Review

Der Imbiss-Lieferant Ju flüchtet sich aus seinem langweiligen Alltag in ein neues Computer-Spiel, bei dem es darum geht, das "Match Girl" vor einer Vielzahl abgedrehter Bösewichte zu beschützen. Diese wollen das Streichholz-Mädchen nämlich um die Ecke bringen, bevor es - wie in dem Andersen-Märchen - glücklich erfrieren kann. Beim Kampf von Level zu Level sieht sich Ju nun mit Gangster-Banden, Soldaten und anderem Gesocks konfrontiert. Dabei nimmt das Spiel zunehmend bizarrere Züge an und auch das "Match Girl" selbst wandelt sich vom schlichten Non-Player-Character zum eigenständigen Individuum, das auch schon mal zum halbautomatischen Maschinengewehr greift, um ein mittelgroßes Massaker zu initiieren. Zum Schluss stehen die beiden dann irgendwann vor dem finalen Gegner, aber ist das Spiel damit wirklich zu Ende...? Das DVD-Cover verspricht groß und breit "Action in einer neuen Dimension", und genau das hält "Resurrection of the Little Match Girl" zum allgemeinen Erstaunen auch ein, denn insbesondere die zweite Hälfte ist eine Materialschlacht sondergleichen, bei der einem beinahe die Augen übergehen. Viel mehr sollte man allerdings dann von diesem Streifen nicht erwarten, denn die plotfreie Handlung, die tatsächlich auch Motive des Hans Christian Andersen-Märchens aufgreift und verarbeitet, ist so dünn geraten wie selten und dient gerade mal so als Aufhänger für die endlosen Shoot-Outs und Action-Sequenzen. Als Science-Fiction-Trash voller irrer Ideen und untermalt von einem schrägen Soundtrack hat der Film dann auch trotz der am Rande aufgegriffenen Videospiel-Thematik leider kaum das Potential, zum südkoreanischen Pendant von "eXistenZ" oder "The 13th Floor" zu werden, denn dazu ist das alles einfach viel zu sehr auf Oberflächenreize hin gebürstet und der tiefere Sinn hinter dem ganzen Blei-Gewitter und den vielen gestylten Bildern erschließt sich zu keiner Sekunde. Da kann man als unbedarfter Zuschauer nicht einmal so genau sagen, ob hier wieder mal die verschiedenen Realitäts-Ebenen ineinander fließen und man es mit dem üblichen doppelbödigen Vexierspiel zu tun hat, oder ob die ganzen visuellen Gimmicks tatsächlich ganz einfach nur selbstzweckhaft-cool rüberkommen sollen. Dem Anschein nach ist Sun-Woo Jang doch sowas wie eine abgedrehte Parodie auf den US-Blockbuster "Matrix" vorgeschwebt, dessen memorabelsten Momente (eben die mit viel Gunplay und Bullet-Time-Gewichse) hier kopiert und ins noch Absurdere gesteigert werden. Dazu passt dann auch das Virtual Reality-Szenario wiederum bestens. Beim Versuch, so etwas wie eine Videospiel-Logik in Film-Form zu pressen, hat man dann aber leider das Publikum übergangen, denn Sun-Woo Jang hat seinen Streifen sicherlich nicht für die breite Masse gemacht, denn dem "normalen" Zuschauer dürften die mit ein wenig blutigem Splatter aufgemotzten Schießereien dann doch zu derb sein... mal ganz abgesehen davon, dass das Ganze trotz aller Over-the-top-Action aufgrund des kryptischen Leerlaufs der Storyline irgendwie doch recht langatmig geraten ist und auch nicht unbedingt volle zwei Stunden hätte gehen müssen. Die emotionslos und distanziert agierenden Darsteller liefern dann auch keine greifbaren Ansatzpunkte für eine irgendwie geartete Interpretation der Ereignisse, aber wer versierter im Umgang mit Computer-Spielen ist, hat da vielleicht ja mehr Glück als ich. Im Sinne der modernen Interaktivität kommt das Finale mal wieder in doppelter Ausführung daher und trägt demnach nicht gerade dazu bei, dass das alles irgendwie verständlicher werden würde. Aufgrund der stringenten Verweigerungshaltung gegenüber allen Deutungs-Versuchen wird es dem Film zudem schwer fallen, ein Publikum abseits der Die Hard-Asia-Freak-Fraktion zu finden, aber ich glaube, dass auch die mit diesem zwiespältigen Mischmasch aus Arthouse-Streifen und Action-Reißer nicht so wirklich zufrieden sein wird. Aber immerhin: Chic aussehen tut er schon!

6/10

Details
Ähnliche Filme