Ramsch der Woche (2)
CROSS WARS
(CROSS 2)
Patrick Durham, USA 2016
Ein Ausflug in die Tiefen des cineastischen Bodensatzes: Cross Wars (mancherorts mit dem überflüssigen Titelanhang Das Team ist zurück! verziert) ist DtV-Trash vom Allerfeinsten (oder Allerübelsten, wenn man’s ernst nimmt), der mich schon aufgrund seiner hanebüchenen Story neugierig gemacht hat, durch das Mitwirken von Danny Trejo und Vinnie Jones aber nachgerade zum Pflichtprogramm erklärt werden musste – obwohl Letzteres selbst aus der Sicht des Ramsch-Enthusiasten nicht zwingend ein Qualitätskriterium darstellt.
Eins wusste ich zum Zeitpunkt der TV-Ausstrahlung dieses Films indes noch nicht (der Originaltitel Cross 2 hätte es verraten): Cross Wars ist die Fortsetzung des fünf Jahre zuvor erschienenen und ebenfalls von Patrick Durham ins Bild gesetzten Fantasy-Action-Tinnefs Cross (hierzulande unter dem Titel Cross – Das Ende ist nah vermarktet), womit wir gleich wieder bei der beliebten Frage sind, inwieweit es vorteilhaft oder gar nötig ist, von einem bestimmten Fortsetzungsfilm den Vorgänger zu kennen. Im Fall von Cross Wars ist eine solche Kenntnis definitiv nützlich, aber nicht etwa mit Blick auf eventuelle Wissenslücken, sondern aus einem anderen Grund: Wenn nämlich der erste Cross-Streifen ein ähnliches Niveau aufweist wie der vorliegende (wovon sehr wohl ausgegangen werden kann), dann hätte man sich diesen zweiten ganz gewiss nicht mehr angetan ...
Gunnar hat die Nase voll. Voll vom Leben: Gunnar ist nämlich ein warum auch immer mit Unsterblichkeit gestrafter Wikinger, der sich seit zweitausend Jahren langweilt und nun endlich, endlich nur noch tot sein möchte. Tatsächlich räumt ihm die abstruse filmeigene Mythologie die Möglichkeit ein, seinem Dasein ein Ende zu bereiten – allerdings nur gemeinsam mit der gesamten Menschheit. Vor moralische Probleme sieht sich Gunnar dadurch nicht gestellt, und so lässt er von einem seltsamen Kumpel (der seinem eigenen Ableben offenbar auch mit Neugier und Freude entgegenblickt) in irgendeiner Fabrikruine eine kleine Maschine bauen, die „auch das letzte Atom im Universum zerstört“ (!!!) ...
Das klingt nun erst einmal schön abgefahren und kurzweilig (zumindest in den Ohren desjenigen, der keine Scheu vor beknackten und sinnfreien Ideen hat), aber Gunnar kreuzt dummerweise erst im letzten Viertel des Films auf. Bis dahin muss man mit den eigentlichen Helden der Geschichte, also den designierten Rettern des Universums, Vorlieb nehmen – und die machen es einem nicht leicht. Es handelt sich (wenn ich mich nicht verzählt habe) um eine neunköpfige Truppe von Kämpfern unter der Leitung eines Menschen namens Callan, der im Besitz eines magischen Amuletts ist, das ihm immer dann übernatürliche Kräfte (und grün leuchtende Augen) verleiht, wenn das Skript nicht mehr weiterweiß.
Seine Mitstreiter, die wirken, als hätte man sie an finsteren Straßenecken oder unter Brücken aufgelesen, verfügen derweil über gar keine Kräfte, dafür aber über fette Waffen. Nachdem sie und ihr Chef zu Beginn des Films im Zuge einer end- und hirnlosen Ballerei auf einem Autofriedhof ein ganzes Heer von Ganoven über den Haufen geschossen haben, ohne dass auch nur einer von ihnen einen Kratzer abbekommen hat, verbringen sie die Zeit bis zum Finale in einem verkeimten alten Lagerraum (der sich vermutlich in der gleichen Fabrikruine befindet wie das „Quanten-Labor“ von Gunnars hoch begabtem Kumpel) und schwatzen dummes Zeug. Das ist wörtlich gemeint: Die Dialoge, mit denen man hier zugeschüttet wird, bewegen sich auf einem wahrhaft beschämenden Level, und zwar vornehmlich dem Umstand geschuldet, dass sie sowohl cool als auch lustig sein sollen. So wurde in den Reihen der Helden eine Art Eddie Murphy für Arme installiert, der pausenlos irgendwelchen Müll daherlabert (weshalb er auch tatsächlich ungefähr achthundert Mal mit „Laberbacke“ angeredet wird) und einem damit schon nach zwei Minuten einfach nur maßlos auf den Senkel geht. Keiner, wirklich keiner seiner „witzigen“ Sprüche, die im Prinzip ein einziger Thousand-Liner sind, will auch nur halbwegs zünden.
Neue und alarmierende Tiefpunkte erreicht Cross Wars schließlich mit dem Auftritt einer Gruppe mehr oder weniger junger, kampf- und schießwütiger Frauen, die von einer Freundin Callans angeführt werden und sich mit dessen Leuten zusammentun – die Szenen mit ihnen kann man gut und gerne als Beleidigung auffassen. Immerhin bewegt man sich damit aber recht zielstrebig dem angemessen dämlichen und bizarren Finale und einem schockierenden Ende entgegen: Es wird nämlich ganz offensiv und unmissverständlich eine weitere Fortsetzung angeteasert ...
