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Es läuft und läuft und läuft: Mit dem mittlerweile zehnten Teil stößt die „Hellraiser"-Saga in Fortsetzungs-Dimensionen vor, die nur einigen wenigen Horrorfilm-Reihen vorbehalten sind. „Hellraiser: Judgment" handelt von zwei Polizisten, die auf der Spur eines grausamen Serienkillers sind und unversehens in ein Höllenhaus geraten, in dem Pinhead und seine mörderischen Cenobiten Gericht über die verdorbenen Seelen verbrecherischer Menschen halten.

Die guten Nachrichten zuerst: Seit dem sechsten Teil hat es keinen so atmosphärisch dichten und visuell gelungenen „Hellraiser"-Film mehr gegeben. In extrem finsteren Bildern, die in ausgebleichten, blassen Farben gehalten werden, und vor enorm heruntergekommenen Kulissen entfaltet sich von der ersten Szene an ein finsteres Setting irgendwo zwischen Realität und grausiger Fieberfantasie. Schon die einleitende Höllenfahrt eines Pädophilen bietet dem geneigten Zuschauer visuell einige derbe Appetithäppchen, vom dreckigen Dekor über garstige Gewaltideen bis zu den ersten Litern sprudelnden Blutes und nässendem Fleisch. Überhaupt bietet „Hellraiser: Judgment" wieder heftigere Gewaltszenarien und vor allem überzeugendere Ekeleffekte. Klar, an die legendären Körperzerstörungs-Orgien der ersten Filme kommt auch dieser Beitrag nicht heran, aber hartgesottene Splatter-Fans bekommen hier allemal mehr zu sehen als in den vergangenen Teilen.

Für Ausstattung, Effekte und formale Umsetzung stand hier also erfreulicherweise wieder mal mehr Geld zur Verfügung. Inhaltlich kann man das leider nicht so sagen. Das Drehbuch weist allerhand Schwächen auf, von unlogischen Details bis zu dramaturgischen Stolpersteinen en masse. Schon die sehr lange Einleitungsszene zielt trotz ihrer visuellen Drastik reichlich daneben, denn den Zuschauer so unvermittelt in ein derart surreales Setting hineinzuwerfen, raubt den an sich guten Ideen einiges von ihrem Schock-Potenzial. Auch im weiteren Verlauf fällt immer wieder auf, dass die Story die Charaktere viel zu schnell durch einzelne Handlungsabläufe durchprügelt - weder bleibt Zeit für eine anständige Figurencharakterisierung noch für einen richtigen Aufbau der dämonischen Welt. So hat man permanent das Gefühl, dass hier ein eigentlich geradliniger Serienmörder-Thriller durch irgendwelche übersinnlichen Einschübe unterbrochen wird.

Und eine, leider die größte, Schwäche teilt sich auch „Hellraiser: Judgment" mit seinen direkten Vorgängern: Die eigentliche Hauptfigur, der immerhin wieder deutlich charismatischere und bedrohlichere Pinhead, kommt einmal mehr viel zu kurz. Darüber hinaus wirkt es schon ein wenig lächerlich, die finstere Höllenwelt der Cenobiten mit dem Wirken Gottes zu konfrontieren. Lachhafter Höhepunkt ist hier das finale, verquaste Metaphysik-Dialogduell zwischen Pinhead und einer himmlischen Gesandten (Heather Langenkamp, die einst mit „A Nightmare on Elm Street" berühmt wurde), das ja mal so gar nicht in einen „Hellraiser"-Film passen will - auch wenn diese Idee immerhin zu einer interessanten Variante führt, wie Pinhead von seinem höllischen Thron gestoßen werden könnte.

Dennoch: „Hellraiser: Judgment" funktioniert lange Zeit als extrem düsterer Serienkiller-Thriller auf den Spuren von „Sieben", ein echter „Hellraiser"-Film ist er aber nicht. Dazu fallen die Auftritte der Cenobiten zu kurz aus, gerät die Story beim Wechsel zwischen Erde und Hölle zu oft ins Schlingern und wirken die einzelnen Elemente zu ungelenk zusammen gestückelt. Einzelne gute Ideen und krasse Gewaltszenarien dürften Fans halbwegs bei der Stange halten. Und besser als die letzten Beiträge ist der zehnte Teil sowieso. Aber ein wenig schade ist es schon, dass es scheinbar niemandem gelingen will, die berüchtigte Reihe zurück zu ihren Wurzeln zu führen. Aber vielleicht versucht sich daran ja irgendwann ein elfter Teil...

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