Ein wenig überrascht war ich doch von den Bewertungen, die diese wundervolle Komödie mit Wotan Wilke Möhring von der "Ofdb-Gemeinde" bekommen hat. Wir als Familie haben den Film das erste Mal während eines Fluges gesehen und ihn dann anschließend für das häusliche Heimkino käuflich erworben. Und... er hat bisher allen, mit denen wir den Film in der Folge geschaut haben (und das waren einige Male) , sehr viel Spaß gemacht, wobei die Tränenvor Lachen zum Teil nur so flossen.
Natürlich behandelt der Film mit der Diagnose "Burnout" ein heikles Thema, eine Diagnose unter der viele Mitbürger schwer zu leiden haben und vielleicht stoßen sich viele schon deshalb am Titel "HAPPY Burnout". Aber man sollte den Film nun wirklich nicht so ernst nehmen. Weder verharmlost er diese Krankheit in irgendeiner Weise noch macht er sich über Menschen, die darunter leider, lustig - eigentlich eher im Gegenteil schafft er in gewisser Weise auch ein Bewusstsein für Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden.
Die Hauptfigur des Films ist der Altpunk "Fussel", der Arbeit meidet, wo es nur geht, und versucht fröhlich in den Tag zu leben. Dass er dabei eigentlich nur vor seinen eigenen Problemen (dem Tod seiner Frau und seiner achtjährigen Tochter, die bei der Großmutter lebt) davonläuft, wird ihm erst im Verlaufe des Films deutlich. Zu Beginn muss er erst einmal vermeiden, dass er vom Arbeitsamt alle Leistungen gestrichen bekommt. Die Lösung, die er mit seiner Sachbearbeiterin ausheckt, ist die Diagnose "Burnout" aufgrund eines zu hohen sozialen Engagements für seine Mitbürger. Mit diesem Trick kommt Fussel nicht nur durch, er bekommt auch noch einen Klinikaufenthalt zur Rehabilitation verordnet. Dort nimmt dann das "Verhängnis" seinen Lauf. Während der Altpunk meint, allen eine große Show vorspielen zu können, wird er von der seine Gruppe dort betreuenden Psychologin rasch durchschaut. Zu seinen Mitpatienten knüpft Fussel bald enge und feste Bindungen und mischt mit seiner unorthodoxen Art den Klinikalltag gehörig auf. Er schafft es, dass einige Mitpatienten sogar Therapiefortschritte machen. Als sein Zimmergenosse dann aber einen Selbstmordversuch unternimmt, flieht Fussel, da er sich seiner Rolle in der Klinik nicht mehr gewachsen sieht.
Diese kurzen Hinweise zum Inhalt klingen am Ende ernster als sie sich beim Schauen des Films darstellen. Alles in allem gibt es wunderbar komödiantische, sogar slapstickartige Momente, die sich mit herzerwärmenden Szenen abwechseln. Eine Komödie, bei der man auf keine Minute wirklich verzichten möchte, auch wenn sie manchmal knapp am Kitsch "vorschrammt".
Dass sie dort nicht landet, liegt auch an dem hervorragend eingestellten Schauspielerensemble, dem man seine Spielfreude eigentlich in jeder Szene anmerkt. Allen voran natürlich Wotan Wilke Möhring als "Fussel". Auch sein Counterpart, die Ärztin Alexandra, gespielt von Anke Engelke (bei der ich sonst immer etwas skeptisch war) kann überzeugen. Das gleiche gilt für die Mitpatienten (Kostja Ullmann, Torben Liebrecht, Julia Koschitz und Michael Wittenborn).
Regisseur André Erkau gelingt es den schmalen Grat zwischen Komödie, Tragödie und Kitsch erfolgreich entlangzuschreiten, ohne am Ende mit seiner Crew zu stürzen. Auch das Drehbuch von Gernot Gricksch kann ob seiner vielen komischen Einfälle überzeugen. Sehenswert übrigens das Bonusmaterial (zumindest bei der Blu-ray-Veröffentlichung).
Mir bzw. unserer Familie hat der Film sehr viel Spaß gemacht. Hoffentlich lassen sich nicht zu viele von der eher mäßigen Bewertung abschrecken und geben dem Film und den Charakteren eine Chance sie zu überzeugen.