King Kong und die weiße Frau ist ein unbestrittener Klassiker und einer der wenigen Monsterfilme, die es zu einer breiten Akzeptanz gebracht haben. Selbst ein in seiner Originalfassung kritisches Drama wie Godzilla konnte diesen Rang nie erreichen. Warum wurde aber ein Sequel zu so einem bahnbrechenden Erfolg nie deutsch synchronisiert? Betrachtet man die Rahmenbedingungen, so ist The Son of Kong ein reinrassiges Cash In Projekt. Mit einem Bruchteil des Vorgängerbudgets wurde nach wenigen Monaten ein knapp 70-minütiges Filmchen in die Kinos gebracht, an dem immerhin ein bedeutender Teil der originalen Crew wieder mit von der Partie war. Dabei mußten aus finanziellen Gründen Teile des Scripts von Ruth Rose, die auch am Drehbuch von King Kong und die weiße Frau beteilligt war, einige effektlastige Passagen gestrichen werden und Stop Motion Spezialist Willis O'Brien hielt seine Beteiligung aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlages sehr zurück. Wie soll so etwas noch funktionieren? Unter der Prämisse nochmals ein so bombastisches Spektakel wie um Papa King Kong erleben zu dürfen sicherlich nicht.
Diesen Anspruch erstickt das Drehbuch allerdings auch im Keime, als es uns ein Wiedersehen mit dem nun am Boden zerstörten Carl Denham (Robert Armstrong) anbietet, der kaum das Haus verlassen kann, da ihm an jeder Ecke ein Gläubiger oder die gierige Presse auflauert. Dieses Szenario liegt so erstaunlich nahe, daß der Zuschauer sich schon halb beruhigt auf seinem Sitzmöbel zurücklehnen mag. Nur, wenn der gute Mann gerade keinen Gedanken an eine erneute Affenhatz verschwendet, wie soll es nun zu Kongs Sohnemann gehen? Hier liegt neben der knappen Geschichte der weitere Schwachpunkt; wir müssen uns gedulden.
Zunächst begegnen wir mit Kapitän Englehorn (Frank Reicher) einem weiteren bekannten Gesicht. Dem alten Skipper wird es zu ungemütlich, denn auch er befürchtet, noch weitere Spätfolgen von Kongs Ausbruch zu spüren zu bekommen. So zieht es Denham und Englehorn erstmal auf See, wo sie neues Glück suchen. Es folgt eine etwas zu lang geratene Episode im Hafen von Da Kang, die aber mit ein paar witzigen Einlagen um die Entertainerin Hilda (Helen Mack) auch positive Momente zu verzeichnen hat. Allein die auf Denhams Kritik an Hildas Versuchen, ein Äffchen von einem Baum zu locken, gestellte Gegenfrage, ob er denn jemals einen Affen gefangen hätte, ist einfach Gold wert.
Mit dem Auftauchen des gestrandeten Helstrom (John Marston) schließt sich der Kreis. Er war es, der Carl Denham seinerzeit die Karte von Skull Island angedreht hatte und er ist es auch, der mit einem Hinweis auf den dort verborgenen Schatz eine Rückkehr zur Insel anstößt. Dies kommt der - wie der Zuschauer weiß - zwielichtigen Gestalt sehr entgegen, kann er doch so eine Mitfahrgelegenheit erhaschen. Mit an Board ausserdem ein blinder Passagier. Es bedarf noch einer angezettelten Meuterei vor Skull Island, um die frisch gegründete Party nebst dem bekannten Chinakoch Charlie (Victor Wong) in dieser Zusammenstellung auf die Insel zu jagen, wo nun Eingeborene und endlich auch animiertes Getier und der frisch um ein Skelett des alten King Kong modellierte Junior warten.
The Son of Kong setzt hier dessen Alter entsprechend auf tappsigen Expressionismus und damit auch deutlich andere Akzente als noch beim Herrn Papa. Wurde in King Kong und die weiße Frau allerdings bereits auf die Emotionen einer Bestie verwiesen, so fühlt sich Denham nun dem kleinen - übrigens immer noch Menschen weit überragenden - Riesenaffen verpflichtet, rettet diesen aus mißlicher Lage und wird von ihm fortan in einigen obligatorischen Gefahrensituationen durch beschützerische Revanche honoriert. Die gute Animation täuscht dabei über weiteres Recycling von Modellen hinweg.
Obwohl sich Willis O'Brien später begründet auf den humoresken Elementen von The Son of Kong distanzierte, kann man jene kaum verübeln. Sie weisen nicht nur Parallelen zu O'Briens früheren Werken wie The Dinosaur and the Missing Link auf, wo er seinen Figuren auch mehr Witz erlaubte, sondern erinnern sogar an die verspielte Komik, die den qualitativ hochwertigen Disney Filmen anhaftete.
Was den Film wirklich belastet, ist, daß man ihn eigentlich unter keinem Gesichtspunkt wirklich benötigt hätte. Ohne King Kong und die weiße Frau gesehen zu haben, fehlen die Bezüge zur Handlung. Der Einstieg wird somit erschwert und die Wartezeit bis zur Action dürfte anstrengend ausfallen. Betrachtet man nun die beiden Filme im Zusammenhang, so ist der direkte Anschluß sicher Grund genug für ein Double Feature. Nach dem Getöse des großen King Kong ist das Finale des Juniors jedoch weniger befriedigend und eher als entspannter Ausklang für Fans zu empfehlen.
Wer über die kleinen Macken nicht hinweg sehen mag, dem sei der nächste Primatenstreich des Teams unter erneuter Regie von Ernest B. Schoedsack ans Herz gelegt. Mighty Joe Young war zwar auch kein vergleichbarer Erfolg, führt aber wiederum einen großen Affen in die Stadt und glänzt mit der animatorischen Brillianz eines Ray Harryhausen, die man nicht verpaßt haben sollte.