mittelpunkt. Die kann man aus heutiger Sicht nicht wirklich als gut bezeichnen, sie haben aber eine ganz eigene, faszinierende Ästhetik, wenn etwa eine Figur durch die Luft fliegt und einen Umriss seines Körpers in die unsichtbare Membran zwischen der Traum- und der Realwelt reißt oder ein bekiffter Teenie von einem psychedelischen Farbenrausch in den Fernseher gezogen wird. Dass die finalen 15 Minuten dereinst in 3D ins Kino kamen, kann man noch an einigen besonders obskuren Effekten erkennen, die allzu deutlich direkt auf die Kamera ausgerichtet sind.
Das alles kann durchaus immer noch Spaß machen, vor allem, wenn man einfach den Sprüche klopfenden Freddy und seine sarkastischen Kommentare genießt, sich nicht weiter Gedanken über die wie üblich hanebüchene Handlung macht, sondern tief ins visuelle Gewitter eintaucht, das hier entfesselt wird. Und die Best-of-Szenen aus sämtlichen Filmen, die während des Abspanns laufen, lassen noch einmal mit ein wenig Nostalgie auf den ungeheuren Aufwand zurückblicken, mit dem die gesamte Reihe durch maskenbildnerische und mechatronische Effekte zum Ausgefallensten gemacht wurde, was das US-Slasherkino der 80er hergab.
„Freddys Finale“ dürfte Fans so nachhaltig entzweien wie kein Teil zuvor, setzt er doch mittlerweile komplett auf skurrilen, schrillen Humor statt Horror und Atmosphäre. Doch als angedachter Abschluss einer der erfolgreichsten und originellsten Horror-Reihen seines Jahrzehnts ist er durchaus ein würdiger Beitrag dieses zur Pop-Ikone mutierten Albtraum-Killers. Film einschalten, Kopf abschalten und Spaß haben – das ist hier ganz klar die Devise.