Vor Jahren hatte Tinto Brass sich selbst (und seinem Publikum) geschworen nie mehr Politik mit Erotik zu vermischen. Jetzt hat er es wieder getan: Leider!
Nun: Brass wollte einen politischen Film drehen, einen mit einer Geschichte, ein Drama um Leidenschaft, Liebe, Hass und Eifersucht und natürlich sollte auch die für ihn typische Erotik nicht zu kurz kommen. Das was dabei herausgekommen ist ist nicht Fleisch, nicht Fisch. Unentschlossen pendelt der Film zwischen seinen einzelnen (Handlungs)ebenen hin und her und wird so letzlich keinem seiner Ansprüche wirklich gerecht.
Die politische Ebene des Film vermeidet konsequent eine Aussage und wird so zur reinen Staffage. Die Geschichte würde vor jedem anderen geschichtlichen Hintergrund ebenso funktionieren und der Eindruck drängt sich auf das Brass hier lediglich die (verkaufsträchtige?) Verquickung zwischen sexuellen Phantasien und den geschniegelten, glänzenden Uniformen der im Film (natürlich) blonden Nazis und dem zweifelhaften Charme (??) ihrer Symbole gesucht hat.
Doch auch als Drama funktioniert der Film nicht: Zu sehr bleiben die Charaktere der handelnden Figuren an der Oberfläche, zu wenig verständlich wird damit auch ihr Handeln. Durch seine Zerissenheit gelingt dem Film keine vernünftige Charakterzeichnung. Diese ist bei einem Drama um Liebe und Eifersucht jedoch so unverzichtbar. So fesseln den Zuschauer die Figuren des Films nicht. Sie bleiben hohl und austauschbar.
Die erotische Ebene des Film bleibt ebenfalls unbefriedigend. So bleibt Brass hier (bis auf eine Orgien-Szenen nach zwei Dritteln des Films) seltsam brav und züchtig. Fast erscheint es als habe der Italiener am Ende selbst Skrupel gehabt die unglückliche Themenverbindung allzu explizit auszustatten um sich am Ende vor allzu harscher Kritik daran zu verwahren. Wie auch immer: Die Fans des Genres für das Tinto Brass normalerweise steht werden nicht wirklich bedient. Wie alle anderen auch .....
Was den Film am Ende vor dem Totalabsturz bewahrt ist die wunderschöne, stimmungsvolle Kameraarbeit die dem Zuschauer ein ums andere Mal eindrückliche Bilder und Farben beschert. Ebenso positiv sind die detaillierten und den Zeitcolorit sehr schön einfangenden Sets und natürlich auch Ennio Morricones routinierte aber doch sehr passende und gelungene Musik.
Und doch: Weniger wäre mehr. Die Beschränkung auf seine ureigensten Qualitäten würde Brass für die Zukunft gut zu Gesicht stehen. Dieser Film ist einfach zu unentschlossen um wirklich Interesse hervorzurufen.