Review

kurz angerissen*

Bis „Blade Runner 2049“ in die Kinos kam, konnte man sogar beinahe zufrieden sein mit der Realverfilmung des als Manga und Anime hochgeschätzten philosophischen Stoffes, aus dem „Ghost In The Shell“ gemacht ist. Der relativen Zufriedenheit über den Scarlett-Johansson-Blockbuster geht allerdings die Annahme voran, dass ein Blockbuster im Jahr 2017 nicht mehr liefern kann als die Hülle, die in diesem Fall sogar in den Titel eingebrannt ist und zwangsläufig bei Rezensenten zu Wortspielen einladen würde, um die Abwesenheit des Geistes zu betonen. Es ist sogar beinahe überraschend, dass der Geist nicht einmal völlig abwesend ist, sondern seine Anmutung gespürt werden kann, dass Johansson im hautfarbenen Hi-Tech-Neoprenanzug in einer Welt aus blinkenden Neonschildern und Hochglanz-Multiplexen mit tiefer Verbeugung vor der Ästhetik der Vorlage noch nicht ganz alles ist, was man von dem bunten SciFi-Action-Epos erwarten kann.

Bedenkt man die einladenden Möglichkeiten, die der Themenkomplex auch gelöst von der Vorlage böte, mutet die intellektuelle Anregung durch die unterkühlt vorgetragenen Dialoge zwischen den Schauwerten (welche solange sichtbar im Hintergrund auf Standby leuchten, bis sie wieder in Aktion treten dürfen) allerdings bloß wie eine entspannende Hirnmassage an. Zerstörungsorgien und andere Action-Abläufe sind das kausale Ergebnis kognitiver Dissonanzen der Protagonistin – eine Logik, die dem Blockbuster-Kino alles andere als fremd ist. Sie reduziert den inhaltlichen Wert auf das notwendige Minimum und lässt am Ende doch nur die „Shell“ zurück, die allerdings zugegebenermaßen zu den erlebenswerten Exemplaren dieses Kinojahrs gehört.

*weitere Informationen: siehe Profil

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