Meine Reviews:
Vorab, wie mit einem Mod per PN besprochen: Die Urheberrechte dieses Textes bleiben einzig bei mir. Sollten Änderungen vorgenommen werden (müssen), bitte eine Info an mich.
Ich bewerte die reguläre Fassung, kenne aber auch die exklusive Schwarz-Weiß-Version ("Logan Noir"), die eine interessante Variation darstellt. Das schicke Blu-ray-Steelbook mit beiden Varianten kann ich Sammlern empfehlen. Der Text ist ggf. nur für die Leser komplett verständlich, die den Film / die X-Men-Reihe kennen. Einiges habe ich bloß angedeutet – Spoiler im Text sind ähnlich (gravierend) wie das Anschauen eines Trailers. Apropos Trailer…
„Die Welt ist nicht mehr, wie sie war. Mutanten gibt es nicht mehr. (...) Sie haben gedacht, Sie wären Teil 'Gottes Plans'. Vllt waren wir nur 'Gottes Fehler'.“
Aller guten Dinge sind drei.
Nach der X-Men-Trilogie (2000 bis 2006) erhielt der beliebte Charakter Logan / Wolverine (Hugh Jackman) eine eigene Trilogie (2009 bis 2017). Nach X-Men Origins: Wolverine (2009) sowie Wolverine - Weg des Kriegers (2013) schloss
Logan - The Wolverine (2017)
diese ab. Wie seinerzeit X-Men: Der letzte Widerstand (2006) in Cannes, feierte auch dieser dritte und letzte Teil seine Weltpremiere auf einem Filmfestival - in Berlin.
Im Film selbst sind Mutanten – anno 2029 – aufgrund von genmanipulierten Mais, staatlichen Killertruppen & anderen Ereignissen seit 25 Jahren praktisch ausgestorben. Logan lebt mit dem Albino-Mutanten Caliban (Stephen Merchant) und dem mittlerweile 'dementen' (o. ä.) Charles (Sir Patrick Stewart) in der Nähe der mexikanischen Grenze. Doch eines Tages steht ein Kind (Dafne Keen) vor ihrer Tür - eine Mutantin, die verfolgt wird und eine besondere Vergangenheit hat.
„Ich weiß immer, wer du bist. Manchmal erkenne ich dich nur nicht.“
Wie beim Vorgänger, ebenfalls vom Regisseur James Mangold, wurde handlungstechnisch erneut ein Riesensprung vorgenommen und eine losgelöste Geschichte konzipiert, die anno 2029 angesiedelt ist. Die Zeitachsen und das entsprechende 'Durcheinander' durch die Ereignisse in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (2014) wird dadurch umgangen bzw. ignoriert. Nachdem im Vorgänger Jean (Famke Janssen) in Träumen erschien und zudem asiatische Frauen an Logans Seite auftraten, kehrt hier Professor X zurück.
International erhielt der R-Rated- und eindeutig härteste Film der Reihe größtenteils Einstufungen im Bereich ab 15 bis ab 18. In Deutschland gabs die passende 16er-Freigabe (FSK-Begründung). In China & Vietnam gabs gekürzte Auswertungen. Das T-Rating (ab 0) aus Italien sticht mal wieder überraschend heraus :D
„Sie haben Kampferfahrung?!“
„Ein bisschen.“
Logan - The Wolverine ist wirklich brutal und zeigefreudig. Die Kamera hält stets voll drauf. Dagegen wirkt die FSK 16 vom Origins lächerlich. Klingen werden durch Gliedmaßen, Körper und Köpfe gestochen (letztere auch mal durch die Gegend gerollt), Blut spritzt & fliest aus den Wunden, daneben gibbet Schusswechsel, Kugeln werden aus dem Körper gepresst, wie bei The Crow – Die Krähe (1994), und selbst Harpunen durchschlagen Körper. 84 Menschen bzw. Mutanten sterben, beginnend bei der wirklich gelungenen Eingangsszene über den gesamten Film verstreut bis zum Grande Finale.
Aber dieses Werk darf man keinesfalls auf rohe Gewalt(-szenen) beschränken. Der aufgrund der überzeugenden Darsteller - vor allem Dafne Keen, Hugh Jackman & Patrick Stewart - absolut gelungene Dramateil erhält viel Platz. Die Zukunft ist hier keine SciFi-Variante mit Laserpistolen, fliegenden Auto o. ä. Alles sieht aus, wie heute (anno 2024) und wirkt sehr realistisch; abgesehen von selbst fahrenden LKWs. Doch das einstige Ziel einer friedlichen Welt mit Mutanten / X-Men & Menschen in Harmonie ist verloren. Es ist mitunter traurig und bedrückend.
Dies wird auch durch den Soundtrack mit sanfter Musik in den Szenen untermalt. Es kommt nicht oft vor, dass ich einen Abspann anschauen, wenn ich weiß, dass keine Nachabspannszene folgen wird. Aufgrund Johnny Cashs The Man comes around zählte Logans-Abspann zu den angehörten^^ Wie bei der Trilogie, vor allem aber dem direkten Vorgänger üblich, sind die Effekte und die Bild- & Tonqualität Spitzenklasse - u. a. auch einem Budget von 97 Mio.-Dollar (Einspiel im Kino: rund 619 Mio.-Dollar) sei Dank.