Nein, da möchte man nicht dabei sein. Nicht einmal ich als bekennender Trash-Liebhaber möchte das – ebenso wenig wie ich im Folgenden auf Details des hier verbrochenen Schwachsinns eingehen möchte. Ehrlich. Cross Wars ist einfach zu blöd. Der Streifen wirkt über weite Strecken wie eine Laienproduktion – allerdings eine, die nicht etwa bescheiden versucht, das Beste aus ungünstigen Rahmenbedingungen zu machen, sondern sich selbst voll kultig findet. Da herrscht schon ein beträchtlicher Schiefstand.
Zum verheerenden Gesamteindruck des Films trägt auch die Optik bei. Die im gängigen 1.85:1-Format vorliegenden Bilder werden schon durch ausnahmslos erbärmliche Schauplätze in den Keller gezogen (genauer betrachtet ist es freilich nur ein einziger erbärmlicher Schauplatz, denn alle Räume, auch die Behausung der Kämpferinnen, eine zweite Unterkunft der Helden und eine „Bar“ haben die gleichen Ziegelsteinwände!), und bei den Trickeffekten sieht es noch düsterer aus – schon nach wenigen Minuten packt einen angesichts der grottigen Rechnerumsetzung von Mündungsfeuern, Blut und Explosionen das blanke Entsetzen. Lediglich gegen Ende beziehungsweise im Zusammenhang mit der Gunnar’schen Weltallvernichtungsmaschine gibt es noch ein paar VFX zu bestaunen, die nicht aus der Steinzeit zu stammen scheinen.
Bei den Darstellern zeigt sich ein ähnlich trostloses Bild. Das Ungemach geht schon beim talentfreien Brian Austin Green als Callan los, erstreckt sich über den penetrant nervenden Juhahn Jones als „Laberbacke“ (wobei er freilich nichts für seinen Text kann) und nimmt bei den bis auf eine Ausnahme auch noch unsympathischen Akteurinnen, welche die Angehörigen der erwähnten Frauen-Kampftruppe mimen, nachgerade desaströse Ausmaße an: Bei ihren Versuchen, sich tough und obercool zu geben, erreichen sie nicht einmal jenes Amateurniveau, auf dem sich der Rest des Films bewegt – weder im schauspielerischen Bereich noch bei dem peinlichen Herumgehampel, das sie ungestraft in einigen „Kämpfen“ abliefern.
Ein Glück, dass es da noch Danny Trejo und Vinnie Jones gibt – obgleich auch sie selbstredend keine darstellerischen Glanztaten vollbringen und überdies (wie immer) zu wenig Screentime haben, können sie Cross Wars wenigstens ein Stück weit aufwerten. Danny Trejo spielt mit sehr viel Spaß den Gangsterboss „Muerte“, dessen Rolle vollkommen überflüssig ist, während Vinnie Jones keinen Geringeren als Gunnar höchst persönlich verkörpert – und dabei so viel weniger Blech daherredet als die Helden, dass er fast noch zum Sympathieträger heranwächst. Auf der Habenseite darf neben den beiden auch noch Tim Abell als Waffenexperte der Helden verbucht werden, den ich ebenfalls immer gern sehe.
Patrick Durham selbst spielt übrigens als einer von Callans Leuten ebenfalls mit und ist dabei so farblos, dass er mir nicht ein einziges Mal aufgefallen ist. Damit gehört er hier jedoch schon eindeutig zu den besseren Mitwirkenden. Beim Score ist schließlich nichts mehr besser – er begnügt sich weitgehend damit, ein paar rockige, aber leise abgemischte Stücke nach Gutdünken ins Geschehen hineinzuwerfen.
Alles in allem bleibt also ultrabilliger, hirnrissiger und über weite Strecken laienhaft dahindilettierter, nichtsdestotrotz aber absolut von sich überzeugter Mystery-Schrott unterster Kajüte, der sogar seine einzigen möglichen Ansprechpartner, nämlich ausgeprägte Trash-Freunde, vor eine echte Herausforderung stellt – man muss schon viel guten Willen (und bestenfalls auch noch ein sehr schlichtes Humorverständnis) mitbringen, wenn man sich auf Cross Wars einlässt. Am guten Willen soll’s bei mir jedoch nicht mangeln, weshalb ich einmal davon ausgehe, dass es Patrick Durham mit diesem Hafer nicht ganz ernst und erst recht nicht böse gemeint hat, sondern zu mehr einfach nicht fähig war. Statt im Nachhinein Großmut walten zu lassen, hätte ich freilich bei aller Zuneigung zum Trash lieber auf diesen Film verzichten sollen.
PS: Der Ausklang des Streifens war keine leere Drohung: In der Tat gibt es bereits einen dritten Teil der Reihe – den 2019 erschienenen Cross 3 aka Cross – Rise of the Villains, der übrigens eine IMDb-Note von 2.0 hat. Da wird man fast schon wieder neugierig ...
(08/21)
2.5 von 10 Punkten, auch nicht böse gemeint.