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Vorweg: Eine Reihe betrüblicher Ereignisse ist eine der besten (nennen wir es mal) Young Adult Lieraturverfilmungen aller Zeiten und reiht sich meines Erachtens in eine Reihe mit den Harry Potter und Panem Verfilmungen, und darüber hinaus. In Serienform gelingt es der Serie, den Büchern komplett treu zu bleiben und sie sogar zu bereichern, so dass das Ende irgendwie runder wird. Dabei wird je ein Buch in zwei Folgen abgehandelt und so hat man zum Glück auch nie das Gefühl, dass Netflix oder die Produzenten den Stoff unendlich in die Länge ziehen wollten. Immer bleibt das Gefühl erhalten, dass man zu allererst der Vorlage Genüge tun wollte.

Erzählt wird die Geschichte von drei Geschwistern, deren Eltern bei einem Brand ums Leben kommen und die dann in die Obhut eines schrulligen Grafs gegeben werden. Mit zunehmender Dauer stellt sich heraus, dass eben jener Graf was mit dem Ableben der Eltern zu tun hat und dass er auf das Vermögen der Kinder aus ist. Der Rest der Serie behandelt im Grunde genommen die Flucht der Kinder vor dem Grafen sowie ihre Versuche, herauszufinden was genau überhaupt passiert ist. Umrandet wird die Geschichte von einer Rahmenhandlung, die mit zunehmender Dauer immer stärker mit der Geschichte der Kinder verwoben ist.

Was anfangs nach den ersten zwei bis drei Büchern wie eine festgefahrene sich wiederholende Geschichte beginnt, entwickelt sich mit zunehmender Dauer zu einer extrem grausamen, grotesk übersteigerten, nicht immer für Kinder geeigneten Tour de Force für alle Beteiligten, die auch sehr früh bekannte Pfade verlassen und eine immer eigenere Sichtweise offenbaren, die für die Kleinsten evtl. doch zu hoch sein dürfte.

Dabei gelingt es der Serie vorzüglich, die Kinder im Überlebenskampf zu korrumpieren, immer häufiger die Grenzen zwischen Gut und Böse übertreten zu lassen, und dennoch uns auf ihrer Seite zu behalten. Vor allem im wirklich infernalen Finale der vorletzten Folge, welche sogar sehr gut als Finale durchgehen könnte, legt die Serie eine derartige Konsequenz an den Tag, dass einem Hören und Sehen vergeht.

Es werden so ziemlich alle Themen berührt, die ein Heranwachsender wahrscheinlich in seinem Kopf so mit sich trägt, und diese werden dann auch mal so lapidar in die Geschichte eingebaut. Und was Anfangs so ganz deutlich schwarz und weiss war, ist am Ende nur noch grau in grau.

Alleine das hebt die Serie schon über das übliche Einerlei. Doch die Inszenierung, irgendwo zwischen Addams Family, Dr Seuss und Pushing Daisies angesiedelt, angereichert mit Wes Andersons Welten und einer von sich selbst eingenommenen verschworenen grausamen Erwachsenenwelt hebt die ganze Inszenierung nur noch weiter in ungeahnte Höhen. Und jeder Regisseur ordnet sich fast sklavisch der korrekten Umsetzung unter.

Als wäre das alles nicht schon genug, um die Serie in den Olymp zu hieven, hat man auch noch in allen Bereichen komplett überragende Darsteller gefunden, die allesamt ihre Rollen phänomenal auszufüllen wissen. Und obwohl die Kinderdarsteller schon gut sind, ist das wahre Prunkstück die Besetzung des Bösewichts mit Neil Patrick Harris, der damit in die eigentlich übergroßen Fussstapfen eines Jim Carrey tritt, und eben jenen großartigen Darsteller komplett vergessen machen. Harris etabliert einen der abscheulichsten Bösewichter der Kinderliteratur, nur um diese häßliche Fratze mit zunehmender Dauer wirklich glaubhaft zu demontieren, dabei aber immer böse und verführerisch bleibend. Im Prinzip ist das hier seine große One-Man-Show. Wenn es eben nicht die anderen Darsteller gäbe.

Noch einmal: Um es kurz zu machen: Eine Reihe betrüblicher Ereignisse ist ganz großes Kino, was ich entgegen der Behauptung Netflix' aber nicht den ganz Kleinen zugänglich machen würde. Die Serie verdient es als ganz großer Klassiker der Jugend-Literatur angesehen zu werden. Und sie hat ein wirklich würdiges Finale.

Sehr groß: 9 Punkte

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