„Sie braucht unsere Hilfe.“
„Es wird jemand kommen.“
„Jemand ist gekommen.“
Davon ab hat sich inhaltlich etwas verändert: Das Adamantium in Logans Körper vergiftet ihn und er wird dadurch so geschwächt, dass er nicht mehr vollends heilt und zudem humpelt. Stilistisch ist das praktisch perfekt inszeniert. Logan, der Antiheld, lächelt während des gesamten Films nur dreimal und man merkt, dass hier eine andere Art von Film vorliegt, als die 'typischen' Comicverfilmungen. Charles und er sind ein perfekt eingespieltes Team, die fast schon deprimierende Sehnsucht nach dem Tod eines schon viel zu lange lebenden Menschens / Mutanten erinnert mich an The Green Mile (1999) und wird überzeugend und nachvollziehbar dargeboten.
Die Liebe zum Detail sticht immer wieder positiv heraus. Wenn etwa von einem Treffen an der Freiheitsstatue die Rede ist und ein weitere im Motel Liberty ansteht, ist dies nicht bloß ein Verweis auf X-Men 1, sondern gelungener Fanservice. Um mal kurz zwei Punkte exemplarisch zu nennen - unten mehr dazu.
Der Film hat 'trotz' seiner Laufzeit von 131 Minuten (o. A. / 138 Min. i. A.) keine Längen, Hänger u. ä. Dafür sorgen neben den bereits genannten Qualitäten auch die Tatsache, dass sehr viel Neues eingebracht wurde und dabei auch Altes ein neues Gewand erhielt: Einsamkeit - Familie, alter Krieger - alter Feind, neue Generation - neue Version des Alten. Egal, ob X-23 oder X-24, unvorhergesehen Tode oder klar wird das DER Endgegner, die Handlung, die Hintergründe und das, was Jahre vor 2029 geschah und zu dieser Zukunft führte, wird nur langsam, nach und nach preisgegeben.
Eigentlich müsste man befürchten, dass aufgrund dieses eigenen Weges und dem enormen Drama-Anteil viele Fans der Reihe verprellt werden (könnten). Dies geschah bei diesem kleinen Meisterwerk zum Glück nicht. Mal ein Beispiel: Im Juni 2017 wurde Logan - The Wolverine auf RottenTomatoes zur #1 der besten Superheldenfilm aller Zeiten & überholte somit selbst The Dark Knight (2008) - das kann man mal aus Hausnummer bezeichnen.
„Sei nicht, wozu Sie dich gemacht haben.“
Was kann der Abschluss einer Filmreihe oder zumindest Trilogie noch Sinnvolles einbringen? Richtig, Verweise auf andere Teile bzw. Filme. Die Forschungseinrichtung & Handlung ähnelt der aus Dark Angel (2000 bis 2002) & entsprechend Hitman (2007). Letzterer basiert auf einem Videospiel. Die Szene, in der Will (Eriq La Salle) nach Hause kommt, ist 1:1 von Max Payne übernommen. Freddy Krüger wird genauso erwähnt, wie Nosferatu und Mein großer Freund Shane (1953) wird sowohl im TV angeschaut, als auch zitiert. Ein schlafender Protagonist, der von Kindern die Haare / den Bart geschnitten bekommt, ähnelt zudem Mad Max 3 (1985) und die mechanische Hand kennen wir etwa aus Krieg der Sterne (ab 1977).
Stilistische Vorbilder in Punkto alternde (Anti-)Helden nach Ihrem Heldendasein sollen u.a. Erbarmungslos (1992) & The Wrestler (2008) sein.
Daneben kennen wir Logans Namen James Howlett & eine Kugel aus Adamantium im Bezug auf einen Kopfschuss aus X-Men Origins: Wolverine und die Erwähnung eines Mutanten und hellseherischen Fähigkeiten erinnert genauso an Yokie (Rila Fukushima), wie Yashidas (Hal Yamanouchi) Samuraischwert an der Wand hängt - beides aus Wolverine: Weg des Kriegers. Zudem werden X-Men-Comics gelesen, über diese gesprochen & Alpha Flight im Abspann erwähnt. Wenn Charles mit Logan über Ihre Vergangenheit redet ("Als wir uns kennen lernten...") werden die (Ereignisse um die) Freiheitsstatue (X-Men 1) angesprochen und das Ganze gipfelt im "X" am Ende.
Fazit:
Logan - The Wolverine ist nach Sin City (2005) meine Lieblingscomicverfilmung und noch vor Zukunft ist Vergangenheit (2014) mein Lieblingsteil der X-Men-Reihe.
Dabei ist dieses Actiondrama ein bitterer Abgesang auf die Heldensaga sowie diesen Antihelden und gleichzeitig dermaßen brutal, zeigefreudig bzw. konsequent mit einer perfekten Mischung aus guten Darstellern in überzeugenden Rollen, Action und interessanter Handlung mit unerwartetem Verlauf sowie Drama - tatsächlich mal innovativ. Das abschließende "X" am Ende ist schier episch!
Qualität -> 10 von 10 Punkten
Unterhaltungsfaktor -> 10 von 10 Punkten
Kult(-potential) der (Haupt-)Figur -> 10 von 10 Punkten
Gesamtwertung -> 10 von 10 Punkten
PS - die Info, auf die jeder hier sein Leben lang gewartet hat:
Logan - The Wolverine ist der erste X-Men-Film, der nackte Brüste zeigt und somit mit den Marvel-Filmen The Punisher (2004) und Deadpool (2016) in guter Gesellschaft. Davon ab gibbet im Originalton 35 x Fuck zu hören^^
„So fühlt es sich an...“